Demokratie
Erinnerungen gegen den braunen Terror

Nun ist die FC-Bayern-Ausstellung „Verehrt-Verfolgt-Vergessen“ in Cham zu sehen. Sie erinnert an Vereinsopfer der NS-Zeit.

27.04.2018 | Stand 16.09.2023, 6:05 Uhr

FCB-Kurator Andreas Wittner zwischen Kurt Landauer und Otto Beer, die beide Opfer der Nationalsozialisten wurden. Fotos: Klöckner

Eines ist sicher: Einen besseren Zeitpunkt für die Ausstellung über den FC Bayern zu Zeiten des braunen Terrors als jetzt hätten die Organisatoren nicht aussuchen können. Wobei es traurige Anlässe sind, die die Ausstellung gerade aktuell besonders wichtig macht.

Die Erinnerung des Deutschen Rekordmeisters an die Vergangenheit kommt zu einer Zeit ins Foyer des Landratsamtes Cham, wo es Preise für Rap-Songs mit antisemitische Texten gibt, wo Angriffe auf Flüchtlinge und Fremde zum Alltag gehören, wo jüdische Mitbürger in der deutschen Hauptstadt verprügelt werden oder die AfD mit rechten Parolen Stimmung macht. Das betonen auch die Redner am Donnerstagabend bei der Eröffnung der Wanderausstellung des FC Bayern, die den Titel trägt „Verehrt-Verfolgt-Vergessen. Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München“.

Aktuelle Probleme der Kurven

Chronik mit Außergewöhnlichem

Bei der 50-Jahrfeier im Jahre 1950 sei in der Chronik der Gefallenen und Vermissten der Kriege gedacht worden, so Wittner. Doch gebe es auch eine Passage, die an die FCB-Mitglieder erinnere, die Opfer aus rassistischen, politischen oder religiösen Gründen geworden seien. „Das ist für die damalige Zeit schon außergewöhnlich gewesen“, sagt Wittner. Mittlerweile seien 92 Biografien der 100 jüdischen Mitglieder des FC Bayern erforscht worden. Der Verein habe in den 30er Jahren 1100 Mitglieder gehabt, davon 100 Juden. Das sei auf die Gesamtbevölkerung Münchens viel gewesen.

Deportiert und ermordet

Es sei bemerkenswert, dass sich ein Verein mit dieser Zeit seiner Vergangenheit auseinandersetze, sagt Landrat Franz Löffler zur Eröffnung der Ausstellung. Es gehe darum, eine Lehre zu ziehen und dem Rechtsradikalismus und Rassismus keine Spielräume zu lassen. Solche Dinge wie die Echo-Verleihung „gehen einem unter die Haut!“ und würden auch zeigen, dass die Jugend offenbar kein Problem mit solchen Texten hätte, die Frauenfeindlichkeit, Gewalt und Judenhass propagieren würden. „Die Stärkung von Toleranz und Demokratie muss die Antwort sein!“, so Löffler. Genial findet er die Verbindung von Fußball und Politik, zumal der FC Bayern ein großer Sympathieträger sei. Dass das wirke, zeige die Resonanz – bereits 20 Schulklassen haben sich für eine Führung angemeldet.

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