Debatte
Was kommt nach dem Rodinger Krankenhaus?

Die Schließung ist besiegelt, doch was folgt, ist völlig offen. Womöglich ein MVZ in der sanierten Klinik mit Patientenhotel?

26.11.2019 | Stand 16.09.2023, 5:12 Uhr

Das Sana-Krankenhaus in Roding steht vor der Schließung. Doch was kommt danach? Foto: Klöckner

Das Ende des Rodinger Krankenhaus scheint besiegelt. Auch der Rodinger Verein Pro Gesundheit hat dies bei seiner Hauptversammlung am Montag im Gasthof Lobmeyer akzeptiert - wenn auch mit Zähneknirschen. „Das bisherige Sana-Konzept ist gescheitert, jetzt geht es ums Neuverhandeln!“, verkündete Vereinschef Dr. Michael Jobst neue Ziele.

Am Freitag war der voraussehbareUmbruch der Krankenhausstrukturbereits großes Thema in nichtöffentlicher Sitzung im Kreistag und sorgte für lange Debatten. Bei einer Sondersitzung des Kreistags in vier bis sechs Wochen soll das Ende des Krankenhausstandorts Roding endgültig besiegelt und Licht auf den Neubeginn der Gesundheitsversorgung geworfen werden.

Was kommen kann, ist völlig offen. Zu hören war etwa von einem „Patientenhotel“, um den ambulant Operierten für ein oder zwei Tage eine Bleibe anbieten zu können. Auch das alte Krankenhaus scheint noch in der Diskussion zu sein - als mögliche Immobilie für das geplante, große Medizinische Versorgungszentrum (MVZ). Das Haus werde sicher nicht in der Größe gebraucht und müsse saniert werden, soBürgermeister Franz Reichold. Doch auch diese Alternative zu den Neubauplänen von Privatinvestoren vor den Toren der Stadt scheint im Rennen zu sein. Zuletzt hatte es von Stadtseite geheißen, die Immobilie sei für ein Facharztzentrum ungeeignet.

Die Zeit drängt

Derzeit laufen im Hintergrund zwischen den Verantwortlichen von Sana, dem Landkreis, dem Ministerium und den Kassen die Verhandlungen um die Form und die Finanzierbarkeit der künftigen Gesundheitsversorgung in Roding. Reichold betonte, dass die Zeit dränge, da Ärzte wie Kinderarzt oder Gynäkologe, die ihr Interesse an einem Kommen nach Roding zugesagt hätten, nicht ewig warten würden. Sie kämen auch nicht, wenn die Mieten der Räume zu hoch seien. Und auch die vorhandenen Ärzte, wie HNO und Urologie, müssten hier für ambulante Operationen gehalten werden.

Bekenntnis:Ärztemangel:Ausbau:MVZ:
„Sana bekennt sich zu dem Gesundheitsstandort Roding im Kontext der Gesamtversorgung für den Landkreis. Folglich werden wir an einer zukunftsfähigen Weiterentwicklung der drei Standorte arbeiten, um die sichere Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten“, so Sana-Sprecher Alexander Schlaak.Mittelfristig könne nicht vom Ende des Ärztemangels ausgegangen werden. Neue Konzepte seien damit unumgänglich. An diesen arbeite man in Abstimmung mit dem Landratsamt intensiv, „indem wir versuchen, das Angebot der stationären Versorgung um ambulante, zukunftsfähige Strukturen zu ergänzen“.Innerhalb dieser Rahmenbedingungen sei geplant, das stationäre Angebot in Cham als zentraler Versorger auszubauen, Bad Kötzting in gewohnter Weise beizubehalten, den Standort Roding aber im ambulanten Bereich zu stärken. Für stationäre Betten gebe es keine Perspektive dort.Zur Stärkung des ambulanten Bereichs seien erste Schritte mit Etablierung des MVZ getan. Für Roding sei ein Behandlungsangebot mit neuen Fachrichtungen - D-Arzt, Chirurgie, Orthopädie und Internist - geschaffen worden. Sana werde sich weiter einbringen.

Sana habe drei Sitze aufgekauft, um agieren zu können, sagte der Bürgermeister. Doch für eventuelle Betten, etwa in einem Patientenhotel, wolle keiner zahlen. Die Frage sei auch, was mit der Pflegeschule passiere, die an einen stationären Bereich gebunden sei. „Es tut in der Seele weh, doch es geht kein Weg daran vorbei“, sagte Franz Reichold zum Krankenhausende. Die Lage sei dramatisch.

Der Vereinsvorsitzende Dr. Michael Jobst schaute zurück aufs Vereinsgeschehen, das vor allem durch Reaktionen auf Sana-Aktionen geprägt war. Immer wieder gab es Proteste Richtung Sana, zuletzt bei der Abmeldung der Rodinger Notaufnahme übers Wochenende und gegen den Abzug von Ärzten von Roding nach Cham. Was verärgere, so Dr. Jobst, sei die Darstellung Rodings als Sündenbock für die Defizite, die Sana einfahre: „Cham wird auf Kosten Rodings aufgebaut.“

Sperrklausel „ist Gold wert“

Deshalb könne es hier nicht besser laufen, und jeder schaue beim „schleichenden Tod“ des Hauses zu. Ein Trumpf für die Verhandlungen der Gesundheitszukunft der Stadt sei ein Ergebnis des damaligen Bürgerbegehrens gewesen: die Sperrklausel im Vertrag, die besage, dass keiner der drei Standorte einfach geschlossen werden dürfe. „Diese Sperrklausel ist heute Gold wert“, so Jobst. Denn Sana müsse deshalb verhandeln.

Betont wurde jedoch auch die Möglichkeit des Sana-Konzerns, den Versorgungsauftrag für den Kreis Cham wieder zurückzugeben. Das sei eine „spitze Waffe“, die Sana da habe, so der Bürgermeister. Der Landkreis könne diese Aufgabe rein finanziell nicht schultern, so der einhellige Tenor im Verein.

Daher sei Fingerspitzengefühl bei den Verhandlungen gefragt. Die Verhandlungen seien äußerst kompliziert und brisant, immer wieder gebe es Hürden, beschrieb Reichold. Dr. Jobst machte klar, dass ein MVZ nur ein erster Baustein sein könne. Fragen etwa nach einer weiteren Notfallversorgung, nach dem Standort und nach stationären Betten stünden an. Es brauche endlich ein Zukunftskonzept und Klarheit, forderten auch Wortmeldungen am Tisch.

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