Hobby
Tierische Tröster – nur auf Zeit?

Hunde und Katzen sind in Coronazeiten beliebt. Nun berichten Tierfreunde von ersten Anfragen, ob ein Tier abgegeben werden kann.

25.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:26 Uhr
Jürgen Brandt
Freigängerkatzen benötigen auch unter Corona-Bedingungen ihren täglichen Auslauf. −Foto: Jürgen Brandt

In den deutschen Haushalten lebten im Jahr 2020 rund 35 Millionen Haustiere mit ständig wachsender Tendenz. Darunter befinden sich nicht nur viele Hunde und Katzen, sondern auch Vögel, Fische, Reptilien und Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Mäuse und Ratten. Dabei sind die Katzen mit Abstand und einer Anzahl von rund 15,7 Millionen das beliebteste Haustier der Deutschen, unmittelbar gefolgt von den Hunden mit einer Anzahl von rund elf Millionen.

Die tierischen Begleiter werden oft als bester Freund des Menschen bezeichnet und dienen – im Unterschied zur Nutztierhaltung – in erster Linie dem Vergnügen und der Freizeitbeschäftigung. Seit Beginn der Corona-Zeit haben viele Menschen Trost bei Haustieren gesucht. Die Zahl der tierischen Mitbewohner ist nach oben geschnellt.

Falsch getestete Hunde

Häufig wird die Frage gestellt, ob sich Hunde oder Katzen mit dem Sars-CoV-2-Virus infizieren können. Bei angeblich positiv getesteten Hunden hat sich gezeigt, dass die Probe jeweils an der Schnauze entnommen wurde, sich der Erreger also äußerlich am Tier befand. Wiederholte Tests haben gezeigt, dass diese Tiere weder infiziert noch krank waren, sondern das Virus kurz vor den Tests vom infizierten Menschen auf das Tier übertragen wurde.

Bei Katzen gibt es weltweit einige wenige Fälle, in denen positiv getestete Tiere Krankheitssymptome zeigten. Es ist nachgewiesen, dass Katzen sich beim Menschen anstecken können. Eine umgekehrte Übertragung, also von Katzen auf den Menschen, ist nicht bekannt.

Wer kümmert sich um mein Tier, wenn ich in Quarantäne bin? Dafür sollte man rechtzeitig vorsorgen, Futter und Medikamente für etwa zwei Wochen besorgen sowie Personen ansprechen, die mit dem Tier vertraut sind und im Notfall die Betreuung übernehmen. Wer sich selbst um sein Tier kümmern kann, sollte engen Kontakt mit seinen Tieren vermeiden.

Gassigehen mit dem Hund ist wegen der strikten Heimquarantäne nur auf dem eigenen Grundstück erlaubt. Wenn das nicht möglich ist, muss das Haustier von Coronanegativen Menschen in Pflege genommen werden. Eine Katze, die Freigang gewöhnt ist, kann nicht lange zu Hause gehalten werden. Hier sind dann im Umgang mit dem Tier strikte Hygienemaßnahmen einzuhalten, um so zu gewährleisten, dass die Katze keine Infektionspartikel mit nach draußen trägt.

Aussagen des Bundesverbandes für Tierschutz und Nachfragen bei den Tierheimen und Tierschutzorganisationen in unserer Region zeigen, dass die Nachfrage nach Tieren gerade unter den Bedingungen der nun über ein Jahr dauernden Corona-Beschränkungen gestiegen ist. Durch die Vereinsamung der Menschen suchen viele Tierfreunde in einem Haustier einen Kumpel oder eine Stütze.

Die Nachfrage, besonders nach Katzenkindern, ist groß, so dass die Wünsche nach einem neuen Haustier oft nicht zeitnah erfüllt werden können. Ältere Tiere haben oft kaum eine Chance, vermittelt zu werden. Während bei den Waldmünchener Tierfreunden, der Tierhilfe Furth im Wald, der Katzenhilfe Höhhof oder dem Tierfreundekreis Bad Kötzting kein gravierender Bedarfsanstieg zu verzeichnen ist, berichtet etwa die Tierhilfe Weiding von einer großen Nachfrage nach jungen Hunden und Katzen. Oft werde aber auch nur ein Ersatz für ein verstorbenes Tier gesucht.

Durch die steigende Nachfrage speziell bei Hundewelpen können seriöse Hundezüchter den aktuellen Bedarf nicht decken, so dass oft auf unseriöse Internetangebote zurückgegriffen wird. Die besonders im Grenzgebiet zu Tschechien angebotenen Hundewelpen stammen meist aus Qualzuchten, sind oft krank, nicht geimpft und viel zu früh von der Mutter getrennt. Die Folgen sehen die Käufer dieser Hunde oft erst später. Krankheiten oder soziale Störungen sind die Regel. Diese Tiere landen dann oft in Tierheimen.

Bewegung und Kontakt

Nicht zu unterschätzen ist der Zeitbedarf, besonders für Hunde. Auch nach der Pandemie wird der Hund noch da sein und seine Ansprüche, was Bewegung und sozialen Kontakt betrifft, stellen. Es ist jetzt schon vorauszusehen, dass viele Tierhalter diese Anforderungen nicht erfüllen können.

Mit der Übernahme eines Tieres geht der Besitzer eine Verantwortung für sein Haustier von zwölf bis 15 oder sogar mehr Jahren ein. Deshalb sind die Tierheime bei der Vermittlung von Tieren zur Zeit zurückhaltend und informieren sich über die Motivation zur Tierübernahme und Haltungsbedingungen. Leider kommen auch bei den Waldmünchner Tierfreunden schon erste Anfragen, ob Hunde übernommen werden können. Die Begründungen reichen von Umzugsproblemen bis zur Aussage „muss weg“.