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Der große Kick mit dem Kautabak

Das Nikotin zum Lutschen ist bei Sportlern im Landkreis Cham in aller Munde. Wie gefährlich ist die Nascherei?

09.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:10 Uhr
Michael Gruber

An der Theke des Tabakwarenladens Oexler schwört Michael Mühlbauer (21) auf den Kautabak als Alternative zum Zigarettenqualm. Foto: Michael Gruberl

Der FC Bayern München in den Neunzigern: Mario Basler bringt das Netz zum Wackeln und das Leder zum Qualmen. Denn neben der guten Torbilanz blieb seinen Fans vor allem eine Sache in Erinnerung: Mit Basler verließ einer der letzten aktiven Raucher den Rasen der Bundesliga. Heute gilt der blaue Dunst in der Lunge als No-Go im Hochleistungssport. Was aber nicht heißen muss, dass der Kick durch das Nikotin ausbleibt.

Das jedenfalls legt ein Instagram-Foto nahe, das derzeit die Gemüter von Fußballfans erhitzt. Marco Reus und sein frühere Teamkollege Emre Mor sind darauf im Flugzeug zu sehen. Auf dem Tisch vor ihnen liegt eine Dose „Thunder“, eine Traditionsmarke des schwedischen Lutschtabaks, „Snus“, ausgesprochen „Snüs“.

Off to Greece ... ✈️⚽️ #Januzajgoalinho#bvb

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Im Landkreis in aller Munde?

Süßer als beim Qualmen soll der Konsum von Nikotin dadurch auch werden: Der geschnittene Tabak wird in Portionsbeuteln unter die Lippe gelegt, wodurch das Nikotin über die Schleimhaut ins Nervensystem gelangt, aromatisiert mit verschiedenen Geschmacksrichtungen von Erdbeere bis Cola. Wie sieht es im Landkreis Cham aus? Ist der Snus hier auch in aller Munde? Wer greift zum Lutschtabak – und vor allem warum?

Darauf gestoßen ist er als langjähriger Betreuer in der Jugendabteilung des 1. FC Bad Kötzting. Nach seiner Erfahrung würden viele aktive Sportler im Landkreis auf Oraltabak zurückgreifen, um die Lunge entweder auf dem Fußballrasen aber auch bei anderen Disziplinen zu schonen. Wobei sie hierzulande dem Gesetz nach nur auf Kautabak zurückgreifen dürfen. „Der schwedische Snus ist nach einer EU-Verordnung in Deutschland illegal, weil der Nikotingehalt extrem hoch ist und die Beutel außerdem Stoffe enthalten, die bei uns nicht zugelassen sind“, sagt Mühlbauer.

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Lasst den Unsinn!

„Trotz alle dem ist Kautabak und Snus hoch karzinogen und erhöht das Krebsrisiko im Mundbereich enorm. Ich bin zutiefst ein Gegner davon, aus medizinischer und aus persönlicher Sicht.“ Genauso wenig Verständnis zeigt der Zahnarzt für den Lutschtabak-Konsum von Sportstars wie Marco Reus, die für viele Jugendliche eine Vorbildfunktion hätten.

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