Exkursion mit Förster
Schädling im Baum: So erkennt man Borkenkäferbefall schon früh

20.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:40 Uhr
Martin Hupf unterstrich den Ernst der Lage und zeigte den Befall; die Larven gleichen weißen Reiskörnern. −Foto: Fotos: Maria Frisch

Der Vize-Vorsitzende der WBV Lamer Winkel, Herbert Stelzl, eröffnete am Osserparkplatz eine Exkursion zur Bohrmehlsuche mit Forstlichem Berater Martin Hupf. Die Teilnehmer lernten viel über die Früherkennung. „Das ist wichtig, denn wir haben wieder ein sehr schweres Jahr vor uns“, war sich Martin Hupf sicher.

Die Exkursionsteilnehmer steuerten auf einen Käferbaum (Fichte) zu. Das Typische an der Borkenkäferkalamität sei, dass der Baum, in dem bereits der Schädling steckt, noch eine grüne Krone hat. „Das ist das Stadium, in dem man den Käfer noch bekämpfen kann. Wenn erst einmal die Nadeln abfallen, ist es zu spät“, sagte Hupf.



Die eigentliche Borkenkäferfrüherkennung nehme Bohrmehl ins Visier. Man findet es an der Rinde des Stamms. Bei genauer Beobachtung sind auch die minimalen Einbohrlöcher des Käfers zu finden. „Wenn man Bohrmehl sichtet, ist das Leben des Baums vorbei. Er kann sich nicht mehr erholen“, sagte Hupf. Es gebe keine andere Option, als ihn zu fällen und schnell aus dem Wald zu schaffen.

Temperatur entscheidend

Die Länge des Befalls sei temperaturabhängig. Hat es vom Anflug bis zur neuen Generation um die 30 Grad, muss der Baum in vier Wochen weg sein, sonst fliegt die nächste Generation aus. „Bei unter 18 Grad haben die Waldbesitzer zehn bis zwölf Wochen Zeit“, so der Fachmann. Harz sei ein Anzeichen dafür, dass sich der Baum noch wehrt.

Die Gruppe ging weiter zu einem liegenden Baum und zeigte an einem Stück Rinde auf ein typisches Befallsbild des Buchdruckers. „Die Reiskörner sind die Larven“, erklärte Hupf. Dann fliegt diese Generation, die jetzt als weiße Larven sichtbar war, aus. Das Entwurzeln oder Umschneiden hindert die Larven nicht an der Weiterentwicklung, außer man entrindet den Stamm.

An einem Rindenstück zeigte Hupf, wie man die normale Brut und die Geschwisterbrut unterscheidet. Erstere hat eine Rammelkammer, die Geschwisterbrut nicht. Es spreche alles für eine schnelle Aufarbeitung und den umgehenden Transport aus dem Wald. „Das ist eine wirtschaftliche Frage. Bis 30. Juni haben wir noch super Preise“, so WBV-Geschäftsführer Josef Schmid. Wie es im Juli aussieht, wagte er nicht zu prognostizieren.

Die Zwischenlager werden erst dann hinzugezogen, wenn der Verkauf mehrere Wochen stockt. Die WBV verfüge seit drei Jahren über zwei solcher Flächen, nämlich in Lam (Heros) und in Arrach (zwischen Recyclinghof und Rewe). „Dort kann man Käferholz lagern“, si Schmid. Vom Staat gebe es eine Förderung, jedoch nur, wenn der Käfer noch im Holz ist. Die Anlieferung muss mit Josef Schmid abgesprochen werden.

Kritik an Staatswald

Die Waldbesitzer kritisierten die mangelhafte Aufarbeitung im Staatswald. Was für die Privatwaldbesitzer gilt, solle auch im Staatswald so sein. Das sei jedoch nicht der Fall. Dem Privatwaldbesitzer werde Ersatzvornahme angedroht, und der Staat mache von der Ausrede Gebrauch, ihm stünden zu wenige Holzhauer zur Verfügung.

Wenn der Buchdrucker im Stamm ist, wird der Baum rot. Es zeigt sich ein typisches Gangsystem, das wie ein Buch aussieht. Beim Kupferstecher verfärbe sich der Baum von oben herab braun.

Der männliche Pionierkäfer sucht sich einen Baum und legt die Rammelkammer an. Es sind meistens Bäume, die schon eine Vorschädigung haben. Er lockt das Weibchen mit Duftstoffen, die er über das Bohrmehl aussendet. Der Baum werde von unten bis oben komplett besiedelt. Dann passiert der Umkehrschluss, nämlich dass die Käfer im Holz mittels anderer Duftstoffe mitteilen, dass kein Platz mehr ist. Somit fliegen die Schädlinge zu den Nachbarbäumen.

„Dadurch entstehen Borkenkäferlöcher“, betonte Hupf. Erwiesen sei, dass die Bäume ihrerseits Duftstoffe abgeben. Den Duftstoff der Fichte könne man chemisch herstellen und mache ihn sich für die Borkenkäferfallen zunutze.

Der Käfer überwintert in jedem Stadium, sei es als Larve, als Puppe oder erwachsener Käfer. Larven befinden sich unter der Rinde. „Das sind jene Bäume, von denen überraschend die Rinde abfällt. Sie müssen schnellstmöglich gefällt werden“, so der Förster. Die erwachsenen Käfer ziehen sich meistens zurück in die Bodenstreu. Mitte bis Ende April starte dann der Schwärmflug. Das geht bei 16 Grad los. Allerdings braucht der Käfer eine gewisse Tageslänge. Die Eiablage benötigt ein bis zwei Wochen, der Larvenfraß drei bis fünf Wochen, die Verpuppung eine bis zwei Wochen, der Reifefraß des Jungkäfers dauert ebenso eine bis zwei Wochen. Nachdem sie sich Kraft angefressen haben, schwärmen sie wieder. In dieser Zeit werden parallel Geschwisterbruten angelegt. „Je weiter das Jahr fortschreitet, desto mehr Stadien von Borkenkäfern entstehen und es wird immer schwieriger, sie zu bekämpfen“, so Hupf.

Derzeit noch Zugriff

Momentan befinde man sich im Lamer Winkel noch in einer Phase, in der die Waldbesitzer relativ viel Zugriff haben. Wenn sich die Jungkäfer aufmachen, wird es schlimmer. „Der Vermehrungsfaktor ist 100 000 Nachkommen aus einem Weibchen innerhalb eines Jahres“, sagte Hupf. Laut LWF reichen 500 bis 1000 Buchdrucker aus, um eine Altfichte absterben zu lassen. Aus einer befallenen Altfichte können mehr als 20 000 Jungkäfer ausfliegen. Ein kranker Stamm könne also 20 weitere infizieren.

− kfl