Unfall
Zugunglück: Zehn deutsche Verletzte

Ein Alex-Zug aus München ist in Tschechien mit einem Personenzug kollidiert. Drei Menschen sterben, 69 sind verletzt.

04.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:38 Uhr
Einsatzkräfte stehen an einem zerstörten Waggon. Ein aus München kommender Expresszug ist in Tschechien mit einem Personenzug zusammengestoßen. −Foto: Chaloupka Miroslav/picture alliance/dpa/CTK

Zugunglück mit Toten und zahlreichen Verletzten: Ein aus München kommender Expresszug ist in Tschechien mit einem Personenzug zusammengestoßen. Drei Menschen kamen ums Leben. Darunter seien die beiden Lokführer, beide tschechische Staatsangehörige, sowie eine Frau aus dem Regionaltriebwagen.

Insgesamt sind mindestens 69 Menschen verletzt worden, zehn seien mit schweren bis lebensgefährlichen Verletzungen in tschechische Krankenhäuser gebracht worden, sagte eine Sprecherin des Rettungsdienstes. Mehr als 30 Personen erlitten leichtere Verletzungen.

Das Unglück ereignete sich nach Angaben der Polizei bei Domazlice (Taus) im Südwesten des Landes nahe der Grenze zu Bayern. Unter den mindestens 69 Verletzten sind auch zehn Deutsche, bestätigte der Chamer Landrat Franz Löffler der Mittelbayerischen.

Regensburg: Alex fuhr um 6.15 Uhr los

Bei dem Expresszug handelt es sich um einen Alex des privaten deutschen Anbieters Länderbahn, der auch in Regensburg, Schwandorf, Cham und Furth im Wald hält. Der Zug war um 4.44 Uhr am Münchner Hauptbahnhof gestartet und hatte um 6.15 Uhr die Regensburger Reisenden aufgenommen. Um 7.40 Uhr hatte er in Furth im Wald die Grenze passiert.

Frank Betthausen, Pressesprecher beim Bayerischen Roten Kreuz in Cham, machte sich selbst ein Bild vor Ort. Am Zug werde immer noch gearbeitet auf der Suche nach weiteren Opfern. Er berichtete der Mittelbayerischen, dass die zehn Verletzten aus Deutschland inzwischen in die Oberpfalz gebracht wurden. Sieben von ihnen werden am Krankenhaus Cham, zwei in Schwandorf und ein weiterer Verletzter am Uniklinikum Regensburg behandelt. Neun von ihnen seien nach jetzigem Kenntnisstand mittelschwer, ein weiterer Reisender aus Deutschland leicht verletzt worden. Alle unverletzten Zugreisenden wurden nach Auskunft der tschechischen Polizei in das Kulturhaus der Ortschaft Milavce gebracht.

Rettungskräfte aus Ostbayern rücken an

Unter den Rettungskräften waren 40 Kräfte des BRK Cham mit Einsatzleiter Tobias Muhr. Sie versorgten mit insgesamt 15 Fahrzeugen die Verletzten. Außerdem waren vier Rettungshubschrauber, darunter Christoph vom Uniklinikum Regensburg, vor Ort. Das BRK übernahm unter anderem die Krankentransporte nach Deutschland. „Wir helfen zusammen und wir stehen zusammen“, sagte Landrat Löffler über das tragische Unglück. Er zollte den Einsatzkräften Respekt für das hervorragend funktionierende grenzüberschreitende Rettungssystem. „Dass wir dieses System bereits vor einiger Zeit aufgebaut haben, kommt uns nun sehr zugute!“ Die Rettungskräfte des BRK Cham waren um 9.09 Uhr zu dem grenzüberschreitenden Einsatz alarmiert worden.

Polizei: Länderbahn:Feuerwehr Pilsen:
Zur Unterstützung der tschechischen Behörden wurde bei der Kriminalpolizeiinspektion in Weiden i.d.OPf. eine Hotline für Angehörige aus Deutschland geschaltet. Hier können Angehörige im Zusammenhang mit dem Unglück als vermisst gemeldet bzw. Auskünfte angefordert werden. Die polizeiliche Hotline für Angehörige ist ab sofort unter der Telefonnummer 0961/401-5500 erreichbar.Die Länderbahn in Deutschland hat ebenfalls eine Hotline für Fahrgast- und Angehörigenfragen eingerichtet. Diese ist unter der Telefonnummer 0341/9135 4040 erreichbar.Für Verwandte der Verletzten und Reisenden hat die Feuerwehr der Pilsner Region eine Informationshotline eingerichtet. Diese ist unter der tschechischen Nummer 0042 0950 330 330 zu erreichen.

Die Länderbahn habe mehrere deutsche und tschechische Notfallmanager zur Unfallstelle entsandt. Weitere Infos zu dem Unglück teilte das Unternehmen zunächst nicht mit.

Furth im Wald ist Zug-Knotenpunkt

„Die Situation ist ernst, ich bin auf dem Weg zum Unglücksort“, teilte der tschechische Verkehrsminister Karel Havlicek mit. Der Expresszug München-Prag habe nach ersten Erkenntnissen bei Domazlice (Taus) nahe der deutschen Grenze ein Haltesignal überfahren. Er sei dann mit dem Nahverkehrszug, einem sogenannten RegioShark, kollidiert. Letzterer verkehrt auf der Strecke Pilsen (Plzen)-Domazlice.

Anderer Alex-Zug muss wenden

Von Zugreisenden eines anderen Alex in Cham war zu erfahren, dass sie vom Zugpersonal informiert wurden, dass der Zug in Furth wenden muss. Die Strecke über Furth im Wald ist auch der Knotenpunkt für den Zugverkehr zwischen Regensburg und Prag sowie Nürnberg und Prag.

Immer wieder Unfälle auf Zugstrecken

Auf tschechischen Eisenbahnstrecken kommt es immer wieder zu Unfällen. Die Sicherheitstechnik gilt vielerorts als veraltet. Die Regierung hat ein Modernisierungsprogramm auf den Weg gebracht. Erst vor einem Jahr waren im Erzgebirge nahe der deutschen Grenze zwei Züge frontal zusammengestoßen. Dabei waren zwei Menschen gestorben, darunter ein Deutscher.

Auch in Bayern hatte sich vor einigen Jahren auf einer eingleisigen Zugstrecke ein schweres Zugunglück ereignet. Damals war ein Fahrdienstleiter von einem Spiel auf seinem Handy abgelenkt. Beim Zusammenstoß der Regionalbahnen starben 2016 zwölf Menschen. (hd/dpa)

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