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Zwei junge Profis für den Arber

Noch ist Seilbahntechniker kein in Deutschland anerkannter Berufs. Doch die Arber-Bergbahn bildet die Alleskönner aus.

02.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:37 Uhr
Maria Frisch
David Haas und Jonas Wallner wurden auch im Fahren der Pistenraupen ausgebildet. Die sorgen am Arber für ideale Ski-Bedingungen. −Foto: Maria Frisch

Abertausende Menschen erklimmen jedes Jahr den Bayerwald-König mit der Arber-Bergbahn. Doch ohne bestens ausgebildete Spezialisten wären Gondeln und Lifte nicht zu betreiben. Zwei von ihnen sind David Haas und Jonas Wallner. Sie meisterten jetzt die anspruchsvolle Ausbildung mit Bestnote und zeigen, wie komplex die Arbeit für unser Berg- und Skivergnügen ist.

Haas und Wallner fertigten ein ganz besonderes Gesellenstück – einen funktionsfähigen Skilift für Kinder. Die beiden jungen Männer haben ihre Seilbahntechniker-Ausbildung mit 1,0 abgeschlossen. Ein steiniger Weg, denn derzeit ist Seilbahntechniker in Deutschland noch kein anerkanntes Berufsbild. Die zwei Technikbegeisterten wichen auf die Landesberufsschule Hallein im Salzburger Land in Österreich aus. Dort verbleibt auch diese Eigenkreation des Lifts. Die Berufsschule war davon so begeistert, das sie ihn kurzerhand von den beiden Azubis der Arber-Bergbahn als Vorzeigemodell für die dortige riesige Ausbildungshalle erworben hat.

Aufwendige Technik am Arber

Derzeit müssen Seilbahntechniker-Azubis in Deutschland noch zusätzlich die deutsche Prüfung zum Industriemechaniker machen. Jedoch will der Ausbildungsberater Werner Schurm von der IHK Passau zusammen mit Betriebsleiter Thomas Liebl und der Geschäftsführung vom Verband Deutscher Seilbahner (VDS) demnächst das Thema mit der Landesberufsschule Hallein voranbringen. Alle sind zuversichtlich, dass der Ausbildungsberuf Seilbahntechniker auch in Deutschland als gleichwertiger Abschluss anerkannt wird.

Rund 10 ooo Gäste pro Stunde könnte die Arber-Bergbahn theoretisch auf den Berg bringen und somit die Wartezeiten an den Liften erheblich reduzieren. Bekanntlich waren die am Arber früher lang. Der stellvertretende Betriebsleiter Thomas Eckl zeigte das Herzstück der Beschneiungsanlage – die Pumpstation. „Oberhalb der von hier sichtbaren Böschung liegt unser Speicherteich, der 14 000 Kubikmeter Wasser enthält. Die Pumpstation bringt in der Sekunde 120 Liter Wasser auf den Berg und versorgt die fast 60 Schneeerzeuger, die wir auf den Pisten stehen haben“, informierte der Fachmann. Die mobilen Schneekanonen, die mit der Raupe versetzbar sind, sorgen ebenso dafür, dass das Skigebiet weiß wird, falls auf Frau Holle kein Verlass ist.

Die Philosophie des Unternehmens sei es, nur so viel zu beschneien, wie gebraucht werde. „Wir haben kein Interesse daran, die Skisaison bis in den Mai auszudehnen“, bekräftigte Thomas Eckl. Eines der Hauptziele sei, dass die Gäste nicht allzu lange anstehen. Die Anstellzeiten konnten durch die Infrastruktur der genannten Liftkapazitäten auf circa zehn Minuten reduziert werden. „Die Seilbahntechniker dürfen auch die Pistenraupen fahren“, unterstrichen die Betriebsleiter.

Im Winter fahren jede Nacht vier Stück auf den Berg und präparieren die Strecken für den nächsten Tag. Für die gesamten Wartungsarbeiten an der Pistenraupe sind ebenso die Seilbahntechniker zuständig. Nur bei ganz besonderen technischen Problemen würde die Herstellerfirma hinzugezogen. „Das macht diesen Beruf so interessant: Er vereint den Wasserwerker, Landmaschinenmechaniker und Touristiker in sich – also ein kompletter Allrounder“, bekräftigte stellvertretender Betriebsleiter Stefan Beywl. Gleichzeitig seien die Techniker auch Naturschützer, weil sie auch im Sommer die Pisten pflegen und auch den Arber-Schäfer bei seiner wichtigen Arbeit mit unterstützen, etwa um Trinkwasser für die 1000 Tiere mit der Pumpentechnik der Beschneiungsanlage für die Schafherde am Berg oben bereitzustellen.

Laser misst die Schneedecke

Ein Pistenbully liege bei rund 20 Litern Durchschnittsverbrauch pro Betriebsstunde, weil wir einen Wettbewerb für sparsamstes Fahren ausloben. „Damit sind wir führend in allen Skigebieten.“ Ein normaler Linienbus verbrauche 30 Liter. „Wir sind von der Fläche her ein kleines Skigebiet und können trotzdem einen Fußballplatz anbieten, wo man Champions League spielt“, drückte es Beywl aus. Die Devise: „Nicht mehr fahren und nicht mehr beschneien, als unbedingt sein muss.“

Anfänge:Heute:
Der erste Skilift am Arber wurde am 17. September 1949 eröffnet. Bald kam ein Schwebelift aus Holz mit Einzelsitzen hinzu. Bis zu 180 Menschen pro Stunde konnten so auf den Arber.Heute gibt es am Arber etwa die Sechser-Gondelbahn, die Sechser-Sesselbahn am Sonnenhang oder die Sechser-Sesselbahn am Nordhang. Zudem gibt es noch Schlepplifte und Zauberteppiche. Die Sechser-Gondelbahn zählt zu den modernsten Anlagen Deutschlands.

Arber-Bergbahn-Chef Thomas Liebl steuerte noch einen Vergleich bei: „Im Endeffekt sind wir wie Pizzabäcker: Wir breiten mit der Pistenraupe den „Schneeteig“ aus, so dass er flächig und ohne Risse auf dem Backblech (= Piste) liegt.“ Der Gast bemerke von den enormen Anstrengungen nichts. Ein Pistenbully mit Winde habe allein Anschaffungskosten von einer halben Million Euro. Die erfahrensten Fahrer rücken mit den zwei Pistenbullys mit Windenseil aus, mit dem die Pisten in den steilen Abschnitten bewegt werden. Ohne sie wäre dort die Pistenqualität nicht zu bewerkstelligen, weil die Pistenraupen ohne Windenunterstützung dort abrutschen oder einfach nicht hinaufkommen würden. (kfl)