Fremdenverkehr
Tourismus-Regionen stehen in Startlöchern

Waldmünchen und Furth im Wald setzen auf innovative Ideen – auch mit Blick auf naturnahen Tourismus.

16.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:35 Uhr
Nach ihren Jahresversammlungen trafen sich die Mitglieder des Waldmünchner Urlaubslandes und des Naturerlebnislandes Furth im Wald-Hohenbogenwinkel zu einer gemeinsamen Sitzung. −Foto: fhe

Inzwischen ist es gängige Praxis, dass sich die Mitglieder des Naturerlebnislandes Furth im Wald-Hohenbogenwinkel und des Waldmünchner Urlaubslandes nach ihren Jahresversammlungen zu einer gemeinsamen Sitzung innerhalb der Kooperation „Bayerischer Wald ganz oben“ treffen – diesmal in der Dreifachturnhalle Waldmünchen.

Bei der vorangegangenen Jahresversammlung der Tourismusgemeinschaft Waldmünchner Urlaubsland verzeichnete Bürgermeister Markus Ackermann eine starke Nachfrage nach Info-Material. Die Zahl der Anfragen erhöhte sich im Vergleichszeitraum Januar-Februar 2020 zu 2021 um 70 Prozent, „das gibt Anlass zur Hoffnung“, so Ackermann.

Er wies darauf hin, dass 2020 im Zeichen von Corona stand. Lediglich die Sommermonate hätten einen hoffnungsvollen Verlauf bei Ankünften und Übernachtungen gezeigt. Im Gesamtsaldo 2020 sei ein Rückgang der Gästeankünfte um 43 Prozent und der Übernachtungen um 38 Prozent zu bilanzieren. Der Hoffnungssommer sei durch den zweiten Lockdown ab November abgewürgt worden. Erst ab 21. Mai dieses Jahres fahre der Tourismus wieder hoch.

Im Bereich der Tourist-Info Waldmünchen sei die Zeit des Stillstands genutzt worden, die bei der Firma Huber Media geführte Gastgeberdatenbank auf das System Win-Top der Firma Reif Systemtechnik umzustellen.

Jahresprogramm 2021 steht

Im Frühjahr wurde laut Ackermann das gesamte Jahresprogramm 2021 für Mountainbiken, Wandern und Kinderferienprogramm fertiggestellt. Wegen der Pandemie sei zunächst auf die Erstellung der sonst üblichen Broschüren verzichtet worden.

Ackermann teilte mit, dass im Frühjahres eine starke Nachfrage nach Info-Material über die Region zu verzeichnen war. Ankündigungen in Richtung 21. Mai hätten zu einem starken Buchungsaufkommen geführt. Die derzeitigen Zahlen hätten jedoch noch keine Aussagekraft, wie sich das Jahr 2021 entwickeln werde.

Geschäftsführer Frank Schürmann berichtete aus dem Haushaltsjahr von einem ausgeglichenen Ergebnis. Er informierte über die geplanten Maßnahmen. Alle Mountainbike-Strecken und weitere Radl- und E-Bike-Etappen werden auf den Webseiten „Dreiländer-Bike und BayernBike“ erfasst. Alle Streckendaten und Wegverläufe stehen digital zur Verfügung.

Nun trafen sich die Mitglieder des Naturerlebnislandes Furth im Wald-Hohenbogenwinkel und des Waldmünchner Urlaubslandes zur gemeinsamen Sitzung. Bürgermeister Ackermann sagte: „Die Nachfrage der Gäste ist groß und zeigt gute Perspektiven auf.“ Die Beherbergungsbetriebe und Gastronomen hätten schwer unter den Folgen der Pandemie mit ihren Beschränkungen gelitten. Nun müssten die Themen gemeinsam angepackt werden.

