Beobachtung
Störche bleiben trotz Kälte im Regental

Miltachs Storchenpaar Sissi und Franz trotzt zum zweiten Mal den Naturgewalten.

17.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:22 Uhr
Auch auf dem Sportplatz des FC Miltach finden Sissi und Franz noch Futter. −Foto: J. Feiler

Im vergangenen Jahr hatte Miltachs Storchenpaar Sissi und Franz nach einer erfolgreichen Aufzucht von vier Jungstörchen auf einen beschwerlichen und auch abenteuerlichen Rückflug in die wärmeren Regionen erstmals verzichtet. Sie haben das Wagnis auf sich genommen, im Regental die Wintermonate zu überstehen. Diese geglückte Überwinterung haben beide wohl in guter Erinnerung behalten, denn sonst würden sie es in diesem Jahr nicht erneut angehen. Die Entscheidung, welches Risiko größer ist, eine beschwerliche Reise in den sonnigen Süden oder ein Verbleiben in unserer Region, hängt von etlichen Faktoren ab. So ist bekannt, dass einige Tierarten, auch die Störche, ein Gespür für klimatische Veränderungen haben.

Nicht nur die Reiserouten der Störche verändern sich, sondern auch die Brutzeiten. Bereits Anfang Februar nutze das Miltacher Storchenpaar die ersten warmen Sonnenstrahlen aus, um ihren Horst für die bevorstehende Aufzucht neu auszupolstern. Von Anfang an war auch wieder die von Familie Gödde aufgestellte Hortkamera dabei, um mit Fotos und Videos den Storchenfreunden interessante Einblicke in den Horst zu ermöglichen.

So konnte dokumentiert werden, dass das erste Ei bereits am 31. März in dem Horst zu sehen war. Insgesamt legte Storchendame Sissi fünf Eier ab. Ein Ei war wahrscheinlich nicht befruchtet, da es aus dem Horst entfernt wurde. Von den vier ausgebrüteten Küken überlebte das verspätet geschlüpfte Küken nicht die kalten und verregneten März- und Aprilwochen. Die verbliebenen drei Jungstörche entwickelten sich prächtig, was nicht nur ein Zeichen ist, dass Sissi und Franz erfahrene Storcheneltern sind, sondern auch genügend Futter im Regental gefunden haben.

Nachdem bereits im Vorjahr die Jungstörche von Markus Schmidberger vom LBV-Zentrum Mensch und Natur beringt worden waren, bekam auch in diesem Jahr der Storchennachwuchs unter Mithilfe der Drehleiter von Alexander Beier die Identifikationsringe angelegt.

Schmerzlich für alle Storchenfreunde war dagegen, als die Vogelwarte Radolfszell im Oktober mitteilte, dass einer der beringten Miltacher Jungstörche bereits im September in Malaga in Südspanien tot unter einer Stromleitung gefunden wurde.

Derzeit stehen die Vorzeichen für eine zweite erfolgreiche Überwinterung von „Sissi und Franz“ in Miltach sehr günstig. Zumindest bis Anfang Januar soll es laut Wetterprognosen zu keinem extremen frostigen Witterungsumschwung kommen. Falls doch die Wiesen und Felder tiefgefroren und hoch verschneit sein sollten, finden sie im Regen immer noch genügend Fische, um den Naturgewalten zu trotzen.

Die LBV-Kreisgruppe Cham bittet besonders in den Wintermonaten alle Hundehalter, in der Nähe von Störchen ihre Tiere anzuleinen. Auch ein unabsichtliches Aufscheuchen würde bei dem schon knappen Nahrungsangebot die Störche zusätzlich noch schwächen und ein Überleben gefährden. (cpj)