Geschichte
Trenck – wie ihn keiner kennt

Der künftige Hauptdarsteller im Festspiel, Christian Liegl, beleuchtete eher unbekannte Seiten des Panduren-Obristen.

28.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:33 Uhr
Trenckvereinsvorsitzender Martin Frank (re.) freute sich über eine voll besetzte Aula und dankte dem neuen Hauptdarsteller Christian Liegl für seinen lebendigen und aufwendig recherchierten Vortrag. −Foto: Benjamin Schlegl

Es war eine außergewöhnliche Veranstaltung am Sonntag in der Aula der Jugendbildungsstätte: Der künftige Trenck-Darsteller Christian Liegl beleuchtete die historische Figur des Franziskus Freiherr von der Trenck in einem zweistündigen, aber kurzweiligen und interessanten Vortrag. Er landete damit einen Volltreffer, was die Resonanz der 100 Zuhörer bestätigte. Viele wussten bislang wohl eher nicht, was der Trenck für ein „Kriegstreiber“ war und wie aktuell und zeitlos die Trenckfestspiele sind.

Zu Beginn wollte Liegl nicht zu hoch stapeln. Er habe nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, habe aber kein Geschichtsstudium. Vor allem der Trenck-Kenner Karlheinz Schröpfer war ihm bei seinen Recherchen behilflich. Liegl ging auch darauf ein, warum Trenck eine so zerrissene Persönlichkeit und zugleich schillernde Figur war, die in ganz Europa berüchtigt war. Hauptziel war eine ausführliche Beschreibung des Menschen, dem seit gut 50 Jahren jeden Sommer eine Bühne gewidmet wird.

Um den Vortrag aufzulockern, wurde das Publikum immer wieder mit einbezogen. Liegl begann mit der Geburt des Pandurenführers am 1. Januar 1711 in Kalabrien und zeigte auf, dass er schon als Kind mit seinem Vater, Hauptmann Johann Heinrich von der Trenck, durch halb Europa zog. Er verdeutlichte, dass der Pandurenführer dem Tod zig Male gerade noch so von der Schippe gesprungen war. Passend hierzu forderte Liegl sein Publikum auf, jedes Mal beim Beinahe-Tod einen Schluck zu trinken.

In seinem Vortrag hatte der künftige Hauptdarsteller zahlreiche Begebenheiten aus dem Leben des Originals parat, denn viele Geschichten sind in Büchern und Dokumenten festgehalten. Ein Beispiel: „Der fünfjährige Trenck überredet seinen älteren Bruder zu einem bewaffneten Raubüberfall, indem er mit einer ungarischen Stichwaffe Obstweiber in der Stadt überfällt.“

Durchgehende Pferde mit der gebrochenen Deichsel eines Wagens, Einbrechen im Eis, und, und, und – Trenck hatte wirklich keine Situation ausgelassen, um beinahe nicht aus dem Leben zu scheiden. Gleichwohl wurde er von Christian Liegl als gebildeter Mensch beschrieben, der sieben Sprachen beherrschte, und der den schönen Künsten wie Theater, Oper oder Malkunst zugewandt war.

Bezüge zum Festspiel

Im Laufe des Vortrages wurden immer mehr Bezüge zum Festspiel und den dort genannten Persönlichkeiten sichtbar. General Khevenhüller als wichtiger Mentor und Unterstützer von Franziskus von der Trenck kam genauso vor wie Kaiserin Maria Theresia. Und die Festung Brod in Pozega in Kroatien war für die Familie Trenck lange Zeit eine Heimat. Der Trenck verlor mit 21 Jahren seine Mutter und zwei Brüder und erwarb mit seinem Vater ein Gut namens Brestovac in Slawonien. Er rekrutiert aus den Hajduken die Panduren, die als hartgesottene und ungepflegte Räuber verrufen waren.

„Als Wendepunkt in seinem Leben ist sicherlich auch zu sehen, dass er im Alter von 26 Jahren bereits drei eigene Kinder im Säuglingsalter verloren hat. Die Pest nimmt ihm dann auch noch die Ehefrau Josephine“, so Liegl. Von da an sah Trenck seine Bestimmung in der Kriegsführung. Er stellte ein eigenes Korps von Panduren auf und übernahm die Kosten. Als er aus der russischen Armee rausgeschmissen wurde, probierte er 1741 sein Glück bei Kaiserin Maria Theresia, die ihm ein Patent zur Aufstellung eines Freicorps mit 1000 Mann erteilte, um unter dem Eindruck des österreichischen Erbfolgekriegs gegen Karl Albrecht von Wittelsbach Krieg zu führen.

Das Ergebnis dieses Feldzuges ist allen Waldmünchnern bekannt. Die Panduren zogen durch die Lande, durch Deggendorf, Landau, Landshut, Straubing und Cham. Beinahe wäre Trenck in der Burg Dießenstein in Niederbayern ums Leben gekommen, als dort gelagertes Schießpulver in die Luft ging. Cham wurde niedergebrannt, und dann war es Waldmünchen, das vom Einfall der Panduren verschont wurde.

Buch über Kathi in Planung

Christian Liegl ging auch auf die historische Figur der Katharina Schwab ein, die entgegen der Darstellung im Festspiel wohl freiwillig, wenn nicht sogar gerne mit dem Trenck weitergezogen ist. Es wurde auch bekannt, dass Karlheinz Schröpfer seit fünf Jahren über die Katharina Schwab recherchiert und ein Buch herausbringen will.

Am Ende seines Vortrags stellte Christian Liegl auch noch einige Überlegungen mit aktuellem Bezug an: „Der Kampf um Ländergrenzen hat schon immer nur den Großkopfadn geholfen, und vielleicht erinnert uns der Junge aus Cham, wie schlimm der Krieg für die Bevölkerung ist.“

Das Festspiel sei also eine zeitlose Inszenierung. „Helden wie Robin Hood oder Super Man sind langweilig. Der Trenck aber war kein Held, er starb in lebenslanger Haft im Kerker in der Festung Brünn, verlassen und vergessen.“ Das mache, so Liegl, die Inszenierung zeitlos und spannend. Der Abend endete schließlich im Schlosskeller, wo sich die vielen Zuhörer noch angeregt über die neuen Informationen unterhalten konnten. (wbs)