Rodinger in Malaysia
Weltenbummler „Gangerl“ erlebte Chaos auf seinem Schiff

25.08.2022 | Stand 15.09.2023, 3:53 Uhr
Nach vielen Wochen Arbeit ist die Segelyacht Bavaria II wieder seetauglich und bewohnbar. −Foto: Fotos: Rainier Ramisch

Zwei Jahre war der 80 Jahre alte Rodinger Wolfgang „Gangerl“ Clemens gezwungenermaßen im Heimaturlaub, als im April 2022 die langersehnte Meldung kam, dass die Grenzen von Malaysia für Ausländer wieder geöffnet wurden. Mit einem rauschenden Fest verabschiedete sich der Weltumsegler von Freunden und Familie, ehe er am 15. Mai zu seinem Schiff aufbrach.

In Malaysia angekommen erlebte der Abenteurer jedoch eine böse Überraschung: Mehr als eintausend Liter Wasser hatten sich im Bauch seiner Segelyacht „Bavaria II“ angesammelt.

Pilze mit Wurzelgeflecht

„Als ich mein Schiff aufgesperrt habe, stand 15 Zentimeter hoch Wasser darin. Alles war dreckig, vermodert und verschimmelt, sogar Pilze mit großem Wurzelgeflecht sind darin gewachsen. Die gesamte Elektrik, die Einrichtung, Kühlschränke, Pumpen und Kleidung waren im Eimer. Ich war nahe an einem Herzinfarkt“, berichtet Clemens betrübt.

Die Ursache des Schadens war schnell ausgemacht: Eine am Deck des Schiffes befestigte Klampe wurde durch den starken Zug einer Festmacherleine während eines Sturmes herausgerissen. Durch das hinterlassene Loch floss Regenwasser über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr stetig hinein. Währenddessen herrschte im Schiffsinneren 100 Prozent Luftfeuchtigkeit bei tropischen Temperaturen, was sämtliches Metall und sogar Elektrokabel korrodieren ließ.

„Als erstes habe ich das Wasser entfernt und hunderte Kübel davon über Bord gekippt. Da ich erst gegen Mitternacht auf mein Schiff kam, hat es bis in die frühen Morgenstunden gedauert. Weil die Elektrik versagte, musste ich mit der Taschenlampe arbeiten und konnte erst bei Tageslicht das gesamte Ausmaß des Schadens sehen. Ich habe überlegt, ob ich das Schiff einfach wegschmeißen soll, weil die anstehenden Reparaturarbeiten enorm zeit- und kostenintensiv würden. Aber ich wollte nicht einfach aufgeben und habe mit der Reparatur losgelegt. Wenigstens hat der Motor keinen Schaden genommen und lief noch rund“, erzählt der Aussteiger.

Zehn Tage später kam Gangerls Freund Rainier Ramisch an Bord, um zusammen mit dessen Lebensgefährtin drei Wochen beim Reparieren zu helfen. Mit im Gepäck waren unzählige Ersatzteile. Schließlich sollte die Segelyacht wieder in Ordnung sein, bis Mitte Juni die ersten Urlaubsgäste zusteigen wollten.

„Wir haben täglich bis spät nachts geputzt und repariert. Mit der Zeit ging es auch langsam vorwärts. Doch ständig ist uns etwas anderes aufgefallen, was kaputt gegangen war und was wir dann vor Ort besorgen mussten. Vieles am Schiff haben wir weggeschmissen, die meisten Textilien zum Beispiel oder einen Außenbordmotor. Dabei habe ich Gangerl noch nie so fertig mit den Nerven erlebt und mir echt große Sorgen gemacht. Aber wir haben es rechtzeitig geschafft, die Yacht wieder fit zu machen“, erinnert sich Ramisch. Einige Reparaturen sollen sich noch länger hinziehen, da die Ersatzteilbeschaffung in Asien schwierig ist. Die Bordelektrik soll im Dezember, so der Plan, von deutschen Fachkräften vollständig erneuert werden. Zu diesem Zweck wurde eine Werbepartnerschaft vereinbart.

Inzwischen ist Gangerl die ostmalaysische Küste hinabgesegelt und hält sich nahe Singapur auf, wo er seine Segelyacht für einige Monate in einem Hafen lassen möchte, um in Deutschland Vorträge zu halten. Ende September erscheint zudem sein drittes Buch aus der Reihe „Der Paradiesjäger“, das von seinem zweijährigen Rucksacktrip zu den Urvölkern Afrikas handelt.

Gruß in die Heimat

Zuletzt richtet Gangerl einen Gruß in die Heimat: „Ich möchte mich noch sehr herzlich bei all jenen bedanken, die auf meiner Abschiedsparty im Mai meinem Spendenaufruf für ein afrikanisches Mädchen gefolgt sind! Seit ihrer Kindheit unterstütze ich Chemu finanziell, der ich nun ein Studium ermöglicht habe. Ich bitte um weitere Spenden aus der Bevölkerung, damit die fleißige Chemu eine Chance auf ein besseres Leben hat. Jeder Euro hilft dabei und wird zu 100 Prozent für das Studium verwendet.“ Mehr Informationen finden sich online auf www.gangerl.net.