Fußball
Corona macht’s Fußball-Damen schwer

Werner Dandl, Teamchef der Kreisliga-Mannschaft der SpVgg Willmering-Waffenbrunn, erzählt über aktuelle Probleme und Pläne.

15.01.2022 | Stand 15.09.2023, 21:44 Uhr
Gregor Raab
Trainer Host Peinelt mit SpVgg-Damen bei einer Trainingseinheit −Foto: Gregor Raab

Werner Dandl, Teamchef der Kreisliga-Mannschaft der SpVgg Willmering-Waffenbrunn, erzählt über aktuelle Probleme und Pläne.

Wie läuft es aktuell?

Dandl: Das ist eine schwierige Frage. Klar, von der Tabelle her gesehen natürlich nicht so gut. Aber uns allen war klar, dass dies nicht anders sein wird.

Wo steht ihr aus Deiner Sicht?

Dandl: Wir konnten logischerweise noch keine Punkte einfahren, hatten aber immer viel Pech. Zufrieden bin ich trotzdem, weil ein enormer Teamgeist in dieser Mannschaft steckt und das macht mir Mut.

Wo lagen die Probleme?

Dandl: Ein geregelter Trainings-Betrieb war wegen Corona leider nicht immer möglich – und gerade dieser ist gerade bei Neuanfängerinnen am Anfang sehr wichtig. Vor allem hatten gleich vier Leistungsträgerinnen schwere Verletzungen und fielen lange aus. Sie waren zudem auch die erfahrenen Damen und das konnte man einfach nicht kompensieren. Zum Ende der Vorrunde wären sie nun alle wieder einsatzbereit gewesen und dann wären erst die „vermeintlich leichteren“ Gegner gekommen. Aber dann kam leider wieder Corona dazwischen, und jetzt hängen wir wieder fest.

Wie ist die aktuelle Situation?

Dandl: Aktueller Stand ist, dass es nur noch mit der 2G-Regel weitergeht. Und das ist schlecht für uns wie für viele andere Vereine natürlich auch. Wir haben tatsächlich einige ungeimpfte Damen, und unser Kader ist noch nicht so groß, dass wir das kompensieren können. Ich weiß auch nicht, ob sich noch alle Damen bis zum Start impfen lassen und ob die Regierung diese Regel noch ändert.

Habt ihr schon Spielerinnen verloren?

Dandl: Wir haben leider schon wegen Corona das eine oder andere Mädel verloren. Aber das war abzusehen. Ich hätte es mir nach den Lockdowns eigentlich schlimmer vorgestellt, aber immer wieder haben sich neue Spielerinnen dem Verein angeschlossen, weil wir sie langfristig von unseren Möglichkeiten überzeugen konnten. Wir sind ein tolles Team, haben super Trainer und ausgezeichnete Sportanlagen. Neuzugänge zu gewinnen, ist in dieser Zeit natürlich wahnsinnig schwierig. Zum einen werden wir bewusst niemals welche von anderen Vereinen abwerben. Solange ich hier für dieses Projekt verantwortlich bin, wird es das nicht geben, denn gerade in diesen harten Zeiten, in denen der Amateurfußball immer mehr abgestraft wird, müssen die Vereine besser zusammenhalten denn je.

So wird es darauf hinauslaufen, dass wir fast ausschließlich durch die Mithilfe vom Verein und Empfehlungen der vorhandenen Damen auf uns aufmerksam machen müssen - und natürlich wie vor zwei Jahren durch Social Media wie Facebook und Instagram, denn da „sitzen“ coronabedingt leider unsere neuen Spielerinnen von morgen. Aber da bin ich ja mit meiner Agentur an der Quelle, und wir werden hier sicher noch die eine oder andere Aktion wie damals machen müssen, da ja Trainings-Camps etc. auch nicht möglich sind. Was die neue 2G-Regelung betrifft, ist es unser großer Wunsch, dass die ungeimpften Damen deshalb nicht aufgeben, denn wir brauchen diese unbedingt. Aber ich hoffe immer noch, dass sich hier vielleicht doch noch bald was bei ihnen tut.

