Engagierte Menschen
Wenn Glücksfälle zusammentreffen

Stephanie Haberl steigt mit einer Osterrallye in die Arbeit fürs Waldmünchner MGH ein. Sie ist angetan von der neuen Heimat.

30.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:42 Uhr
Ideen gehen ihr normalerweise nie aus. Davon profitiert Waldmünchen und das MGH ab 1. April auch ganz offiziell. Ab Donnerstag verstärkt Stephanie Haberl das Team des Mehrgennerationenhaues. −Foto: Petra Schoplocher

Die eine: will in ihrer neuen Heimat „etwas reißen“. Die anderen: suchen jemanden, der sich im Themenfeld Familie einbringt. Besser hätte es sich zwischen Stephanie Haberl und dem Mehrgenerationenhaus also gar nicht fügen können. Entsprechend groß ist die Freude, als MGH-Projektmanagerin Susanne Nock die neue Mitarbeiterin Stephanie Haberl vorstellt, eine echte Allrounderin mit einer Menge Ideen und der Liebe gleich zu zwei Sprachen.

Ehrenamtliche Erfahrung im und mit dem Mehrgenerationenhaus hat die 34-Jährige schon. Beim wunderbar-wandelbaren Adventskalender jedenfalls sei sie durch großes Engagement aufgefallen, geizt Susanne Nock nicht mit Lob. Weil darüberhinaus auch noch vom ersten Moment an die Chemie gestimmt hätte, sei Haberl die Idealbesetzung.

Ab 1. April wird die 34-Jährige die Bereiche „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ sowie „jugendgerechte Gesellschaft“ verantworten. Klingt sperrig, sagt Nock entschuldigend und erklärt, dass sich hinter der offiziellen Bezeichnung nichts anderes als die Angebote für Kinder und Familie verbergen. Dies schließe Ferienaktionstage (Stichwort Betreuung) oder Kurse wie „Fit für den Übertritt“ oder Prüfungsvorbereitung ein. Los geht es allerdings mit einer Oster-Rallye, mit der Stephanie Haberl erneut zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt.

Glühwein ausgefahren

Bereits „ihr“ Adventskalendertürchen hatte sie genutzt, um in der Stadt herumzukommen. Damals fuhr sie Glühweinflaschen an über 90 Haushalte aus – die sie manches Mal nur mit Hilfe ihrer Schwiegermutter als telefonisch hinzugezogenes „Navi“ fand. „Das war eine tolle Sache und hat saumäßig Spaß gemacht“, sagt sie, die nebenbei auch noch einem Ladenbesitzer half. Die stehen auch bei der Buchstabenrallye im Fokus. Als sie die Schaufenster gesichtet hat, hat sie festgestellt, „dass wir hier doch eine Menge haben“. Das dürfe gerne auch den Waldmünchnern ins Bewusstsein gerufen werden, meint sie.

Idee:Konzept: Belohnung:
Zum Bummel durch die Stadt einladen, frische Luft schnappen, und dabei ein Rätsel lösen, das ist die Idee hinter der Osterhasen-Rallye, Stephanie Haberls erstem Projekt. Gedacht ist es in erster Linie für Kinder, mitmachen darf aber jede(r).Der MGH-Osterhase versteckt sich ab heute in zahlreichen Schaufenstern der Innenstadt. Auf seinem Plakat hat er bunte Eier mit Buchstaben und Nummern dabei. Die ergeben zusammengesetzt ein Lösungswort mit „etwa 30 Buchstaben“, verrät die neue Mitarbeiterin.Die Einsender erhalten eine Überraschung. Die Größe richtet sich nach der Zahl der richtigen Lösungen. Letzter Termin im MGH-Briefkasten für die Abgabe ist der 9. April.

Die erlebt die Gymnasiallehrerin als offen und herzlich, in der Stadt herrsche ein schönes Miteinander. „Die halten zam.“ Besonders genieße sie die Wochenmärkte mit Begegnungen und schönen Gespräche. Vor gut einem Jahr ist die gebürtige Chamerin mit ihrem Partner, einem Waldmünchner, von Würzburg in die Heimat gezogen.

Im Sommer hat sie dann das erste Mal den Weg zumFranzösisch-Stammtischvon Martina Mathes gefunden – ein Abend mit Folgen. Die Vize-Vorsitzende der Steuerungsgruppe erkannte das Potenzial der Latein- und Französischlehrerin („passt perfekt zusammen“), die sich prompt im September als Kursleiterin für einen Französisch-Anfängerkurs wiederfand – bis ihn die Pandemie unterbrach.

Wie in der Schule versucht sie, über die Grammatik hinaus die Kultur und Lebensphilosophie zu vermitteln. Besonders fasziniere sie die römische, wie sie Latein als Sprache vom ersten Tag in seinen Bann gezogen habe. Nicht zuletzt deshalb habe sie nach ihrem Erststudium Philosophie und Ethik draufgesattelt. Am Lateinischen schätzt sie das Exakte, „das ist fast eine Art Lebenseinstellung geworden“. Die junge Mutter – Tochter Felicitas ist 14 Monate alt – wird ab September am Benedikt-Stattler-Gymnasium unterrichten. Ein Glücksfall, schließlich ist es nicht selbstverständlich, heimatnah eine Stelle mit „seiner“ Fächerkombination zu bekommen.

In der BRK-Bereitschaft aktiv

Für die Rückkehr „nach Hause“ haben sich Stephanie Haberl und ihr Lebensgefährte sehr bewusst entschieden, dass es Waldmünchen wurde, wo ihr Partner aufgewachsen ist, sieht sie als Herausforderung, keine eingefahrenen Wege, wie es sie in Cham wohl gegeben hätte. „Und wenigstens ein bisschen was Neues.“ Das nämlich hat sie nach dem Abitur für ein Jahr nach Paris verschlagen, deswegen gab sie Würzburg gegenüber Regensburg den Vorzug als Studienort. Kontakt zu Waldmünchen hat es auch in der Würzburger Zeit gegeben, verrät sie, als Sanitätshelferin ist das Paar schon länger bei der BRK-Bereitschaftaktiv. Mit Kind sind ein Garten und die Großeltern in der Nähe obendrein mehr wert als eine gute Innenstadtlage, verdeutlicht sie. Die Oma ist es auch, die während der MGH-Einsatzzeiten auf die kleine Felicitas aufpassen wird, verrät Haberl dankbar.

„Wir haben natürlich auf Lockerungen im April gehofft“, erklärt Susanne Nock. Von Stillstand sei das MGH aber dennoch weit entfernt. „Wir haben eine Menge Angebote und Ideen, halt andere“, verdeutlicht sie und blickt vielsagend lächelnd auf die neue Kollegin.

„Mit Ausnahme von Malen“, ist sie sehr kreativ, verrät die begeisterte Radfahrerin, die Musik als eines ihrer weiteren großen Hobbys nennt. Bedenken, dass ihr die Ideen ausgehen, hat sie nicht, außerdem sei ja immer noch das MGH-Team da... „Die Berge abwandern“, ist nicht nur Freizeitbeschäftigung, sondern zugleich Wunsch, die Gegend besser kennenzulernen.Die Straßen kennt sie ja jetzt schon.