Mensch
Erst planlos in Chemie, jetzt Doktorin

Nadja Simeth aus Roding forscht an Europas Universitäten. Mit Erfolg: Für ihre Arbeit hat sie nun „summa cum laude“ erhalten.

01.01.2019 | Stand 16.09.2023, 5:47 Uhr

Seit Oktober forscht Dr. Nadja Simeth an der Uni Groningen in den Niederlanden. Foto: Schreiner

Am Gymnasium hatte Nadja Simeth zunächst überhaupt keinen Plan von Chemie. Als es Richtung Abi ging, stieg ihr Interesse und sie belegte sogar den Leistungskurs. Heute hat sie ihren Doktortitel in der Tasche und forscht an Universitäten in Europa. Auch wenn sie immer seltener vor Ort ist, mit der Heimatstadt Roding sei die 28-Jährige weiter stark verwurzelt.

Viele Menschen assoziieren mit der Wissenschaft etwas „Giftiges“ oder „Künstliches“ und erinnern sich an verschrobene Chemielehrer ihrer Schulzeit. Nadja Simeth hat mit diesen Klischees wenig gemein, wobei sie „Chemie auch nur über Ausschlussverfahren studiert hat“, wie sie selbst sagt. Ihr Interesse für die Wissenschaft und ihre Studienwahl hätten sich erst nach und nach entwickelt. „Chemie ist aber viel mehr als einfach nur Formeln lernen“, betont sie im Gespräch mit unserem Medienhaus.

Viel Mathe und Physik

Die Rodingerin fasziniert besonders die Arbeit im Labor und gemeinsame Projekte mit anderen Disziplinen. Nach dem Abitur 2009 am Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium in Cham hat Simeth den Plan, Biologie und Chemie auf Lehramt zu studieren, verworfen: „Ich sehe mich nicht vor einer 7. oder 8. Klasse“, sagt sie. Schließlich hat sie sich für ein Chemie-Studium an der Uni Regensburg entschieden. Das erste Semester sei sehr mathematisch und physikalisch geprägt gewesen. „Die meisten Abbrecher geben in den ersten beiden Semestern auf“, erzählt Simeth, die sich durchgekämpft hat. „Ab dem dritten Semester ist es richtig gut geworden.“

Nach dem Bachelor absolvierte sie das Master-Studium, das sie mit der Note 1,0 abgeschlossen hat. Praktische Arbeiten für ihre Master-Arbeit führte sie mit einer Gruppe in Schweden durch. „Bei Tätigkeiten im Ausland öffnet sich die Forschungswelt“, sagt die 28-Jährige. Schnell war klar, dass nun die Promotion folgen soll. Klar war auch, dass Simeth dafür in Regensburg bleiben wird. Denn zum einen seien dort die Forschungsbedingungen ihrer Meinung nach gut, zum anderen habe die Universität auf diesem Gebiet viele Kooperationen am Laufen. Und mit Burkhard König hatte sie einen der bekanntesten Professoren der Organischen Chemie als Chef.

Nobelpreisträger als Chef

Simeth promovierte zwischen 2014 und 2018. Oberthema: lichtgesteuerte Enzyminhibitoren. Das ist für Nicht-Chemiker natürlich ein schwer verdaulicher Titel, gibt sie zu. Ein Inhibitor ist ein Wirkstoff, der an ein Enzym bindet und seine Aktivität hemmt. Die Idee: Anstelle von normalen Enzyminhibitoren soll an diese ein externer Schalter angebaut werden, der mit Licht (LED/Laser) funktioniert. Diese wirken lokaler, so dass beispielsweise Krankheiten gezielter behandelt werden können. Normale Inhibitoren hingegen verteilen sich im Körper und können Nebenwirkungen auslösen. „Das ist sehr abstrakt und momentan noch reine Uni-Forschung“, merkt sie an. Für manche Projekte braucht es viel Fantasie. „Wir wissen nicht, ob es irgendwann mal Realität wird. Aber wenn es klappt, dann ist es sehr cool“, sagt Simeth.

Über die hervorragende Bewertung „summa cum laude“ hat sich Simeth natürlich unglaublich gefreut. Nachdem sie das Ergebnis der Dissertation in der mündlichen Prüfung, dem Rigorosum, bestätigt hat, wurde ihr die Doktorwürde verliehen. Die Familie ist stolz auf die Leistung, ein paar Freunde hingegen können ihre Entscheidung, nicht in die Wirtschaft zu wechseln, sondern an der Uni weiter zu forschen, nicht nachvollziehen. Denn seit Oktober ist sie als Postdoc an der Reichsuniversität Groningen in den Niederlanden tätig. Ihr Chef ist Chemie-Nobelpreisträger Ben Feringa. Die Arbeit in dieser Forschungsgruppe, die sich vor allem mit Molekülen beschäftigt, dauert zwei Jahre. „Das ist eine gute Chance, weiter Erfahrung zu sammeln“, erklärt die Rodingerin.

Legt Nadja Simeth den weißen Laborkittel beiseite, findet man sie in der Sporthalle beim Handball. Dem Hobby ging sie zunächst beim TB 03 Roding nach, ehe sie beim ESV Regensburg aktiv war. Auch in Groningen spielt sie regelmäßig.

Und wie geht es beruflich weiter? „Noch offen, aber mir macht die Arbeit aktuell viel Spaß“, sagt Simeth. Ziel sei, die eingeschlagene Uni-Laufbahn fortzusetzen, Sie kann sich neben einer Habilitation aber auch vorstellen, in die Industrie zu wechseln – solange die Chemie stimmt.

Weitere Nachrichten aus Roding lesen Sie hier.

Erhalten Sie täglich die aktuellsten Nachrichten bequem via WhatsApp auf Ihr Smartphone.Alle Infos dazu finden Sie hier.