Menschen Ticktack-Opi repariert alte Uhren
Peter Seibold, der seit 1989 in Roding lebt, hat eine Hobby-Werkstatt. Dort kreiert er auch weihnachtliche Schmuckstücke.

Roding.Peter Seibold lebt in einer Wohnung voller Uhren. Im Schlafzimmer steht nicht nur eine große Wanduhr, auch an der Wand hängen mehrere Regulatoren. Seiner Frau Heidi und ihm mache das Ticken nichts aus. „Man gewöhnt sich daran“, sagt der 77-Jährige. Uhren sind seine Leidenschaft. Dass ihn seine Enkeltochter „Ticktack-Opi“ nennt, kommt also nicht von ungefähr.
Bei der Firma Zeiss in Jena hat Peter Seibold den Beruf des Drehers gelernt. Spaß habe ihm dieser Job jedoch nicht gemacht, erzählt er. Als ein Freund dann im Keller eine Drechselbank aufgebaut hatte, entdeckte er ein neues Hobby für sich – fortan war er mit Begeisterung beim Drechseln und Schnitzen dabei.
Traum zerschlug sich

Eigentlich wollte Seibold damals Grafiker werden. Doch der Traum zerschlug sich aus mehreren Gründen. Bei Zeiss, wo er dann als Automateneinrichter gearbeitet hat, hat Seibold auch seine Frau Heidi kennengelernt. 1989 kamen die beiden über Gießen schließlich nach Roding. In der neuen Heimat angekommen, startete er als Dreher bei der Firma Mühlbauer. Dem Rodinger Unternehmen blieb er bis zum Renteneintritt treu.
Und irgendwann habe er dann Uhren gebaut und repariert. Die große Standuhr ist zwischen 80 und 100 Jahre alt, schätzt Seibold. Allein sechs Uhren hängen an den Wohnzimmer-Wänden. „Früher kostete ein Uhrwerk 150 DM, heute muss man dafür 350 Euro hinblättern“, sagt er. Zweimal im Jahr – im Frühjahr und im Herbst bei der Zeitumstellung – hat der Hobby-Künstler viel zu tun, weil er alle 15 Uhren im Haus händisch umstellen muss.
Freude hat er vor allem mit alten Regulatoren, die er „auf neu macht“. Regulatoren sind genau gehende Pendeluhren beziehungsweise kastenförmige Pendelwanduhren. Drei bis sechs Monate Zeit – mit Pausen – benötigt er für eine Uhr, da mit Drechseln, Schnitzen und Leimen doch einige Arbeitsschritte anfallen. Großen Wert legt der 77-Jährige auf Verzierungen. Er repariert aber auch Uhren von Nachbarn und Bekannten.
Fehlende Wertschätzung

Zusätzlich zu den Uhren fertigt Seibold in seiner Werkstatt auch kleine Kunstwerke aus Holz – von Flaschenöffnern, Kerzen, Säulen, Ständern und Schalen bis hin zu Weihnachtshäuschen. Vier, fünf Stunden investiert er für ein Häuschen. „Aber wer schätzt das heute noch?“, fragt er. Die Handarbeit bezahle niemand mehr, lieber würden Dekoartikel von der Straße in den Einkaufszentrum gekauft. Deshalb will er die Schmuckstücke auch nicht verkaufen.
Zum Drechseln eigne sich sämtliches Hartholz, Kiefern und Fichten kaum. Bei den Uhren setzt Peter Seibold übrigens auf Holz von Eichen- und Nussbäumen. Viele Möbel, die in seiner Wohnung in Oberdorf stehen, hat er selbst gefertigt. Geerbt hat er die kreative Ader wohl von seinem Vater, der Modelltischler war.
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