Themen der SPD
Waldmünchens Genossen zeigen Gefühle

16.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:38 Uhr
Urgestein: Marianne Schieder steckt Hein Urban die Ehrennadel für 40 Jahre Mitgliedschaft an. Das langjährige Stadtratsmitglied habe sich nie gescheut, die Stimme zu erheben, strich Ortsvereinsvorsitzender Stefan Wanninger unter anderem in seiner Laudatio heraus. −Foto: Fotos: Schoplocher

Es drängt sich auf, das Bild von der kleinen, verschworenen Gemeinschaft. Doch die SPD Waldmünchen hatte durchaus Botschaften für „draußen“. Appelle und Anregungen für die Lokalpolitik, aber auch markante Sprüche zu „großen Themen“.

Vorsitzender Stefan Wanninger legte gleich vor. „Ich bin heilfroh, dass wir in diesen Zeiten einen Kanzler namens Scholz und nicht Laschet oder Söder haben.“ Aus zahlreichen Aktionen und Veranstaltungen des Ortsvereins strich er den politischen Aschermittwoch (wegen des Ukraine-Kriegs ohne „Angriffe“ auf andere Parteien) sowie einen „sehr gut besuchten“ Informationsabend zu Freiflächen PV-Anlagen heraus.

Sandra Wittmann ergänzte dies mit ihren Einschätzungen zur Arbeit im Stadtrat, in dem „unsere Anregungen nicht immer auf offene Ohren treffen“. Dabei gebe es sehr wohl Themen, die diskutiert gehörten, wie das Heimatfest. Nach der Kritik aus Reihen der Bevölkerung müsse man über ein neues Konzept nachdenken, etwa eine Federführung durch die Vereine nach dem Beispiel Rötz.

„Der Rufbus schläft ein“

Sie befürchtet, dass die Jugend abgehängt werden könnte und forderte ein „Mäh-Management“ . Nicht zufrieden könne man mit dem ÖPNV sein, der Rufbus schlafe ein. „Da muss man sich unbedingt was einfallen lassen“, forderte sie. „Elends froh“ zeigte sie sich über ihre Entscheidung, gegen den städtischen Leitfaden für die Regelungen zu Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen gestimmt hat. „Der passt nicht mehr in unsere Zeit“, meinteWittmann.

Hein Urban seit 40 Jahren dabei

Emotional, wenn auch auf andere Weise, war die Ehrung von Hein Urban für 40-jährige Mitgliedschaft. Die Aussicht auf die Auszeichnung habe viele Erinnerungen geweckt, an spannende und mitunter harte Zeiten. Unvergesslich: Die Zeit des Widerstands gegen die WAA in Wackersdorf, als er sich mit Elisabeth Ruhland mit einer Unterlassungsklage mit Streitwert 200 000 Mark konfrontiert sah.

„Ich bin nah an den Tränen“, gabdas langjährige Stadtratsmitgliedzu, das sich zudem als stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender, als Bürgermeisterkandidat sowie Revisor und „starke Stimme“ (Stefan Wanninger) engagiert habe.

Ehrungen und Wahlen

Nachreichen wird Stefan Wanninger die Ehrung an Horst Schneider, der 20 Jahre Genosse ist, und Max Dinter, der vor 40 Jahren beigetreten ist. Gewählt wurden zudem die Delegierten zur Delegiertenversammlung und zur Kreiskonferenz. Sie heißen Stefan Wanninger, Stefan Schröpfer undMichael Dirscherl.

Kurz fiel der Kassenbericht von Irma Eiber aus. Mehreinnahmen aus diesem Jahr würden das davor wieder ausgleichen, informierte sie.

Bundestagsabgeordnete Marianne Schieder spannte einen weiten Bogen vom Krieg in der Ukraine („Wir sind dem Dritten Weltkrieg näher, als wir uns vorstellen können“) bis zur Sozialpolitik. „Es muss so sein, dass Menschen am Rande der Gesellschaft Hilfe bekommen“, stellte sie alternativlos dar.

Am Land ist es „anders“

Das Neun-Euro-Ticket habe den ÖPNV attraktiver gemacht, allerdings seien Konzepte am Land schwierig, fächerte sie auf. Zwar treffe es nicht nu, dass „bei uns nirgends ein Zug fährt“, allerdings „können wir auch keine Busse fahren lassen, wenn keiner mitfährt“.

Es gebe keinen Grund für die Annahme, dass diese Bundesregierung nicht gut sei, fasste die Abgeordnete zusammen. An München gewandt, wollte sie gar nicht viele Worte verlieren, gab aber zu bedenken, dass der Freistaat das Bundesland mit der höchsten Energieabhängigkeit sei.

Brachwitz redet Klartext

Noch weniger mit Kritik an der Landesregierung sparte auch Steve Brachwitz, der für die SPD gerne in den Landtag einziehen würde. „Es gibt in Bayern einen guten Grund, SPD zu wählen, und der heißt CSU“, frotzelte er. Als Begründungen führte der Rodinger Ortsvereinsvorsitzende und Leiter der Anästhesiepflege am Uniklinikum in Regensburg unter anderem an, dass „uns die Zeit in Sachen Windkraft schlicht davon läuft“. Ministerpräsident Markus Söder würde „die Fehler grundsätzlich woanders suchen. „Wie unsozial ist das denn?“ Die Freien Wähler seien im übrigen „auch nicht besser“.

Zur Gesundheitspolitik , von Berufs wegen einer seiner Schwerpunkte, forderte der Familienvater, „private Kliniken wieder in die öffentliche Hand zurückzuführen“. Denn: „In der Basisversorgung haben private Träger nichts zu suchen.“

Sorge vor Rattenfängern

Bildungs- und Umweltpolitik sowie soziale Teilhabe waren dann die Themen, die die Mitglieder nach den Regularien bewegten. Manfred Ruhland fragte nach Maßnahmen gegen die immer weiter aufgehende Schere zwischen arm und reich. „Das macht es Rattenfängern wieder leicht“, befürchtet er. Steve Brachwitz appellierte, für mehr Wohnraum zu sorgen, dann würden auch die Mieten sinken. „Wir stehen eben für soziale Politik“, fasste Stefan Wanninger die Aussprache zusammen. Auch eine Botschaft.