Natur
Vier kleine Störche im Horst

Elternpaar blieb das ganze Jahr, auch im Winter, in Chamerau. Noch nie hatten die beiden so früh Junge im Herold-Nest.

02.05.2021 | Stand 16.09.2023, 2:56 Uhr
Hermann Schropp
Auf dem Herold-Kamin werden derzeit vier Jungstörche großgezogen. −Foto: Hermann Schropp

Jetzt ist es amtlich: Vier Jungstörche in Chamerau. Das Elternpaar in Chamerau hat es 2021 so früh wie noch nie geschafft, auf dem Herold-Kamin vier Küken auszubrüten. Der frühe Brutbeginn hatte sich bereits Ende März angekündigt. Die Störche flogen nicht mehr gemeinsam zur Nahrungssuche. Das war ein erstes Indiz, dass bereits ein Ei im Nest liegt und bewacht werden musste.

Hochbetrieb herrscht seit vergangener Woche im Horst. Nachwuchs hat sich eingestellt. Vier Köpfchen spitzen aus dem Nest und betteln ihre Eltern um Futter an. Diese müssen nicht nur für Nahrung sorgen, sondern auch den Horst gegen fremde Störche verteidigen, die in den vergangenen Tagen mehrfach gesichtet wurden.

Waren es 2020 noch drei Jungstörche, die aufgezogen wurden und Anfang September gegen Süden zogen, so sind es in diesem Jahr vier. Die Chamerauer, vor allem die Nachbarn des Storchenhorstes in der Regenstraße, haben nun die Gewissheit, dass vier Jungstörche im Nest sind. Die Vögel dürften gegen Ende der 15. Kalenderwoche geschlüpft sein, was aus dem Verhalten der Altstörche sichtbar wurde. Durch den tiefen Horst und das Fehlen einer Webcam, war in Chamerau erst spät feststellbar, wie viele Junge geschlüpft sind. Die Brutdauer beträgt in der Regel zwischen 32 bis 34 Tage. Da kleine Störche – sie wiegen beim Schlüpfen etwa 75 Gramm – in ihrem ersten grauweißen Daunenkleid wärmebedürftig sind, werden sie ausgiebig gehudert, das heißt, von den Eltern gewärmt. Außerdem heißt es für beide Altstörche bis zum Schlüpfen des letzten Jungen, den Eiern gleichmäßig Wärme zuzuführen.

Erste Fütterungen

Vergangene Woche konnten die ersten Fütterungen beobachtet werden. Dazu stellt sich der mit Nahrung am Nest erschienene Altstorch breitbeinig über seine Jungen und erbricht seinen Mageninhalt, also alles, was er in den vergangenen ein bis zwei Stunden bei der Nahrungssuche unzerkaut verschluckt hat, in die Nestmulde.

Die Jungen werden nicht aktiv, das heißt, von Schnabel zu Schnabel von den Eltern gefüttert; jeder Jungstorch bedient sich selbstständig aus dem vorgewürgten Angebot. Was die Jungen nicht fressen, wird von den Altstörchen anschließend wieder verschluckt und verdaut. Im Nest selbst bleiben nach Abschluss der Fütterung keine Beutereste zurück.

In diesem Jahr mit vier Jungen, dürfte es für die Storcheneltern keine Probleme bei dem reichhaltigen Futterangebot in den Regenauen geben. Für die Sättigung der Jungen müssen sie im Schnitt pro Tag etwa ein Pfund Nahrung herbeischaffen. In den Wiesen entlang des Regens finden die Störche ein breites Nahrungsangebot. Die Kleingewässer, die neu angelegt oder am Regen bereits vorhanden sind, bilden dabei eine ideale Futterquelle. In und an ihnen leben zahlreiche Frösche, Molche und Mäuse, die eine begehrte Nahrungsgrundlage der Störche sind. Futter wird also genügend vorhanden sein und kann auch das Überleben der Chamerauer Jungen sichern.

In den ersten Tagen besteht die Nahrung in der Hauptsache aus Regenwürmern, Schnecken, Heuschrecken und allerlei Kleininsekten. Mit noch geschlossenen Augen, aber mit erstaunlicher Sicherheit, picken die Jungen die von den Altvögeln herangeschaffte Nahrung auf. Von Tag zu Tag werden die Brocken größer, später gehören Maulwürfe und Mäuse dazu.

Bei starkem Sonnenschein steht ein Altstorch auf dem Rand des Horstes und spendet den Jungen Schatten. Zudem transportieren die Altstörche Wasser, um die Jungtiere zu tränken. Um sich Kühlung zu verschaffen, reißen die Störche den Schnabel weit auf. Eine Grundbedingung für das Überleben der Vögel ist aber auch das Wetter. Unwetter oder längere Regenperioden können eine tödliche Gefahr bedeuten – so wie 2014, als ein Jungstorch durch das nasskalte Wetter erfroren ist. Wenn die Jungstörche größer werden, aber noch kein wärmendes Gefieder haben, kann es gefährlich werden. Sie passen nicht mehr unter das Gefieder der Altvögel und kühlen durch Nässe und Kälte aus. In Bayern kam 2014 die Hälfte der Jungstörche ums Leben. Auch sonst gibt es manche Gefahr. Gern tragen die Altvögel Plastikteile ins Nest. Wenn sich die Jungstörche darin verheddern, können sie sich oft nicht mehr befreien und strangulieren sich.

Das Geklappere der Störche

Die Chamerauer Tierfreunde hoffen, dass der Storchennachwuchs verschont bleibt. Nicht nur die Storchenbeobachter freuen sich über das Geklappere der Störche, wenn sie sich begrüßen oder mit Futter für die Jungen ankommen, ist doch das Vorhandensein von Störchen im Regental ein Zeichen einer intakten Natur. (che)