Natur Vogel des Jahres wird gewählt
Jeder Interessierte kann bis 15. Dezember im Internet eine Vorauswahl treffen, definitiv abgestimmt wird ab 18. Januar.
Arnschwang.Seit 1971 küren der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) den „Vogel des Jahres“. Bislang entschied eine Expertenrunde beider Verbände, wer den Titel erhält. Zum 50. Jubiläum wird das anders, denn erstmals kann jeder in Deutschland via Internet mit abstimmen, wer 2021 „Vogel des Jahres“ werden soll.
Am Freitagnachmittag stellten die stellvertretende LBV-Kreisvorsitzende Dr. Gisela Merkel-Wallner, LBV-Kreisgeschäftsführer Markus Schmidberger, LBV-Gebietsbetreuerin Dr. Angelika Nelson und Biotopbetreuerin Bianca Reichlmeier im LBV-Zentrum „Mensch & Natur“ die Wahlmodalitäten vor.
307 Vogelarten
Noch bis 15. Dezember stehen alle in Deutschland brütenden Vögel und die wichtigsten Gastvogelarten zur Vorauswahl. Unter www.vogeldesjahres.de kann man für seinen Wunschvogel abstimmen oder ihn zuvor im Filter mit Portraits von insgesamt 307 Vogelarten von A wie Alpenbraunelle bis Z wie Zwergtaucher suchen.
„Für die LBV-Kreisgruppe wäre der Wachtelkönig (Crex crex), auch Wiesenralle oder Wiesenknarrer genannt, die perfekte Wahl“, so Dr. Merkel-Wallner. Für den LBV stehe dieser Vogel stellvertretend für die beiden größten Probleme, die sich aktuell auf dem Planeten auftun: die Klimaerwärmung und das Artensterben.
Zu den angeboten des LBV
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Eisvogelsteig:
Der Eisvogelsteig in der Chamb war von Anfang August bis zum Saisonschluss Ende September wieder gut frequentiert, ehe sämtliche LBV-Angebote nun erneut wieder ausgesetzt werden mussten. Mit einer Ausnahme: Der Drahtinsel-Rundweg ist unter Beachtung der geltenden Corona-Regeln weiter uneingeschränkt frei und kostenlos zugänglich. Der 1,4 Kilometer lange Bohlenweg führt die Besucher durch einige verschiedene Biotopflächen.
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Infotafeln:
Neben der heimischen Flora und Fauna können eine gläserne Imkerei, verschiedene Tiere sowie ein Weidenlabyrinth und verschiedene Infotafeln bestaunt werden.
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Meldung:
Wer im nächsten Jahr im Juni, Juli oder August bei einem Spaziergang „Crex-crex-Rufe“ hört, kann einen Beitrag zum Überleben des vom Aussterben bedrohten Wachtelkönigs leisten, indem umgehend das LBV-Zentrum „Mensch & Natur“ in Nößwartling, (0 99 77) 82 27, Mail: cham@lbv.de, informiert wird.
Der bevorzugte Lebensraum des Wachtelkönigs sind Niedermoorlandschaften in Flussauen, die aber deutschlandweit weitgehend zerstört oder stark verändert wurden. Mit katastrophalen Auswirkungen auf die CO2-Bilanz, weil Moorlandschaften die wichtigsten Kohlenstoffspeicher sind, die das Land besitzt. „Ihre Zerstörung ist ein Beispiel für Profitstreben und Gedankenlosigkeit auf Kosten der kommenden Generationen“, prangert Schmidberger an. Für Torfgewinnung und erweiterte Erträge blieben darüber hinaus auch viele Pflanzen- und Tierarten auf der Strecke.
In Bayern wurden über 90 Prozent der Moorlandschaften entwässert. Eine der Konsequenzen daraus war die traurige Notwendigkeit, den Wachtelkönig, der so scheu ist, dass ihn kaum jemand zu Gesicht bekommt, in die „Rote Liste“ der gefährdeten Arten aufnehmen zu müssen. „Er ist ein König, der sein Land verloren hat, und ein Beispiel für den Niedergang der Artenvielfalt auf unseren Wiesen und Feldern“, bedauert Schmidberger.
Seit 1980 ist in Deutschland bei den Feldvögeln eine Bestandsabnahme um 34 Prozent zu verzeichnen. In Bayern stehen bereits rund 44 Prozent der heimischen Brutvogelarten auf der „Roten Liste“ und weitere 20 Prozent auf der Vorwarnliste.
Die zehn Vögel mit den meisten Stimmen in der Vorauswahl gehen dann ab 18. Januar in die finale Abstimmung um den Titel „Vogel des Jahres 2021“. Gewählt werden kann ohne Altersbeschränkung von allen Naturfreunden. Am 19. März steht fest, wer der erste von der Bevölkerung gewählte „Vogel des Jahres“ sein wird.
Der Wachtelkönig hat im Landkreis auch Furore gemacht, weil er 2012 die erste Vogelart war, von der in der Gegend im Rahmen eines grenzüberschreitenden Telemetrieprojekts acht Vögel aus Tschechien und vier aus dem Landkreis mit Satellitensendern ausgestattet wurden. Diese Sender gaben alle 50 Stunden für rund zwölf Stunden ein Signal, mit dem die Tiere geortet werden konnten. Somit war es möglich, den Weg der Wachtelkönige bis in den Süden Afrikas genau zu verfolgen.
Bauern nehmen Rücksicht
Als erfreulich bezeichnete es der LBV-Kreisgeschäftsführer, dass die Bauern generell nicht abgeneigt sind, Wiesen, in denen Wachtelkönige bemerkt werden, erst nach der Brutzeit beziehungsweise der Zeit der Aufzucht der geschlüpften Küken (Anfang Juni bis Ende August), zu mähen. Der Landkreis habe dafür sogar „Nesterprämien“ zur Entschädigung der Landwirte aufgelegt, die von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt unbürokratisch ausgezahlt werden.
Durch einen tragischen Umstand kam der LBV heuer zu einer absoluten Rarität in Form von Präparaten einer Wachtelkönig-Mutter und zwei ihrer Küken, berichtete Schmidberger. Ein mit ihm befreundeter und für den Wiesenbrüterschutz aufgeschlossener Landwirt bemerkte, dass bei einer Wiesenmahd schon auf dem ersten Mahdstreifen eine Wachtelfamilie in das Mähwerk geraten war. Er verständigte den LBV, der nach Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde Vogelmutter und -kinder zu einem Präparator brachte.
LBV-Kreisgeschäftsführer Schmidberger wies noch darauf hin, dass man sich unter www.deutsche-vogelstimmen.de/wachtelkoenig den scheuen Vogel anschauen und seine charakteristischen Crex-crex-Rufe anhören kann. Er verband damit die Bitte, bei den Abstimmungen zum „Vogel des Jahres 2021“ für den Wachtelkönig zu stimmen. (fer)
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