Rechtsserie
So wirken sich teure Preise auf den Versicherungsschutz aus

01.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:32 Uhr
Versicherungen rechnen prozentual ab - das kann zum Problem werden. −Foto: Arne Dedert/dpa

Als erstes hat man es wohl im Bauhandwerk gespürt. Es schien plötzlich und ohne große Vorwarnung zu kommen, hatte aber dennoch schwerwiegende Auswirkungen: enorme Preissteigerungen bei benötigten Materialien.

Inzwischen hat das Problem quasi jede Branche erreicht. Egal ob Produktionsbetrieb, Gastronomie oder Einzelhandel – ja sogar Papier ist knapp und teuer geworden. Durch den Ukrainekonflikt wurde die angespannte Situation um verfügbare Materialen noch weiter angeheizt. Selbst wenn hier wieder Ruhe einkehrt, darf davon ausgegangen werden, dass die Situation aufgeheizter Material- und Warenpreise noch länger erhalten bleibt.



Wer benötigtes Material bekommt, wird dies sehr viel teurer bezahlen müssen, als er das lange gewohnt war. Wer nötiges Produktions- oder Baumaterial beziehungsweise benötigte Waren bekommt, kann zumindest weiterarbeiten. Die Mehrkosten müssen zwangsweise an den Kunden weitergegeben werden. Für diesen nicht schön – aber das sind eben die Zeiten, in denen wir leben. Für Sie kann sich durch die Preisanstiege allerdings ein Problem in Ihrem Versicherungsschutz einstellen, das Ihnen vermutlich gar nicht bewusst ist.

Was kann passieren? Ihre gewerbliche Inhaltsversicherung deckt all Ihre betriebliche Habe, also Einrichtung, Werkzeuge, Vorräte…, sofern dafür kein speziellerer, separater Schutz gewählt wurde. Der Deal mit dem Versicherer ist dabei sehr einfach: Er bietet Schutz für alles gegen die gewählten Gefahren und erwartet dafür, dass die Versicherungssumme korrekt angegeben wurde. Stimmt sie nicht mehr, weil es zusätzliche Anschaffungen gab, zusätzliches Material eingelagert wurde oder eben die Preise explodierten, droht Unterversicherung! Dieses fatale Problem können Sie durch eine Neueinwertung und gegebenenfalls eine anschließende Anpassung Ihrer Versicherungssumme ganz einfach vermeiden.

Kalkulieren Sie Ihren Bestand mit aktuellen Preisen durch und informieren Sie Ihre Versicherung entsprechend. Es ist wichtig, dass Sie über mögliche Auswirkungen auf Ihren Versicherungsschutz im Bilde sind, damit Sie entsprechend positiv darauf einwirken können.

Was ist Unterversicherung?

Unterversicherung ist im Grunde schnell erklärt: Ein Versicherer setzt voraus, dass zum Beispiel in Ihrer Inhaltsversicherung Ihre Gesamtwerte abgesichert werden. Daher muss die Versicherungssumme zu den tatsächlich vorhandenen Neuwerten passen. Gibt es hier eine Differenz und die Versicherungssumme ist zu niedrig gewählt, zahlt der Versicherer auch nur diesen entsprechenden prozentualen Anteil am Gesamtwert.

Haben Sie eine Versicherungssumme von 100000 Euro, bräuchten durch Preissteigerungen aber eigentlich 130000 Euro, werden auch bei einem Schaden von 100000 Euro nur 70000 Euro erstattet, da Ihnen ja 30 Prozent Versicherungssumme im Vertrag fehlen.

Ist Unterversicherungsverzicht vereinbart, stellt die Versicherungssumme in oben genanntem Beispiel die zu niedrige Erstattungsobergrenze dar.

Die Artikel-Serie und der Autor

Unsere Serie„Alles, was Recht ist“ haben wir im Jahr 2017 wieder aufleben lassen – mit altbekannten und einigen neuen Autoren. Sie erscheint immer samstags im Landkreis-Teil. In einer Woche – in der Ausgabe vom 9. Juli – schreibt Rechtsanwältin Martina Niemeier-Greiner ihren nächsten Beitrag. Es geht um das Thema Preissteigerungen und Festpreis-Vereinbarungen.

Autor:Karl Wutz ist Versicherungsmakler und Experte für Gewerbliche und Industrielle Sachversicherung (DMA).

Fachgebiete:Er betreut überwiegend mittelständische Unternehmen und bietet spezielle Deckungskonzepte über alle Versicherungssparten und Branchen.

Kontakt:Karl Wutz, Versicherungsmakler, Chamer Höhe 2, Traitsching/Wilting, Tel. (0 99 71) 39 29 90 0, E-Mail info@wutz-versicherurungsmakler.de