Ausstellung
Was bleibt, wenn Furths Drache stirbt

Der Kunstverein Freiraum öffnet am Freitag zum Start der Mittelaltertage seine Sommerausstellung im Alten Rathaus.

05.08.2021 | Stand 16.09.2023, 1:35 Uhr
Neue Eindrücke und Lichtblicke: Die Freiraum-Führung begann am Dienstagabend mit dem Aufbau der Ausstellung, die am Freitag öffnet. −Foto: Fred Wutz/Fred Wutz

Auch wenn die Drachenstichzeit vom 6. bis 15. August in diesem Jahr nur „light“ ist - eine Kunstausstellung darf nicht fehlen, zumal das Motto „Lichtblicke jenseits der Drachen“ viele Pandemie-Geplagte ansprechen soll.

Es ist alles noch ein wenig wackelig, ungelenk und findet schon gar nicht in Freiräumen statt, die dem Further Kunstverein den Namen gaben. Die Rückkehr von Kunst und Kultur in Form von Kino-, Konzert- oder eben Ausstellungsabenden mit Maske und Abend ist alles andere als unbeschwert - aber es sind eben Lichtblicke, die alle so nötig haben.

Die Wiederbeleber

„Trost, Hoffnung, erfreuliche Aussicht“ umschreibt der Duden die Aktion des „urbanen Konglomerats vielfältiger, streitbarer zivilgesellschaftlicher Akteure“, wie sich die Gruppe um ihren Gründer und nach wie vor Vorsitzenden Alfred Bruckner als Selbstbild bezeichnet

„Kunst und Drachen“ war die Ausstellung im Vorjahr überschreiben. Wie Pressesprecher Johann Reitmeier es beschreib, zeigte die Schau „die Wandelbarkeit in der Darstellung des „berühmten Furthers“ in der Kunst“.

„Drachen-Baby“, „Drachen-Welpen“, die „Drächin“ , oder „das Böse“ schlechthin - es durfte gelacht und geschaudert werden.

Knapp zwei Jahre vor ihrem 30. Geburtstag wollen die Further Künstler mit den „Lichtblicken“ anknüpfen, wofür sie seit der Gründung stehen: „... mit Leidenschaft in Sachen Kunst aktiv und in der Geburtsstadt des SPUR-Mitbegründers Helmut Sturm verortet“.

Mit Einzel- und Themenausstellungen haben sie jahrelang die Fahne der Kunst in Furth hochgehalten. „Wechselnde, vielfältige Kooperationen – auch grenzübergreifend – sind belebender Bestandteil unserer Kulturaktivitäten“ heißt es. Oder kürzer: „FREIRAUM – nicht nur Name, sondern Konzept!“

Die Pandemie und äußere Umstände haben auch den Further Kulturschaffenden die Arbeit nicht einfacher gemacht.

Nach Räumung der „Bel Etage“ genannten Räume im ehemaligen Amtsgericht - das Gebäude wurde vor zwei Jahren energetisch saniert - wurde der Freiraum für die Künstler deutlich eingeschränkt: Man residiert aktuell in einem kleinen Souterrain-Laden in der lauten Pfarrstrasse, der zunächst als Abstellort und Vorbereitungsraum für diverse Aktionen diente. So Corona es zulässt, soll daraus „ein lebendiger, offener Aktions-, Begegnungsort und Ideenschmiede“ werden. Doch das ist Zukunftmusik - genauso, wie der Versuch, in der Geburtsstadt des SPUR-Mitbegründers Helmut Sturm, ein ansprechendes „Helmut-Sturm-Memorial“ zu etablieren.

Dauer:Ort:Öffnungszeiten
6. - 15. August 2021Altes Rathaus: Freitag, Samstag, Sonntag 19 - 21 Uhr und Dienstag, Donnerstag, Sonntag 14 - 17 Uhr.

Deutlich heller sind damit die „Lichtblicke“ neben der Zentrale im Alten Rathaus, die vonFreitagabend an bis 15. August aufblitzen werden. Zu sehen sind laut Fred Bruckner knapp 50 Werke der Künstler Patricia Bachl, Ferry Baierl, Alfred Bruckner, Alexander Costa, Rainer Heinrichmeyer, Andreas Pregler, Liz Turba-Bernhardt, Anne Wild und vom Verstorbenen Künstler Hermann Lemberger. Wie im Vorjahr gibt es Aquarelle, Zeichnungen, Fotgrafien und Skulpturen, die ganze Bandbreite des künstlerischen Schaffens von Freiraum

Hinzu kommen Werke vom Glaskünstler Krisztián Kovács aus Ungarn und in der Folge der „Drachenvariationen“ von Hermann Scheuer im Vorjahr heuer nun die Sonderausstellung „Drachen“ gesprayt und gemalt vom Urgestein der Further Kunstszene: Maximilian „Max“ Riedl.

Dem 73-Jährigen hat die Pandemie „künstlerisch einen Schub gegeben“, wie er sagt. Und weil er so viele neue Werke hat, wurde ihm gleich die Sonderausstellung bei den „Lichtblicken“ zu teil, dessen Werk auch den gestalterischen Rahmen für das Ausstellungsplakat bildet.

Der Spray-Pointillist

Für den frisch wiedergewählten Freiraum-Vorsitzenden ist es eine Selbstverständlichkeit, den ehemaligen Grundschulrektor an der Waldschmidtschule Eschlkam, erfolgreichen Schachspieler, Kulturjournalisten, Schulbuchautoren und vor allem ehemaligen Mitbetreiber der Chamer Galerie Profil in der 2021er-Ausstellung einen besonderen Platz einzuräumen. Obwohl es Max Riedl nach eigenen Worten nicht mehr so leicht fällt, sprüht er nach wie von Gestaltungswillen und Schaffensdrang.

„Dabei erprobt und vertieft er Techniken wie Sprühen, Schablonieren und Collagieren und bezeichnet seine individuell entwickelte Arbeitsweise als ‚Spray-Pointillismus‘,“ wurde sein Schaffen schon vor Jahren von Kennern beschrieben - weniger Kunstbewanderten fällt seine fast kindliche Farbenvielfalt auf, mit der gerade jetzt in der Corona-Zeit den Besuchern der Ausstellung ein gutes Gefühl beim Betrachten seiner Werke setzt. „Lichtblicke“ also - und genau die sind ja der Grund für die Ausstellung.