Bilanz nach Corona
Tourismus hat sich etwas erholt: Arracher Ex-Bürgermeister kritisiert Nachfolger

10.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:58 Uhr
Die Fußgängerquerung des Arracher Bahnüberganges ist ein Zukunftsprojekt der Gemeinde, das im nächsten Jahr verwirklicht werden soll. −Foto: Fotos: Regina Pfeffer

Den Bereich Tourismus beleuchtete bei der Bürgerversammlung Tourist-Info-Leiter Stephan Frisch. Er warf einen Blick auf die pandemie-bedingt schwierige Zeit. Die letzten drei Jahre waren einerseits vom Lockdown, aber auch von intensiver touristischer Arbeit und Projekten geprägt, stellte er fest.

2020 lag der Fokus auf der Neubelebung und Weiterentwicklung der Werbegemeinschaft Lamer Winkel. „Das war ein wichtiger Schritt, um den Tourismus als Wirtschaftsfaktor Nr. 1 in unserer Gemeinde und Region am Leben zu halten“, so Frisch. Keiner der drei Orte könne alleine auf dem heutigen Tourismusmarkt bestehen. Aufgrund der Corona-Verordnungen, Kontaktbeschränkungen, Reiseverbote und Ausgangssperren war man gezwungen, den Tourismus auf ein Minimum herunterzufahren. Bei all den Problemen zeigte sich jedoch ein Zusammenhalt der Menschen, die die Ärmel hochkrempelten (Renovierung in Quartieren) und Gemeinschaftssinn zeigten (Essen-to-go).

Wieder steigende Zahlen

Die Übernachtungszahlen haben sich 2022 etwas erholt, konnten aber das Niveau von vor der Pandemie nicht erreichen. Im gastronomischen Bereich sei ein Personalproblem geblieben. Zudem sei die Zukunft wegen steigender Energiepreise, Ukraine-Krieg und Klimaproblem unsicherer geworden. Die Gäste legten noch mehr Wert auf Qualität, Buchungssicherheit und flexible Stornobedingungen.

Es folgten Infos zu Online-Buchung, mobiler Urlaubsservice via QR-Code, digitalem Wanderpass und einheitlicher Gästekarte. Die Einführung des PreCheckIn und der digitalen Gästekarte steht kurz vor der Umsetzung ab 1. Dezember.

Ab Januar 2023 gibt es im Lamer Winkel einheitlich nur noch die GUTI-Gästekarte (große Lösung) statt das bisherige VLC-Angebot. „Freie Fahrt für alle Gäste über den Arber hinaus in den Landkreis Regen, FRG-Grafenau und bis St. Englmar“, so Frisch. Seit Frühjahr wird das Ferienmagazin „Heimat auf Zeit“ wieder in Eigenregie produziert.

Der TI-Leiter dankte für den überaus guten Besuch der Bunter-Sommer-2022-Events. Der schonende Umgang mit den Ressourcen, das Leben und Arbeiten in und mit der Natur sei im Lamer Winkel seit jeher von Bedeutung. Die Gäste informierten sich digital, wünschten aber vor Ort eine persönliche Beratung. „Das Internet ist toll, es ersetzt aber niemals den persönlichen Kontakt zum Gast“, so das Fazit des Tourismusfachmanns.

Weitere Maßnahmen sind die Wieder-Prädikatisierung des Luftkurorts Arrach und Planungen zur Erweiterung des Gesundheitsangebotes im Seepark (Kneipp).

Bürgermeister Gerhard Mühlbauer erinnerte im Bereich der erfolgreichen Seniorenarbeit an die Beschaffung eines neuen Fahrzeuges für Seniorenbeauftragte Marion Weber. Die damit zurückgelegten Wegstrecken, Arzt-, Einkaufs- und Behördenfahrten mit einzelnen Senioren, würden Jahr für Jahr mehr. Erst 2022 konnten wieder gewohnte Veranstaltungen und Ausflugsfahrten organisiert werden.

Es folgte ein Ausblick auf geplante Projekte. Das Gemeindeoberhaupt bedankte sich bei allen Bürgern, Institutionen und Ehrenamtlichen: „Es wird eine harte Zeit mit schwierigen Entscheidungen. Wir werden unsere Aufgaben mit bestem Wissen und Gewissen erledigen und geben dabei unser Bestes“, so Mühlbauer.

Beim Punkt „Wünsche und Anträge“ meldete sich Amtsvorgänger Sepp Schmid zu Wort. Er monierte den von der Gemeinde Arrach geschlossenen Vertrag mit dem Tierfreundkreis Bad Kötzting auf das Schärfste. Schmid sprach von einer sinnlosen Verschwendung von Steuergeldern und „Unterstützung der Katzenfängerei“. Mit ruhigen Worten verteidigte Gerhard Mühlbauer die Vereinbarung, mit der man eine Kostenexplosion abzufedern versuche, und verwies auf die gesetzliche Aufgabe der Kommune bei Fundkatzen. Man habe sich hier lediglich dem Verbund der Gemeinden von Lam bis Cham angeschlossen.

„Falsche Entscheidung“

Als seiner Meinung nach falsche und völlig unnötige Personalentscheidung sah der Ex-Bürgermeister die Einstellung eines zweiten Geschäftsleiters an. Schmid warf den fiktiven Betrag von 500 000 Euro in den Raum.

Mühlbauer, der sich grundsätzlich zu Personalangelegenheiten nicht näher äußerte, konnte diesen Betrag nicht bestätigen. Wie Schmid weiter verlauten ließ, sei die bisherige Geschäftsleiterin freigestellt und absolviere derzeit eine Schulung. Das Arbeitsverhältnis ende anschließend, bestätigte auch Mühlbauer.

Auch der Vorwurf von Schmid an Bürgermeiser Mühlbauer, zweieinhalb Jahre gebraucht zu haben, um eine Bürgerversammlung durchzuführen, wurde entkräftet. Auf Weisung des Innenministeriums durfte pandemiebedingt keine solche Veranstaltung stattfinden, und man habe stattdessen einen ausführlichen Zeitungsartikel zur Bürger-Info verfasst, stellte Mühlbauer weiter fest. „Und nun stehe ich hier vor Ihnen und stehe Rede und Antwort“, beendete der amtierende Rathauschef die Debatte mit seinem Amtsvorgänger.

− krp