Wirtschaft
Tradition in neuem Gewand

Die alteingesessene Metzgerei Hofstetter in Rötz öffnete nach Abschluss der Erweiterungs- und Umbauarbeiten wieder.

12.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:49 Uhr
Ferdinand Schönberger
Stadtpfarrer Alexander Dyadychenko (5. v. li.) segnete den nach dem Umbau wiedereröffneten Laden von Metzgermeister Martin Hofstetter (li.) im Beisein von dessen Familie und von Ehrengästen. −Foto: Ferdinand Schönberger

Von einem „Glücksfall“ für die Stadt sprach Bürgermeister Dr. Stefan Spindler bei der Segnung und Wiedereröffnung des Metzgereigeschäftes der Familie Hofstetter am Mittwochnachmittag. Mit unternehmerischem Weitblick habe sie damit ein Zeichen für die Zukunft gesetzt.

Wegen der aktuellen Pandemie-Lage konnte die Feier nur im kleinen Rahmen stattfinden: mit Stadtpfarrer Alexander Dyadychenko, Bürgermeister Dr. Stefan Spindler, Kreisrat Ludwig Reger und Ladenbauer Ludwig Fischer aus Viechtach.

Durch Vergrößerung und Umbau des Betriebs in seiner Heimatstadt konnte sich Metzgermeister Martin Hofstetter den Traum verwirklichen, ein kleines, in alter Handwerkstradition arbeitendes Familienunternehmen für die nächste Generation bereitzumachen. Wegen der großen Nachfrage nach Fleisch- und Wurstwaren hatte er schon vor einigen Jahren geplant, den Verkaufsraum zu vergrößern.

Wunsch der Kunden

Seit den Corona-Zeiten wurde deutlich, dass der Laden etwa doppelt so groß sein müsste. Der Wunsch vieler im ländlichen Raum sei es, die Geschäfte des täglichen Bedarfs in unmittelbarer Nähe zu haben. Gerade in einer Zeit, da immer häufiger auch alteingesessene Betriebe aufgäben, sei es keine Selbstverständlichkeit, weiterzumachen und zu modernisieren und damit die Nahversorgung auch für die Zukunft zu sichern.

Die Bauarbeiten, die – so weit es ging – Firmen aus der Region ausführten, begannen am 21. Juni. Für den dringend benötigten Platz konnte ein leerstehendes Nachbargebäude erworben werden. Durch dessen Abriss wurde die Fläche, auf der dieses direkt an die Metzgerei angebaut war, vollständig in die Betriebsräume integriert. Im neugebauten Wohn- und Geschäftshaus entstand ein ansprechend ausgestatteter Laden mit erneuerter Einrichtung. Auch die Wirtschafts- und Sozialräume wurden vergrößert und modernisiert.

Besonderen Wert legte Hofstetter auf Barrierefreiheit. Innen wurden die vielen Stufen abgebaut, um die Arbeitswege für das Personal leichter und sicherer zu machen. Um auch den Zugang zum Geschäft barrierefrei zu ermöglichen, wurde der bisherige Eingang etwas versetzt, so dass die Treppe davor überflüssig wurde.

Die Frontansicht mit zwei Schaufenstern wollte die Familie grundsätzlich wieder so herstellen, wie sie vor dem Umbau aussah. Auch wurden vorgegebene Auflagen des Ensembleschutzes erfüllt. Während der Bauarbeiten lief das Geschäft mit den Fleisch- und Wurstspezialitäten vorübergehend in einem extra angeschafften Verkaufsmobil im hinteren Hof.

Martin Hofstetter, der zum Zeitpunkt der „Abbruchparty“ seinen 60. Geburtstag feierte, seine Frau Angela und sein Sohn Christian als Nachfolger, der die Landwirtschaft betreibt, und dessen Ehefrau Stefanie freuten sich über die Feier und den Start des Verkaufs der Fleisch- und Wurstwaren in den neuen Räumen ab 13. Januar.

Ende des Monats wird der Aufzug eingebaut, nach dem Winter das Haus verputzt. Pfarrer Dyadychenko fühlte sich angesichts des Schinkens und der bunten Eier in der Theke schon an Ostern erinnert, nahm Bezug auf Bibelstellen wie die Hochzeit zu Kana und die Brotvermehrung. „Das ist Bestandteil unserer Kultur und Gemeinschaft, wofür die Metzgerei Möglichkeiten schafft“, sagte er und erbat Gottes Segen für die Räumlichkeiten und die Menschen darin. Ludwig Reger überbrachte die Glückwünsche des Landrats. „Was gibt es Schöneres“, fragte er, „als diese Feier in einer Zeit, in der immer mehr Metzgereien schließen oder die Öffnungszeiten verkürzen?“ Den Chefs überreichte er etwas Flüssiges, den Damen eine Rose.

Lob des Bürgermeisters

Auch Bürgermeister Spindler hatte ein Geschenk dabei: eine Farbzeichnung von Rötz. Er lobte das Engagement des Bauherrn während der Bauphase sowie die Leistungsfähigkeit der Verwaltungen im Kreis und in der Stadt.

Bernhard Ruhland, Obermeister der Metzgerinnung, der mit Rosmarie Tragl-Kraus, der Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, gekommen war, sprach von einem wunderbaren Laden des Metzgermeisters, dessen Ruf ihm vorauseile und der weithin bekannt sei, auch mit seinem Verkaufswagen in Cham, Roding und Waldmünchen. Für Ladenbauer Ludwig Fischer, zugleich vom Fach als Metzgermeister, war der Bau ein spannendes Projekt, das mit dem Kunden bestens entwickelt wurde.

„Bei uns bekommen Sie vom Presssack übers Wienerl bis zum Schweinebraten alles, was der Gaumen liebt“, so Hofstetter. „Da wir die Schweine und Rinder selber schlachten, können wir jedes Teilstück auch in besonderer Veredelung, wie Flanksteak, Rib-Eye oder Hanging Tender, anbieten.“ Gutes Fleisch könne nur von gesunden Tieren kommen. Daher wurde die Rinderaufzucht nicht aus der Hand gegeben und in die Nachhaltigkeit und Tierwohl investiert.