Erklärung
„Wir rütteln nicht an der Spielbank“

Staatssekretär Füracker versichert am Freitag in Bad Kötzting nach neuerlichen Diskussionen, dass die Staatsregierung an allen Spielbanken festhält.

21.02.2014 | Stand 16.09.2023, 7:22 Uhr

Staatssekretär Albert Füracker (Mitte) versuchte unter der Aufsicht von Spielbankdirektor Schleicher, MdL Hopp, Lotto-Bayern-Chef Erwin Horak, Frieder Costa und technischen Leiter Francesco Fraziano sein Glück.

Seit 10. Oktober ist Albert Füracker Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium, seit Freitag hat er seinen ersten Besuch in Bad Kötzting hinter sich – und seinen ersten in einer Bayerischen Spielbank. Sein Fazit nach fünf Minuten am Automaten: „Wir lernen: Ich muss viel Glück in der Liebe haben, hier habe ich nämlich keins.“

Glücklich zeigte sich nach dem gut zweistündigen Treffen mit dem Staatsminister, der zwischen dem Besuch der Ausbildungsmesse in Roding und einem Termin in Freyung in die Stadt gekommen war, aber Bürgermeister Wolfgang Ludwig beim Abschlussgespräch in der Casino-Lounge: „Wir haben unsere Aussage: DieSpielbank in Bad Kötztingbleibt und das ist gut so.“

Noch mehr in die Region einbinden

Vorausgegangen war zunächst ein Treffen im Sitzungssaal des Rathauses zusammen mit Vertretern der städtischen Verwaltung sowie Landrat Franz Löffler, dem Präsidenten der Lotterie-Verwaltung Erwin Horak, Landtagsabgeordneten Dr. Gerhard Hopp und Claus Niederalt vom Bayerischen Finanzministerium. Anlass waren natürlich die zuletzt wieder aufgeflammten Debatten um den Sinn und den Erhalt der staatlichen Spielbanken. Die hätten zwar „erstmals seit Jahren wieder einen positiven Ertrag“ erzielt, wie Füracker nach dem knapp halbstündigen Gespräch im Rathaus erklärt; allerdings bleibe trotzdem die Frage nach dem weiteren Vorgehen. Dazu formuliert der Staatssekretär zwei Kernaussagen: „Erstens: Die Staatsregierung rüttelt nicht an der Spielbank und zweitens: Die Stadt sorgt auch selbst dafür, dass sie noch besser eingebunden wird.“

Gerade mit Blick auf den zweiten Punkt macht sich Füracker nach dem Gespräch auf den Weg in die Spielbank an der Unteren Au und betritt zum ersten Mal überhaupt eines der neun Häuser des Freistaates. Der gewünschte „Aha-Effekt“ der vergoldeten Kuppel im Foyer verfehlt seine Wirkung auf den Staatssekretär nicht. „Sieht toll aus“, lautet das Urteil.

Kleiner Beitrag für den Ertrag

Horak führt ihn zusammen mit Spielbankdirektor Klaus Schleicher durch den Spielsaal: Kasse, Geldautomaten, Bargeldloses Spielen, Bayern-Jackpot, Roulette-Automaten und Spieltische; Füracker zeigt sich interessiert und riskiert ein Spiel am Automaten unter der fachlichen Aufsicht des technischen Leiters Francesco Fraziano – und „spielt sauber runter“, wie der erklärt. Heißt: Alles verloren und mit Blick auf den Ertrag der Spielbank „alles richtig gemacht“.

Das sieht auch Füracker so, aber Kleinst-Verluste wie seiner werden nicht reichen, um das Haus aus den Schlagzeilen und der Flut von Forderungen nach Schließung, Verkauf oder ähnlichem zu bringen. „Wir müssen alle Player zusammen an einen Tisch bringen“, lautet sein Rezept für die Zukunft. Tourismus, Kultur – „Wir müssen überlegen, wie das Potential noch besser genutzt werden kann“, lautet seine Devise. „Die Frage ist: Wer braucht die Spielbank und weiß es noch gar nicht?“ Unternehmen und Vereine könnten die Einrichtung noch viel mehr als bislang nutzen, zeigt er sich überzeugt. Marketing über den Landkreis hinaus – wenn es nach MdL Dr. Hopp geht auch bis nach Tschechien hinein – müsse versucht werden, um noch mehr Gäste in die Spielbank zu bekommen.

Vorschläge für die Werbung

Als er vorschlägt, dass auch Gutscheine verteilt werden könnten, muss Horak ihn bremsen: „Das dürfen wir nicht“, sagt er, „aber freien Eintritt können wir schon ermöglichen“. Gastronomie-Pächter Manfred Utz ermuntert Füracker: „Bewerben Sie die Gastronomie g’scheit.“ Auch Kochkurse während der Woche, wenn weniger Gäste in die Spielbank kommen, schlägt er vor.

Für die im Moment 43 Beschäftigten ist auch Personalrats-Vorsitzender Erwin Gmeinwieser beim Treffen an diesem Nachmittag mit dabei. Eine neue Arbeitskraft werde dieses Jahr in Bad Kötzting ausgebildet. „Denn ohne die Beschäftigten geht gar nichts“, weiß Erwin Horak, der dem Staatssekretär neben den Arbeitsplätzen auch noch andere Zahlen vor Augen führt: „Schließlich zahlt auch dieses Haus hier seit Jahren Steuern.“ Löffler ist es dabei auch noch wichtig, auf einen anderen Umstand hinzuweisen: „Die Spielbank war ja so angelegt worden, dass sie ein Standortfaktor für die Kurstadt ist, nicht auf das positive Ergebnis.“

Spielbank-Neuling Albert Füracker ist nach seinem Rundgang sichtlich beeindruckt. 100 bis 120 Sitzplätze in der Casino-Lounge, das könne sich für einen Veranstaltungsort doch sehen lassen. Dr. Hopp versichert ihm zum Abschluss mit Blick auf die Forderung nach einer noch besseren Einbindung der Spielbank in der Region: „Den Ball nehmen wir gerne auf!“ Die Einrichtung sei für Gesellschaft und Kultur ein wichtiger Faktor und könne auch grenzüberschreitend noch mehr an Bedeutung gewinnen. „Wir brauchen uns mit dem Angebot und auch architektonisch nicht vor den Casinos in Tschechien verstecken“, zeigt er sich überzeugt.

Es wird weiter „durchforstet“

Erwin Horak gibt außerdem noch bekannt, dass das „Eventprogramm mit den Mitarbeitern durchforstet“ werden soll, um noch mehr Besucher anzusprechen. Bürgermeister Ludwig meint: „Wir sind froh. Diese Aussagen tragen zur Beruhigung der Gäste und der Mitarbeiter bei und helfen, die Ziele im Haus mit Elan anzupacken.“

Als Staatssekretär Albert Füracker die Stadt wieder verlässt, bleibt in Bad Kötzting das gute Gefühl zurück, wieder einmal eine Debatte um die Schließung des Hauses beendet zu haben – nur eine von mehreren in den vergangenen Jahren zwar, aber immerhin.

Zum Schluss schwört der Staatssekretär die Anwesenden noch ein: „Denken sie immer daran: Wir arbeiten gemeinsam für die Zukunft der Spielbanken.“