Pandemie
Tafel mit Herz sorgt für Aufsehen

Schild vom Grenzübergang Eschlkam mit der Aufschrift „Wir vermissen euch – bleibt gesund“ ist bald in Schönsee zu sehen.

10.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:13 Uhr
Bürgermeister Václav Bernard und die Gemeindeangestellten Marie Homolková und Jana Válková mit Sepp Altmann (re.) vor dem Schild mit Herz, das ein Blickfang bei der Ausstellung „Grenze ist nur ein Wort“ ist. −Foto: fhe

Es war einzigartiges Zeugnis deutsch-tschechischer Freundschaft, als am Übergang Eschlkam-Všeruby/Neumark zu Beginn der Corona-Pandemie – die Grenze wurde plötzlich geschlossen – ein Schild mit der Aufschrift „Wir vermissen euch – bleibt gesund“ aufgestellt wurde. Es weckte auch das Interesse des Nationalmuseums in Prag.

Das Museum fragte im Frühjahr in der Person von Abteilungsleiterin Lenka Šaldová bei Bürgermeister Václav Bernard nach, ob man das Schild erwerben könne, und dieser Bitte kam gerne nach. Bernard hatte die Tafel mit den Gemeindebediensteten Marie Homolková und Jana Válková vorbereitet. Das Schild ist noch bis 28. November ein Blickfang der Ausstellung mit dem Titel „Grenze ist nur ein Wort“ („Hranice je jen slovo“) und dem Untertitel „Wir sind sousede/My jsme Nachbarn“ des Nationalmuseums Prag im Tschechischen Marionetten- und Zirkusmuseum in Prachatice, Südböhmen.

Der Verein „Gäste- und Kulturführer Bayerwald“ mit Vorsitzendem Josef Altmann hatte bei einem Besuch bei Bürgermeister Bernard die Idee, eine Fahrt nach Prachatice zu unternehmen. Während Altmann das Programm ausarbeitete, nahm Karl Reitmeier zu Lenka Šaldová vom Nationalmuseum Kontakt auf. Sie ist Mitglied der Leitung des Clubs Tschechisch-Deutsche Partnerschaft.

Das Interesse an der Fahrt am Samstag war mit 50 Teilnehmern groß. Mit einem Baumgartner-Bus begann die Reise in Cham; die meisten Teilnehmer stiegen in Eschlkam zu. Große Freude herrschte, weil auch Bürgermeister Bernard mit seiner Frau sowie die Mitgestalterinnen der Tafel, Marie Homolková und Jana Válková teilnahmen.

Empfang in Prachatice

Nach dreistündiger Fahrt wurde Prachatice mit dem Tschechischen Marionetten- und Zirkusmuseum am Stadtplatz erreicht. Lenka Šaldová aus Prag freute sich über die Gäste. Sie erinnerte daran, als die Grenze wegen Corona geschlossen war. In dieser Zeit habe es die Samstage der guten Nachbarschaft an der Grenze gegeben. In der Ausstellung waren viele Fotos von diesen Begegnungen an 18 verschiedenen Orten zu sehen.

Dabei sorgten neben dem Schild auch riesige Holzhände, mit denen man sich über die Grenze die Hände reichen konnte, für Bewunderung. Die Grenzschließungen nannte sie einen Angriff auf die Bevölkerung. Die Ausstellung „Grenze ist nur ein Wort“ werde noch an weiteren Orten zu sehen sein: in Jablonec nad Nisou im Haus der deutsch-tschechischen Verständigung und im Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee.

Šaldová stellte auch den Club Tschechisch-Deutsche Partnerschaft vor, bei dem sie in der Leitung vertreten ist. Der Club gehörte zu den Organisatoren der Samstage für gute Nachbarschaft im Grenzgebiet. Auch diesen widmet sich die Ausstellung.

Auf ihren Vorschlag hin wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei die eine zunächst die Dauereinrichtung „Tschechisches Marionetten- und Zirkusmuseum“ besichtigte und die andere die Wechselausstellung „Grenze ist nur ein Wort“.

Das Marionetten- und Zirkusmuseum ist die einzige Ausstellung in der Tschechischen Republik, die die Geschichte von Zirkus und Zauberei kartiert – noch dazu im Zusammenhang mit der Präsentation der ruhmvollen Vergangenheit der tschechischen Marionetten von Wanderpuppenspielern bis zu ständigen Puppenszenen. Das Museum vereint auf zwei Stockwerken drei spezifische Welten, in denen tschechische Künstler eine große Rolle spielten: die Welt des Puppentheaters, des Zirkus und der Zauberei.

Einkehr im Schwarzen Bären

Nach der Museumsbesichtigung folgte eine Einkehr im Restaurant Schwarzer Bär. Danach gab es noch eine eineinhalbstündige Führung in Prachatice mit Stadtführerin Soa Kabelová, die sich in erster Linie auf die historischen Gebäude am Stadtplatz und deren Geschichte beschränkte. Dabei erfuhren die Reiseteilnehmer, dass Prachatice, das heute 11 000 Einwohner zählt, in der Vergangenheit ein wichtiger Ort am Goldenen Steig, einem alten Handelsweg zwischen Passau und Prag, war. Einen Namen machte sich die Stadt mit dem Salzhandel.

Interessant zu erfahren war, dass Prachatice über ein Stadttheater verfügt. Besondere Bauwerke sind das Alte Rathaus mit der Darstellung der Tugenden und das Neue Rathaus mit den Figuren sieben bedeutender Männer aus Prachatice. Zum Abschluss wurde die prächtige Dekanatskirche St. Jakobus besucht.

Nach der Stadtführung wurde die Heimreise angetreten, die über Kašperksy Hory/Bergreichenstein, Železná Ruda und Bayerisch Eisenstein zurück zum Ausgangspunkt führte. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass es sowohl auf der Hinfahrt als auch bei der Rückfahrt von Sepp Altmann immer wieder interessante Informationen zu den Orten gegeben hatte, die passiert wurden, so dass es letztlich auch eine interessante Kulturfahrt war. (fhe)