Natur
So kann sich Wald für die Zukunft wappnen

Waldmünchener Waldbauern setzen auf „Zukunftsbäume“ – sogenannte Bedränger müssen entnommen werden.

19.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:57 Uhr
Im Privatwald von Stefan Ertl fand eine Fortbildungsveranstaltung der WBV statt. −Foto: Franz Bucher

„Durchforstung und Waldumbau als Risikovorsorge“: So lautete das Thema einer Fortbildung, zu der die Waldbauernvereinigung (WBV) Waldmünchen in Kooperation mit der Forstverwaltung eingeladen hatte. Die Veranstaltung fand im Privatwald des Vize-Vorsitzenden Stefan Ertl statt.

Neben den Waldbauern waren auch WBV-Berater Jürgen Köbler und Tobias Metzke sowie Privatwaldbetreuer Peter Schön gekommen. Waldbesitzer Stephan Ertl zeigte in der ersten Teilfläche, die vor 50 Jahren mit Fichten gepflanzt wurde, den Baumbestand auf, der wenig durchforstet und aus dem wenig entnommen wurde. Förster Köbler zeigte auf, dass durch gezieltes Entnehmen die Zukunftsbäume gefördert werden. Die Entnahme solle sich auf den Zuwachs der schönen Bäume konzentrieren. A und O sei das Anlegen von Rückegassen. Die Bestandspflege solle früh, mäßig und oft erfolgen. Ein Eingriff nach 50 Jahren komme zu spät. „Über die Pflege in die Verjüngung, das ist das Gebot“, sagte er. In diesem Zusammenhang informierte Köbler über das Standortinformationssystem, eine komplexe Zusammenstellung von Flächen und Sachinformationen zu den Themen Baumartenwahl, Boden und Klima.

Das Standortinformationssystem, hilft, Chancen und Risiken bei der Zusammenstellung klimaangepasster Baumartenportfolios im Rahmen der Beratung gegeneinander abzuwägen. Als Expertensystem liefere es Grundlagen für eine abgesicherte Beratung des Waldbesitzers. Im Fokus stehe die zentrale Frage der Forstbetriebe: Welche Baumartenmischung birgt im Hinblick auf den Klimawandel das geringste Betriebsrisiko und kommt mit den Standortbedingungen der Zukunft am besten zurecht?

Das Standortinformationssystem baut auf verfügbaren Daten zu Bodeneigenschaften, Geologie, Vegetation und Klima auf. Es ermöglicht, vor Ort viele Flächeninformationen zu einem Flurstück oder zur Region anzuzeigen.

Die Themenkarten umfassen Karten zum standörtlichen Anbaurisiken Boden und Klima, Sandortübersichtskarte, Kalkung, Bodenart, Wasserhaushalt und Basenausstattung. Ziel des Waldgesetzes für Bayern sei es, einen standortgemäßen und möglichst naturnahen Zustand des Waldes wiederherzustellen. Es sehe nicht so isoliert die einzelnen Baumarten, sondern das mögliche Zusammenspiel aller standortgemäßen Nadel- und Laubbäume zu gemischten, klimatoleranten und zukunftsfähigen Waldbeständen.

In einem weiteren Waldstück mit 50-jährigem Bestand, das vor zehn Jahren durchforstet wurde und in dem Rückegassen angelegt wurden, wurde deutlich, dass nach der Pflege die Zielstärke früher erreicht wird. „Auch heuer sind wieder einige Bäume freigestellt worden“, so Ertl. Ein Problem sei allerdings der Verbiss.

In einem 25- bis 30-jährigen Bestand zeigten die Förster Jürgen Köbler und Tobias Metzke auf, was bei einer Durchforstung zu beachten ist. So werden die „Bedränger“ entnommen, sogenannte Zukunftsbäume bleiben stehen. Pro Hektar sollten 100 Zukunftsbäume stehen. Privatwaldbetreuer Peter Schön informierte über die Fördermöglichkeiten. (wbf)