Team: Infos:
Die SpVgg Willmering/Waffenbrunn hat vor zwei Jahren eine Damen-Mannschaft ins Leben gerufen. Wenige Wochen nach dem Start brach Corona aus. 2020 lief deswegen nur ein Trainingsbetrieb. Im September 2021 startete das Team direkt in der Kreisliga.Alle aktuellen Infos in den sozialen Netzwerken Facebook und Instagram sowie unterwww.wiwa-damen.de. Neuanfänger, „Come-Backer“ und Wechsel-Willige sind jederzeit willkommen. Infos sind auch per WhatsApp an 01 71/681 73 02 oder per Mail anwiwa-damen@dw2000.demöglich.

Siehst Du das „Aus“ des Projekts, wie es auch anderen Vereinen derzeit droht?

Dandl: Klar macht man sich Gedanken. Man redet viel mit allen Trainern, Funktionären, Spielerinnen und Helfern. Wenn es dauerhaft so mit 2G bzw. Corona bleibt, möchte ich keine Prognose abgeben. Aber ich bin immer schon ein Optimist und bleibe zuversichtlich. Das zeigt auch die Tatsache, dass sich nun in der Winterpause zwei weitere Neuzugänge vom SV Thenried bei uns angeschlossen haben, die uns sicher weiterhelfen werden. Ein besonderer Dank gilt hier dem SV Thenried für die unbürokratische Unterstützung. Aber gerade dieser Vorzeigeverein weiß, wie schwer ein Anfang ist und so sind wir hier alle sehr dankbar. Fußball ist ja nicht nur Sport, sondern auch Leidenschaft und Gesellschaft.

Was sind Eure Ziele?

Dandl: Kurzfristig wäre es schön, wenn der normale Alltag wieder zurückkommt. Also ein normaler Betrieb ohne irgendwelchen Regel-Wirrwarr aus der Politik. Wir möchten einfach normal Fußball spielen und das Hobby in dieser eh schon so schweren Zeit bestmöglich genießen – mit allem Drum und Dran. Dazu zählen Teamabende oder Ausflüge. ... In der Rückrunde möchten wir endlich noch den einen oder anderen Sieg für die Stimmung und das Selbstvertrauen einfahren. Und das schaffen wir auch, da bin ich mir ganz sicher. Langfristig haben wir uns zu Beginn eine dreijährige Testzeit gesetzt. Wir wissen auch, dass es selbst große Vereine wie der ASV Cham, der 1. FC Bad Kötzting und die DJK Vilzing nicht geschafft haben. Aber gerade das macht mich so ehrgeizig, und darum geben wir nicht auf. Viele sagen, ich sei verrückt, sowas anzugreifen, aber vielleicht muss man das heutzutage einfach auch nur sein. Mich lässt das Gefühl nicht los, dass es funktionieren kann. Ich hatte mittlerweile mit jedem Damen-Verantwortlichen und Vereinsvorstand aus der Kreisliga ein Gespräch geführt, und wir sind uns einig: Damen-Fußball funktioniert nur, wenn er genauso einen Stellenwert hat wie bei den Senioren. Das klingt zwar hart, ist aber eigentlich eine ganz einfache Regel. Ein Traum wäre es natürlich, wenn wir irgendwann auch eine 2. Mannschaft hätten und eine B-Juniorinnen-Mannschaft. ... Sensationell, was hier Vereine wie Thenried und Wilting geschafft haben. Die sind uns zwar um Jahre voraus, aber ich möchte auch versuchen, mit solchen Vereinen Kooperationen ins Leben zu rufen. Insbesondere mit dem SV Thenried, wo bereits erste positive Gespräche gelaufen sind....

Hast Du es schon bereut, dieses Projekt ins Leben zu rufen?

