Landtagswahl Showdown für Chams Politiker im Kino
Sieben Kandidaten der großen Parteien stritten bei der Talk-Runde des Bayerwald-Echos um die Stimmen unentschlossener Wähler.

Cham.Am Ende gab es für die Zuschauer den Zündstoff, der einen guten Blockbuster ausmacht: Farbenspiele, Wortgefechte und auch den einen Gänsehaut-Moment. Sieben Direktkandidaten der großen Parteien traten am Dienstagabend im Chamer Kinocenter auf die Bühne, wo für knapp 100 Zuschauer ein Kinobesuch der politischen Art auf dem Programm stand.
Bei der Podiumsdiskussion des Bayerwald-Echos mussten die Politiker den Fragen der Redakteure Martin Hladik und Johannes Schiedermeier Rede und Antwort stehen sowie Fragen aus dem Publikum beantworten. Wobei Kandidaten aller Parteien vertreten waren, die bereits in einem deutschen Parlament sitzen: Marius Brey (Linke), Michael Doblinger (Grüne), Dr. Gerhard Hopp (CSU), Franz Kopp (SPD), Josef Lankes (AfD), Robert Riedl (FW) und Alfred Stuiber (FDP).
Politische Risse in Familien
Kurz vor der Landtagswahl gingen „politische Risse“ durch ganze Familien, erklärte Redaktionsleiter Frank Betthausen bei seiner Begrüßung. Nach den aktuellen Prognosen werde die Parteienlandschaft in Bayern nach der Wahl durcheinander geraten.
„Darunter gibt es eine Partei, die so stark polarisiert wie kaum eine zuvor“, erklärte Betthausen mit Blick auf die AfD. Die Aktion soll einen Beitrag zur Diskussionskultur im Landkreis bieten, sagte der Redaktionsleiter und appellierte an die Bürger, am 14. Oktober wählen zu gehen: „Machen Sie von Ihrem wichtigsten Bürgerrecht Gebrauch und erhalten Sie die Demokratie“.
Der Startschuss in der Talk-Runde fiel mit einer Kurzvorstellung der Personen, ehe die Kandidaten Farbe bekennen mussten. Wie stehen die Politiker zum Einfluss der EU? Was halten sie von Wertekunde für Zuwanderer und unterstützen sie Horst Seehofer? Insgesamt sieben Fragen der Redakteure sollten die Kandidaten mit Karten beantworten, wobei grün für „stimme zu“, gelb für neutral, und rot für „lehne ich ab“ stand.
Die Podiumsdiskussion zum Wahl-Endspurt
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Auswahl:
Eingeladen wurden Direktkandidaten, deren Parteien in einem deutschen Parlament vertreten sind. -
Kandidaten:
Marius Brey (Linke), Michael Doblinger (Grüne), Dr. Gerhard Hopp (CSU), Josef Lankes (AfD), Franz Kopp (SPD), Robert Riedl (FW) und Alfred Stuiber (FDP). -
Programm:
Nach einer kurzen Vorstellung mussten die Kandidaten in einer Schnellfrage-Runde sieben Fragen mit Karten beantworten. Nach den anschließenden Einzelfragen durfte das Publikum Fragen an die Politiker stellen. Themen hier waren Frauenquote, Energiewende und Ärztemangel auf dem Land.
Für Aufsehen sorgte dabei die Reaktion Gerhard Hopps, der einer Unterstützung Horst Seehofers nach der Wahl eine gelbe Karte zeigte. Seehofers Verhalten habe dem Wahlkampf der CSU in Bayern keinen Rückenwind gegeben und die Sachthemen in den Hintergrund gerückt. „Nach der Wahl wird es eine Debatte in der Partei geben müssen, wie es mit der Personalie weitergeht“, kündigte der CSU-Politiker an.

AfD-Kandidat Josef Lankes erteilte einer möglichen Unterstützung Seehofers eine rote Karte, auch wenn dieser der AfD in die Hände gespielt habe. „Seehofer hat für uns gearbeitet, das war ganz gut so. Aber deswegen kommt eine Koalition für mich nicht in Frage“, sagte Lankes.
Breit diskutiert wurde auch die Frage, welche Rolle die EU künftig haben soll. Während sich alle anderen Kandidaten für den künftigen Einfluss der EU einsetzen wollen, erteilte nur Lankes Brüssel eine klare Absage. Die EU sei eine zentralistische Regierung nach „sowjetischem Vorbild“ und demokratisch nicht gerechtfertigt. Offene Grenzen und freien Warenverkehr habe es früher schon gegeben. „Stattdessen zahlen wir für diesen Schwachsinn“, kritisierte Lankes.
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Hopp attackierte den AfD-Politiker mit Verweis auf die Bedeutung der EU für den Landkreis. Die EU sei kein Schwachsinn, sondern das „höchste Gut, das wir haben“. „Europa muss in Fragen der Grenzsicherung und einer gerechten Verteilung der Flüchtlinge stärker werden. Es braucht mehr Kompetenzen in der Außenpolitik und weniger in den kleinen Fragen“, sagte Hopp.
Marius Brey kritisierte die Einführung einer Währungsunion vor einer Sozialunion als großen Geburtsfehler der EU. Eine Rückkehr zu den Nationalstaaten sei für ihn aber keine Option. Wichtig sei ihm, die EU auch als Werte-Union zu stärken. „Ich werde mich deshalb für die Freizügigkeit der Menschen und der Waren in Europa einsetzen.“ Doblinger, Stuiber und Riedl betonten die Rolle der EU als Garant für Frieden in Europa. „Ich liebe die Freiheit und die gibt es nur in einem vereinten Europa“, sagte Riedl.
Saal verstummt bei Nazi-Frage
Zwischenrufe aus dem Publikum erntete AfD-Kandidat Josef Lankes nach der Frage, wie er zu den Vorfällen in Chemnitz stehe. Riedl warf der Partei vor, Seite an Seite mit dem braunen Mob marschiert zu sein. „Da gingen unbescholtene Bürger auf die Straße. Wenn der Verfassungsschutz kommt, können die nichts dafür“, antwortete Lankes.
Stumm wurde es im Saal, als der AfD-Kandidat erklärte, was er unter rechts verstehe: „Der Faschismus ist im Sozialismus geboren, Nazis sind deswegen links. Wir sind die bürgerliche Mitte“ – „was soll man da noch sagen?“, fing Franz Kopp den Tenor der anderen Kandidaten ein.
„Ich liebe die Freiheit und die gibt es nur in einem vereinten Europa“
Franz Kopp erteilte einem Bündnis mit der CSU eine klare Absage: „Nach den Erfahrungen in Berlin, können wir das nicht ernsthaft wollen.“ Marius Brey zeigte unerwartete Sympathien für die FDP. „Wenn da alle so drauf wären wie der Alfred, hätte ich kein Problem damit.“ Robert Riedl schloss eine Koalition mit der CSU nicht aus, machte aber deutlich, dass seine Partei bereit sei, die staatstragenden Parteien zu kontrollieren.
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