Kommune Schorndorf hat aktuell keinen Ehrenbürger
Hauptlehrer Michael Straßer (1853-1937), lange Zeit Lehrer und Feuerwehrvorstand, war der Letzte, dem diese Ehre zuteil-geworden ist.

Schorndorf.Die Ehrenbürgerschaft ist die höchste Auszeichnung einer Kommune. Schorndorf hat derzeit keinen Ehrenbürger, und auch die letzte Persönlichkeit, die sich in herausragender Weise um das Wohl der Bürger und das Ansehen des Ortes verdient gemacht hat, ist mit dem Hauptlehrer Michael Straßer bereits vor über acht Jahrzehnten gestorben.
Hauptlehrer Michael Straßer wurde am 9. Mai 1853 in Fronau geboren. 1884 kam er an die Schule in Schorndorf und wurde noch im gleichen Jahr zum Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr gewählt. Lehrer Straßer war auch viele Jahre Gemeindeschreiber der Gemeinden Schorndorf, Hötzing und Neuhaus. Am 26. Mai 1909 konnte er drei besondere Jubiläen feiern: 25 Jahre Lehrer in Schorndorf, 25 Jahre Vorstand der Feuerwehr Schorndorf und die Ernennung zum Ehrenbürger der Gemeinde Schorndorf.
Der Tag der Ernennung
Über diesen besonderen Ehrentag berichtet das Chamer Tagblatt im Mai 1909 wie folgt: „Einen Jubel- und Ehrentag, in seinem Verlaufe einzig in seiner Art, beging am gestrigen Tage die hiesige Pfarr- und Schulgemeinde. 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert, werden es nämlich schon, dass der hochverdiente Herr Hauptlehrer Straßer als altbewährter Lehrerveteran hier am Fuße des schönen Bayerwaldes ausübte den idealen und verantwortungsvollen Beruf des Lehrers und Jugenderziehers.
Nachdem die Schuljugend von Schorndorf, eröffnet von Fähnlein schwingenden Knaben, und die von Musik begleitete hiesige Feuerwehr Herrn Bezirkshauptmann Salb, Hochw. Herrn Stadtpfarrer und Schulinspektor Seidl von Cham festlich empfangen hatten und der Jubilar aus Kindesmund begrüßt und beglückwünscht war, begann um 10 Uhr in der herrlich und sinnvoll dekorierten Marien-Pfarrkirche der Fest- und Dankgottesdienst, wobei die Missa in hon. St. Wolfgang von Michael Haller von der Seite der benachbarten Lehrerschaft zur präzisen Aufführung gelangte.
Hernach Paradezug zum Baumgartner’schen Gasthause, vor dessen Stufen Hochw. Herr Pfarrer Gammel in beredten Worten den Gefühlen, der Hochachtung und Dankbarkeit gegen den Jubilar herzlichen Ausdruck verlieh sowie rührend dessen Pflichttreue und Berufsfreudigkeit hervorhob, wodurch derselbe eine Zierde des Lehrerstandes geworden. Herr Bürgermeister Steinkirchner von Schorndorf überreichte ihm zur Anerkennung seiner großen Verdienste die Urkunde des Ehrenbürgerrechts und die Präsente des Schulbezirks.
Im Saale ergriff sodann der Jubilar das Wort und gab in tief erschütternden Worten einen kurzen Rückblick auf seine 25-jährige Lehrertätigkeit. Ohne es zu wollen, stellte er sich dadurch ein herrliches Zeugnis aus und verriet, mit welcher Liebe er an seinen Kindern gehangen.“
Hauptlehrer Michael Straßer starb am 9. Juli 1937 im Alter von 84 Jahren und wurde auf dem Schorndorfer Friedhof in der Nähe des Zugangs zur Sakristei beerdigt. Die letzte Ruhestätte fanden in dem Grab auch seine Frau Babette (gestorben 1942) und seine Tochter Maria (gestorben 1960).
Gemeindearchivar Tobias Kraus regte Anfang der 2000er Jahre beim Schorndorfer Rat an, dass für das Grab des Ehrenbürgers eine Nachfolgelösung gefunden werden sollte. Die Grabstelle wurde aufgelöst, heute befindet sich an dieser Stelle das Priestergrab des 2014 gestorbenen BGR Am-bros Fröhlich. Der Grabstein bzw. die Granitplatte von Ehrenbürger Michael Straßer sollte laut übereinstimmendem Beschluss von Kirchenverwaltung und Gemeinderat eigentlich an der Wand der sanierten und kulturhistorisch bedeutsamen Seelenkapelle angebracht werden. Dieses Vorhaben wurde allerdings nicht umgesetzt.
Neue Gedenkstätte geplant
Nun wird eventuell ins Auge gefasst, die Granitplatte des Ehrenbürgers Michael Straßer im Bereich der neu angelegten Urnengrabanlage im Anschluss an die Gräber an der Friedhofsmauer anzubringen.
Straßer hat 1909 einen Fragebogen des Königlichen Bezirksamts Cham zum Heimatschutz beantwortet. Nachfragen zu Fest- und Feiertagen wurden von ihm so beantwortet: „Fest- und Feiertage werden ohne Beimengung von weltlicher Feierlichkeit begangen. Am Dreikönigsfest findet kein Umzug statt. Ein Glaube an Perchten ist gänzlich unbekannt. An Ostern werden hier Eier gefärbt, nur diejenigen Eier, welche die Hühner am Gründonnerstag legen, werden geweiht; jeder Hausgenosse bekommt am Ostersonntag ein Ei zum Essen.“ (cls)
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