Dandl: Da kann man eigentlich nur was Falsches sagen (lacht). Ich war mal zwei Jahre lang erfolgreich Trainer unserer 2. Mannschaft, und das ist ja bekanntlich auch nicht gerade einfach. Kürzlich habe ich auch sehr erfolgreich die Prüfung zum staatlich anerkannten Fußball-Trainer abgelegt hat, was mich zusätzlich motiviert. Aber zugegeben: Ein Damen-Projekt ist irgendwie noch schwieriger. Ich habe in dieses Projekt bereits ehrenamtlich über 500 Stunden investiert und es noch nicht bereut. Denn wie schon erwähnt, ist die Kameradschaft dieser Truppe einfach sensationell, und da wirft man so viel Zeit nicht einfach weg – in der Hoffnung, dass man es früher oder später zurückbekommt.

Was waren bislang Eure schönsten und schlimmsten Erlebnisse?

Dandl: Also mannschaftlich gesehen war ganz klar der sensationelle und völlig überraschende 2:0-Sieg in unserem ersten offiziellen Spiel gegen die etablierte SG Schlossberg vor über 150 Zuschauern in Willmering unvergesslich. Einfach sensationell! Wir hatten nur zwölf Spielerinnen und nicht mal ordentliche Trikots. Das hat uns irgendwie zusammengeschweißt und ist auch immer wieder ein Ansporn für unsere ersten Punkte in der Rückrunde. Privat war der überraschende Besuch von einem Teil der Mannschaft bei mir und den Trainern zu Weihnachten, als wir ein Geschenk von der Mannschaft bekommen haben, sehr schön. Wenn man auch sieht, wie Anfängerinnen sich sportlich weiterentwickeln, ist das für mich auch ein Erfolg, der mehr wert ist als ein Punkt. Richtig weh getan hat mir unser letztes Spiel, in dem wir eine richtige Klatsche bekommen haben. Viele Spielerinnen waren sehr traurig. Aber wir haben uns dann zum Teil wieder privat getroffen, und dann war wieder alles vergessen. Frustrierend ist auch, dass man sich derzeit nicht offiziell mit allen Damen treffen kann, um die frisch eingetroffenen Trainings-Anzüge übergeben zu dürfen.

Wie ist Dein Ausblick?

Dandl: Aktuell wären wir eigentlich gut gerüstet. Der Kader nimmt immer mehr seine Formen an, und die Termine für die Vorbereitungsspiele stehen auch schon. Es könnte eigentlich wieder weitergehen.

Was sollen die Leute noch wissen?

Dandl: Ein besonderer Dank gebührt allen bisherigen Helfern und Sponsoren – vor allem auch unseren tollen Trainern Horst und Flo Peinelt für ihre Geduld. Der Spuk „Corona“ soll endlich sein Ende finden, denn wir haben auch sehr viele ganz junge Mädels in der Mannschaft, und es wäre schlimm, wenn die Pandemie diesen auch noch ihr schönstes Hobby nehmen würde. Man sieht jetzt schon bei den Buben, dass viele dann vor der Play-Station landen. ... Der Bayerische Fußball-Verband wurde bereits mit dem Projekt „Damen-Mannschaft in Corona“ auf uns aufmerksam, und deswegen darf ich im März dort mit unserer Agentur dw2000.de einen Vortrag zum Thema „Social Media“ halten. Hier sind nur Funktionäre und Führungskräfte dort. Also wenn es dort passt, werde ich keine Scheu haben, ihm mal direkt meine Meinung zu sagen.

Wichtig ist auch noch der Appell, dass sich noch mehr Damen aus den Gemeinden Willmering und Waffenbrunn unserem Projekt anschließen. Wir sind immer noch am Anfang, und das ist für alle der perfekte Zeitpunkt, Teil eines tollen Teams zu werden. .... Es sind alle Mädels und Damen ab Jahrgang 2006 herzlich willkommen. Es gibt auch keine Altersgrenze. Außerdem sind auch Mithelfer jederzeit willkommen. Es gibt Arbeit genug.