Für das Aktionsbündnis Cerchov plus beginne eine neue Förderperiode. Bei der letzten Förderaktion sei das DSV Nordic Aktiv Zentrum „Oberer Bayerischer Wald/Böhmischer Wald“ das wichtigste Projekt gewesen. Corona habe das Projekt jedoch stark gebremst. Ackermann: „Damit haben wir ein riesiges Potenzial.“

Er erwähnte die Revitalisierung der Landmarken und erinnerte an die gelungene Beleuchtungsaktion, die heuer wiederholt werde: „Damit soll gezeigt werden, dass diese Region zusammengehört.“ Ins Gespräch gebracht wurde, die Lichteraktion eventuell sogar zweimal, im August und September, durchzuführen. „Wir stehen hinter den Projekten, die entstanden sind“, bemerkte Ackermann. In diesem Jahr soll der Burgstall bei Gleißenberg mit eingebunden werden. Gleißenbergs Bürgermeister Wolfgang Daschner brachte seine Verwunderung zum Ausdruck, warum der Burgstall nicht schon bei der ersten Beleuchtungsaktion berücksichtigt wurde.

Hingewiesen wurde auch auf das Projekt Grafenried, das Ackermann als Juwel für die deutsch-tschechische Zusammenarbeit bezeichnete. Die Ausgrabungsstätte werde von der Bevölkerung von beiden Seiten der Grenze hervorragend angenommen. Es gebe auch einen Schüler- und Studentenaustausch. Mit eingebunden in das Projekt Grafenried seien zudem das Haus der Natur in Klencí pod Cerchovem und das Landestormuseum in Furth im Wald mit der neuen Ausstellung „Grenzerfahrungen“. Mit diesem Projekt könne die europäische Idee weiter vorangebracht werden.

Erwähnung fand auch das gemeinsame Projekt der E-Bike-Ladestationen zum Vorteil nicht nur für Gäste, sondern auch für Einheimische. „Da sind wir ganz gut unterwegs“, stellte Ackermann zufrieden fest.

Er erläuterte, dass man bezüglich der neuen siebenjährigen EU-Förderperiode bis 2027 in die Phase der Ideen-Sammlung und Strukturfindung eintreten müsse. Er appellierte an die Bürgermeister und Touristiker, Ideen zu benennen, was gesichtet und umgesetzt werden soll.

Neue Phase vorbereiten

Ziel sei es, sich auf die neue Phase vorzubereiten und klare Ziele herauszustellen. Dabei sollten grundsätzlich die Themen Kultur und Natur mit allen Facetten bespielt werden. Es gelte auch, die Kontaktdichte mit der tschechischen Seite und den Fachstellen unter dem Aspekt „Naturnaher Tourismus“ hochzufahren. Dabei müsse es gelingen, gemeinsame Projekte umzusetzen. Er verwies auf die Chance jedes Einzelnen, sich einzubringen.

Aufmerksam machte Ackermann auf eine Förderschiene für Natur und Biodiversität. Hier gelte es, sich zu positionieren. Dazu nannte er Projektmanagerin Ines Niedziella als „beste Kraft“. Er verwies auf eine Ideensammlung für gemeinsame Projekte im „Bayerischen Wald ganz oben“. Ackermann: „Das Potenzial der beiden Urlaubsregionen spricht für sich.“ Viele Schätze lägen noch im Verborgenen, wozu er auch diverse Aussichtspunkte zählte.

Ines Niedziella verwies auf ein Positionspapier mit dem tschechischen Gemeindeverbund Domažlicko. Mit der tschechischen Seite solle die Destination des Ceský Les mit 50 Kommunen aufgestellt werden. Dabei gehe es um strukturelle Fragen. Sie kündigte zudem an, dass man sehr gerne wieder ein deutsch-tschechisches Touristikertreffen durchführen wolle. Dafür sei schon etwas vorbereitet. Lediglich der Termin mit der tschechischen Seite sei noch festzulegen. Im weiteren Verlauf der Versammlung wurde auf die Notwendigkeit verwiesen, durch konkrete Projekte nachhaltige Verbindungsstellen zu schaffen. Dafür müsse man sich rechtzeitig aufstellen.

Anne Baumeister, die Geschäftsführerin des Naturerlebnislandes Furth im Wald-Hohenbogenwinkel, bewertete das Landmarken-Projekt als „sehr gut“. Sie regte jedoch an, hier noch mehr Initiativen zu starten. Die Fragebogen-Aktion hat nach den Worten Baumeisters „leider keinen so großen Anklang“ gefunden. (fhe)