Kulturwochenende
Staatsbesuch aus Litauen im Konzerthaus

Kunstminister Bernd Sibler empfing hohen Besuch aus dem Baltikum in Blaibach. Zu hören gab es experimentelle Klänge.

22.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:00 Uhr
Alois Dachs
Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, Litauens Vizeminister für Kultur, Albinas Vilcinskas, Litauens Honorarkonsul in Bayern, Benjamin Wittstock, Fotograf Gintaras Cesonis, Bürgermeister Josef Speckner, Thomas E. Bauer und die Leiterin der litauischen Delegation (v. re.) −Foto: Alois Dachs

Musikalische und visuelle Erlebnisse einer ganz besonderen Art bescherte das „Litauische Wochenende“ imBlaibacher Konzerthausden zahlreichen Besuchern. Am Samstag besuchten der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, und der Vizeminister für Kultur der Litauischen Republik, Albinas Vilcinskas, das Konzerthaus und die Mitglieder des Ensembles Synaesthesis, des Kammerchors Aidija sowie die Ausstellung „Ancient Woods – Alte Wälder“ des Meisterfotografen Gintaras Cesonis.

Der Fotokünstler beschäftigt sich in seiner Ausstellung im Foyer des Konzerthauses mit charakteristischen Bäumen in seiner Heimat Litauen und im Bayerischen Wald. Dabei nutzt Gintaras Cesonis, der mit seinen Bildern auch beim Projekt „Kaunas – Europäische Kulturhauptstadt 2022“ vertreten sein wird, eine besondere Technik. Die Bilder von alten Bäumen und ihren teils gewaltigen Wurzeln, die das „Kunstwerk Baum“ tragen, verarbeitete er auf großformatigen Aluminiumplatten, die den aktuellen Fotos ein Aussehen verleihen, wie sie früher mit hochwertigen Plattenkameras in Langzeitbelichtungen hergestellt wurden.

Besondere Fototechnik

Bei einem Rundgang mit dem Hausherrn Thomas E. Bauer, den Kulturpolitikern und dem Honorarkonsul der Republik Litauen im Freistaat Bayern, Benjamin Wittstock, erklärte der Fotograf die Motivation für diese besondere Fototechnik, die im Foyer des Konzerthauses bewundert wurde.

Inzwischen sei aber nicht nur das architektonische Konzept des Konzerthauses Blaibach mehrfach ausgezeichnet worden, auch das musikalische Angebot erreiche Dank der guten Verbindungen von Thomas E. Bauer in der internationalen Musikszene Weltklasse-Niveau.

Finale des Aktionsjahres „Litauische Kultur in Bayern 2021“

Das Litauische Kulturwochenende in Blaibach war das Finaledes Kulturjahres „Ohne Distanz: Litauische Kultur in Bayern 2021“, das trotz der vielfachen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zu einem vollen Erfolg wurde. Verschiedene Künstler und Ensembles hatten bei über 20 Auftritten in München, Würzburg, Nürnberg, Augsburg und Blaibach nicht nur die Vielseitigkeit der Kulturszene Litauens vermittelt, sondern auch für das Projekt „Kaunas – Europäische Kulturhauptstadt 2022“ geworben.

Abtauchen auf den Grund des Meeres

Ein „Tiefenrausch der Sinne“ war bereits am Freitag die Welt-Uraufführung des Werkes „Hadal Zone“ der litauischen Komponistin Žibuokle Martinaityte im Konzerthaus Blaibach. Mit dem experimentellen Ensemble Synaesthesis aus ihrer Heimat hatte die Komponistin das eigenwillige Werk einstudiert, das sich aus Musik, Lichteffekten und „Meeresstimmen“ zusammensetzt. Ziel dieses Werkes sei es, „auf den Grund des Meeres abzutauchen“, erklärte die Komponistin von „Hadal Zone“. „Wissenschaftler klassifizieren Ozeanzonen nach Tiefe und Lichteinfall. Die fünfte, tiefste Zone wird Hadal-Zone genannt“, erklärte die Komponistin. Deshalb besteht auch ihr Werk aus fünf Teilen, die ein nahtloses Hinabgleiten in die Tiefe beschreiben und musikalisch schließlich bis zum Finale sukzessive zum tiefsten Register hinabführen.

Schon die Instrumentierung ließ erwarten, dass die Zuhörer mit außergewöhnlicher Musik konfrontiert werden würden. Neben Streichbass, Bass Tuba, Cello und Bassklarinette übernahm der Konzertflügel zeitweise die musikalische Führungsrolle.

Multivision mit Meergefühl

Die Musik war allerdings nur ein wesentlicher Teil des Gesamtwerkes, das blaue Licht zahlreicher beweglicher Scheinwerfer simulierte den Eindruck der unterschiedlichen Meerestiefen ebenso, wie natürliche Geräusche aus dem Ozean, von Stimmen der Wale, den Geräuschen von Fischschwärmen bis hin zum Wasserrauschen. Die Zuhörer verfolgten fasziniert, wie sie visuell, von Musik und Meeresgeräuschen begleitet, immer tiefer im Ozean zu versinken schienen, bis schließlich in der Hadal Zone Licht und tiefe, kaum mehr vernehmbare Töne, in das Finale führten.

Zum Konzert des vielfach preisgekrönten Kammerchors Aidija hießen Thomas E. Bauer und der Vize-Kulturminister Litauens, Albinas Vilcinskas, am Samstagabend die Besucher im voll besetzten Konzerthaus willkommen.Thomas Bauer, der seit Jahren enge Verbindungen zur Musikszene in Litauen unterhält,erläuterte den Zuhörern, wie sehr Musik und Gesang das Gemeinschaftsgefühl in der nur 2,9 Millionen Einwohner zählenden Baltenrepublik prägen.

Unter Leitung von Romualdas Grazinis boten die 24 Sängerinnen und Sänger nicht nur Chormusik aus ihrer Heimat, sondern auch deutsche Lieder, unter anderem von Wolfram Wagner, Joseph Gabriel Rheinberger, Johannes Brahms oder Franz Tischhauser. Dass die männlichen Chormitglieder im einstigen „Steinhauerdorf“ Blaibach auch „rhythmische Steinmusik“ von B. Kutavicius boten, rundete den viel bejubelten Auftritt ab, drei Zugaben forderte das Publikum ein.