Fest
Verehren wir wirklich drei Gottheiten?

Am Sonntag nach Pfingsten feiert die Kirche Trinitatis. Gottvater, Sohn Jesus Christus und Heiliger Geist sind die Dreieinigkeit.

28.05.2021 | Stand 16.09.2023, 2:37 Uhr
Die Dreifaltigkeitsdarstellung in der Kirche in ChamerauFoto: Edmund Speiseder −Foto: Edmund Speiseder

Die Zeugen Jehovas sind es, die im Türschwellengespräch immer wieder damit beginnen, dass die Christen einen Mehrgottglauben pflegen würden. „Die Christen“, so Jehovas Zeugen, „sprechen von mehreren Göttern und beten auch noch zu diesen und seien damit eigentlich den Heiden gleichgestellt!“

Aber wie ist „Drei in Einem“ zu verstehen? Verehren wir wirklich drei Gottheiten? Bei der Benennung und Vorstellung der Dreieinigkeit handelt es sich um die Wesenseinheit von Gottvater, dem Sohn (Jesus Christus) und dem Heiligen Geist. Am Sonntag nach dem Pfingstfest feiert die Kirche das Fest Trinitatis. Somit wird das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit gefeiert, im Sprachgebrauch Dreifaltigkeit: Gott als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Zeugen Jehovas und auch andere Religionen halten den Christen mit dem Bekenntnis zur Trinität Vielgötterei vor, wenn von drei Gottheiten die Rede ist. Der Festtag selbst hat das Geheimnis der göttlichen Dreieinigkeit im Blick. Und das sind nicht drei Göttervorstellungen, wie es die Zeugen Jehovas behaupten.

Fest seit dem 10. Jahrhundert

Das Trinitatisfest gibt es erst seit dem 10. Jahrhundert, wobei es noch über eine längere Zeit Differenzen gab, ob es überhaupt gefeiert werden solle. 1334 wurde es von Papst Johannes XXII. für die gesamte katholische Kirche eingeführt und ist der Verehrung der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet: Gottvater, Gottsohn und Gott Heiliger Geist. Seit dem 18. Jahrhundert ist der heutige Termin der Sonntag nach dem Pfingstsonntag gebräuchlich.

Für die protestantischen Kirchen hat das Trinitatisfest eine größere Bedeutung gewonnen als für die römische Kirche. Es wird oft als Fest des Glaubensbekenntnisses begangen durch die Verlesung der zwei anderen Bekenntnisse, die neben dem üblichen „apostolischen“ Glaubensbekenntnis weniger bekannt sind, aber auch zu den altkirchlichen Bekenntnissen der Kirche gehören, die allen Konfessionen gemeinsam sind: das „nicänische“ und das „athanasische“ Glaubensbekenntnis. In der orthodoxen Kirche wird die allerheiligste Dreifaltigkeit am Pfingstsonntag gefeiert, während der Pfingstmontag mehr dem Heiligen Geist gewidmet ist. Der Sonntag nach Pfingsten wird in der Orthodoxie als Allerheiligen-Fest begangen.

„Drei in Einem!“

Dreieinigkeit, ein Geheimnis des Glaubens! Wie ist das zu verstehen? „Im Geiste Jesu sein, im Geiste Jesu zu handeln, den guten Geist weitergeben!“, das ist es, was im Firmunterricht vom Heiligen Geist den jungen Christen vermittelt wird, wenn es um das Verständnis des Heiligen Geistes geht. Der Auferstandene offenbart sich den Jüngern als der Menschensohn, dem alle Macht übertragen ist. Aus dieser Vollmacht heraus gibt er ihnen den Missionsbefehl und verheißt ihnen seine bleibende Nähe. Der Missionsauftrag (Gehet hin und lehret alle Völker!) ist unbegrenzt nach Raum und Zeit. Seid Zeugen für den guten Gott, den Gottvater, der das Wohl des Menschen will! „Denn wer ein Jünger Jesu geworden ist, wird auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft; er bindet sich nicht nur an Christus; er wird in die Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes eingetaucht“, heißt es in der Liturgie der Kirche am Dreifaltigkeitssonntag.

„Im Geiste Gottes sein!“, das heißt, den Heiligen Geist, den guten Geist Jesu weitertragen und vor allem vorleben. Jesu Botschaft ist die des Vaters im Himmel! Wer also Jesu darin nachfolgt, erfüllt den Willen des Vaters. Eine Verbildlichung und Veranschaulichung dieses Geheimnisses war den Predigern immer wieder ein Anliegen.

In neuerer Zeit hat der Theologe David Clemens Trinität in einer mathematischen Formel beschrieben: 1 mal 1 mal 1 = 1. Andere Bilder aus der Natur sind die Sonne, ihr Licht und ihre Kraft oder die drei Aggregatszustände des Wassers: als kühlendes Eis, als erfrischendes Wasser, als erwärmender Dampf. Und schließlich besticht auch die Vorstellung über die Gottheit, die in drei Personen zu finden ist, das Bild, dass Liebe, Gemeinschaft und Kommunikation jene Grundgegebenheiten seien, die das Wesen eines Menschen bestimmen. Das gleichseitige Dreieck dürfte wohl das bekannteste Zeichen der Dreieinigkeit sein, das bereits bei den Manichäern zu finden ist. Und schließlich bemüht sich jene Darstellung von drei Hasen, die gemeinsam an drei Ohren hängen, um das „Drei in Einem!“ zu zeigen.

„Christlicher Monotheismus ist nicht monoton, der dreieine Gott ist voller Leben. Er will, er kann nicht allein sein. Er bringt Leben hervor, in seiner Kirche“, heißt es bei Rainer Hauke.