Vorhofflimmern
Wenn das Herz stolpert: Sana-Chefarzt Stefan Buchner erklärt die Risiken

05.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:05 Uhr
Prof. Stefan Buchner, Chefarzt für Innere Medizin −Foto: Sana

Was, wenn das Herz aus dem Takt gerät? Die Sana Kliniken des Landkreises Cham beteiligen sich wieder gemeinsam mit der Bayerwald-Klinik an den diesjährigen Herzwochen der Deutschen Herzstiftung.

Im Interview erklärt Professor Stefan Buchner, Chefarzt für Innere Medizin II an den Sana Kliniken des Landkreises, vorab Grundsätzliches zum Schwerpunktthema Herzrhythmusstörungen.

Sie und Ihre Kollegen haben oft mit Patienten zu tun, die unter Herzrhythmusstörungen leiden. Woran liegt das?

Unsere Gesellschaft wird immer älter und die Wahrscheinlichkeit, dass Herzrhythmusstörungen auftreten, nimmt mit jedem Lebensjahr zu.

Woran erkennt man als Laie, dass das eigene Herz stolpert, ruckelt, rast?

In der Regel spürt man sein Herz ja nicht schlagen, bei Unregelmäßigkeiten kann das aber sehr wohl der Fall sein. Manche Patienten klagen über Herzrasen, Brustschmerzen, Schwindel, Atemnot, andere wiederum merken gar nichts.

Die Gründe für die Herzprobleme

Es gibt das Vorhofflimmern und das Kammerflimmern. Wo liegen die Unterschiede?

Wir unterscheiden zwischen Vorhof-Rhythmusstörungen und Herzkammer-Rhythmusstörungen. Normalerweise schlagen Herzvorhöfe und Herzkammern synchron. Beim Vorhofflimmern, eine der Hauptursachen für einen Schlaganfall, haben die Vorhöfe eine deutlich erhöhte Frequenz von 300 bis 400, das heißt sie zappeln regelrecht, während die Herzkammern normal schlagen. Und durch das Zappeln können sich Thromben bilden, also Blutgerinnsel. Rhythmusstörungen in den Herzkammern sind vielfach schwerwiegender und können akut lebensbedrohlich sein. Bei einem Herzstillstand infolge eines Kammerflimmerns zappeln die Muskelzellen in den Kammern, sie arbeiten also nicht mehr koordiniert. Eine sofortige Defibrillation sorgt dafür, dass das Herz wieder effektiv schlägt und pumpt. Wer überlebt, braucht ein Defibrillator-Implantat.

Kehren wir zurück zum Vorhofflimmern, dem beim Informationsabend mehrere Vorträge gewidmet sind. Wodurch wird es ausgelöst?

Mögliche Auslöser sind Bluthochdruck oder Herzklappenfehler und das höhere Lebensalter oder Durchblutungsstörungen des Herzens. Bei älteren Menschen, die sonst nie Probleme mit dem Herzen hatten, kann ein Vorhofflimmern aber auch ganz plötzlich auftreten.

Ist das Vorhofflimmern lebensbedrohlich?

Das ist es an sich nicht. Allerdings steigt das Schlaganfallrisiko, wenn das Vorhofflimmern unbehandelt bleibt.

Vorsorge für das Herz

Und wie wird behandelt?

Man kann das Schlaganfallrisiko durch die Einnahme von Blutverdünnern senken. Und wir verordnen Betablocker, wenn das Vorhofflimmern ein Herzrasen zur Folge hat. Ansonsten versuchen wir, die Symptome zu lindern. Bei der so genannten Kardio-Version gibt man Stromimpulse, um die Synchronität der Herzschlagfolge momentan wiederherzustellen. Langfristig gibt es außerdem seit etwa 15 Jahren die Möglichkeit der Ablation. Dabei werden die Entstehungszentren des Flimmerns im Herzgewebe mit Hitze oder Kälte verödet.

Was kann man präventiv für ein gesundes Herz tun?

Ausgewogene Ernährung, Bewegung, Stress abbauen, Übergewicht reduzieren, und auch der Verzicht auf Genussmittel. Die Liste ist lang. Hören Sie auf ihr Herz und gehen Sie auch zur Vorsorgeuntersuchung.

Beim Glas Rotwein am Abend hört man immer wieder, dass es herzstärkend oder auch herzschwächend ist. Was denn nun?

Buchner: Alkohol kann herzschädigend sein. Er lässt den Blutdruck in die Höhe schnellen und beeinflusst den Herzschlag. Zwar bekommen Menschen, die etwas Alkohol trinken, seltener einen Herzinfarkt.

Für alle anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, trifft aber das Gegenteil zu: Auch ein moderater Alkoholkonsum erhöht das Risiko hierfür.

Vorträge

Thema:Im Mittelpunkt der öffentlichen Veranstaltung mit drei Vorträgen von Kardiologen in der Stadthalle Cham (Mittwoch, 16. November, ab 18.30 Uhr) steht das Vorhofflimmern – die häufigste Herzrhythmusstörung mit etwa 1,8 Millionen Betroffenen allein in Deutschland und somit eine sehr ernstzunehmende Erkrankung.