Trenck Waldmünchen
So trainieren die Trenck-Pferde

Für das Trenck-Festspiel müssen Pferde und Reiter üben. Die lange Coronapause bringt besondere Herausforderungen.

10.05.2022 | Stand 15.09.2023, 5:13 Uhr
Benjamin Schlegl
In der Ausbildung wird mit allen möglichen Utensilien gearbeitet. −Foto: Benjamin Schlegl

Seit vielen Jahrzehnten schon hat die Trenck’sche Reitabteilung ihr Domizil bei der Familie Bauer in Blumlohe. Dort werden die insgesamt fünf vereinseigenen Pferde rund um die Uhr bestens versorgt. Genauso aber können dort alle Neugierigen die Reitkunst unter fachlicher Anleitung erlernen. Denn das Team um Angelika Haberl hat schon viele Reiterinnen und Reiter hervorgebracht, darunter natürlich auch viele Hauptdarsteller.

Im Gegensatz zum Trenckplatz kennt man in Blumlohe keine Festspielsaison. Die Vierbeiner sind besondere Lebewesen und sorgen dafür, dass bei der Familie Bauer das ganze Jahr über Hauptsaison herrscht. Dies betrifft nicht nur die Versorgung der vereinseigenen Pferde, von denen die Reitabteilung aktuell fünf besitzt. Dies betrifft auch die Reitausbildung, die seit vielen Jahren schon von Angelika Haberl (ehemals Bauer) organisiert und ausgeführt wird.

Pferde wollen gefordert werden

Für die Pferde ist es von enormer Bedeutung, sich nicht nur auf den weitläufigen Wiesen zu bewegen und Gras zu fressen, sondern eben auch gefordert werden. „Wir haben wöchentlich mehrere Reitstunden, Sommer wie Winter“, erzählt Angelika Haberl. Vor allem viele junge Mädchen verfallen dem Reitsport und der Liebe zu den Pferden. Die Trenckpferde sind ideal dafür geeignet, das Reiten zu erlernen, auch weil sie es gewohnt sind, unterschiedlichste Personen auf ihrem Rücken zu wissen und weil sie durch die wilden Reiterszenen auf der Festspielbühne eine gewisse Stresstoleranz haben. „Trotzdem hat aber natürlich jedes Pferd seinen eigenen Charakter, und gerade jüngere Pferde müssen intensiv trainiert und in ihrem Verhalten geformt werden“, erzählt die Ausbilderin.

Für die Reitstunden steht auch Martina Hofstetter zur Verfügung, die ebenfalls über langjährige Erfahrungen bei der Ausbildung von Reiterinnen und Reitern besitzt. Auch sie kennt die Eigenarten der fünf vereinseigenen Pferde sehr gut. Da ist zum Beispiel der dunkelbraune „Antyk“, das jüngste Pferd der Reitabteilung, der manchmal noch ungestüm agiert und daher möglichst einen erfahrenen Reiter braucht. Oder aber „Samson“, der vor Kraft nur so strotzt und der gerade bei den Reiterszenen gekonnt durchpariert werden muss. Es ist daher auch logisch, dass nicht jedes Pferd als „Kathi-Pferd“ eingesetzt werden kann, da der Ritt mit dem Damensattel ein sehr anspruchsvolles Unterfangen ist.

Dann ist da noch die Frage nach dem geeigneten Trenck-Pferd, das eigentlich nur ein Schimmel sein kann, damit die Reiterszenen des Hauptdarstellers besonders zur Geltung kommen. Seit zehn Jahren übernimmt dies das Pferd „Belacek“, dessen Pate der ehemalige Schirmherr Joe Kaeser ist und der seit dem Jahr 2010 seine Heimat in Blumlohe hat. Durch die intensive Ausbildung, auch mit Darsteller Werner Zellmer, hat sich der Schimmel zu einem sehr zuverlässigen Trenck-Pferd entwickelt. Für die Mädchen in der Abteilung sind vor allem die Ritte hin zu den Aufführungen und dann bei Nacht wieder zurück nach Blumlohe ein Highlight. Schließlich muss auch das organisiert werden, denn ein Transport der Pferde in einem Anhänger ist schlichtweg nicht möglich. Gleichzeitig sind die Vereinspferde dann schon „eingeritten“ und können am Festspiel von den Rollenträgern übernommen werden.

Dass die Pferde möglichst von allen, die groß genug sind, geritten werden können, ist für den Reitbetrieb von großer Bedeutung. In der Reitausbildung lehren die beiden Reitlehrerinnen nicht nur den richtigen Umgang mit dem Pferd, sondern auch alles, was noch so dazugehört: Das richtige Putzen der Pferde, Hufe waschen und einfetten oder aber die Pflege von Sattel und Zaumzeug. Jedes Vereinspferd hat seine eigene „Ausstattung“, damit es optimal beritten werden kann. Es herrscht Ordnung im Stall – und auf dem dazugehörigen Sandplatz, der auch beleuchtet werden kann, was insbesondere im Winter von Vorteil ist. Denn der Sandplatz ist die zentrale Ausbildungsstätte, erst nach einiger Zeit dort ist dann für neue Reiterinnen und Reiter ein Ausritt in die Natur möglich. Gerade die Umgebung von Blumlohe bietet hier tolle Möglichkeiten, auszureiten. Es ist alles dabei, von Trampelpfaden über längere Galoppstrecken bis hin zu steilen Waldwegen. Vermutlich ist es dieses besondere Naturerleben, was vielen auch die Grundlage für den Reitsport ist. Im Gegensatz zu Gebieten in der Nähe von Ballungszentren gibt es kaum Sperrungen für das reitende Volk.

Die Festspiele nahen

In den kommenden Wochen stehen für Pferde und Reiter aufregende Tage bevor: Die Festspiele nahen und so müssen nach zweijähriger coronabedingter Abwesenheit die Örtlichkeiten am Festspielplatz besucht und eintrainiert werden: Der Weg von Blumlohe zum Trenckplatz genauso wie die Abläufe auf dem Festspielgelände. Hierzu wird es mehrere Proben geben. Und dann müssen sich die Pferde auch noch an die neue Lichttechnik gewöhnen. Alles in allem also herausfordernde Zeiten.