Kultur
Fanfarenzug haut auf die Pauke

Die Musikgruppe des Waldmünchener Trenckvereins sucht neue Musiker. Wir waren dabei, als drei Trommler „verpflichtet“ werden.

03.10.2018 | Stand 16.09.2023, 6:04 Uhr
Ingrid Milutinovic

Ein farbenfrohes Bild: Der Trenck-Fanfarenzug, der auch als musikalischer Botschafter vor Festspielaufführungen nicht wegzudenken ist. Die Bläser (rechts) kündigen obendrein den Auftritt des Herolds an. Foto: Schoplocher

Gehört hat sie wohl schon jeder, gesehen bestimmt auch: Die Rede ist von den Trenckfanfaren. Wenn es gilt, ein besonderes Ereignis zu verkünden, treten die Fanfarenbläser in Aktion. Ihre Hauptaufgabe: Den Beginn der Aufführungen des Trenck-festspiels gemeinsam mit dem Herold zu verkünden und das Spiel zu begleiten.

Aber auch bei anderen Anlässen, wie zum Beispiel dem Christkindlmarkt in Waldmünchen, sind sie zu hören. Dort verkünden sie die Ankunft von Petrus, dem Christkind und seinen Engeln. Während es am Anfang das eine oder andere Problem mit der Qualität gab, änderte sich dies, als der TV-Musikzug gegründet wurde und – vorübergehend – gute Bläser zur Verfügung gestellt werden konnten.

In den 1970er Jahren fand sich dann eine Gruppe von sechs bis acht Bläsern zusammen, die intensiv übte – derTrenckfanfarenzugnahm langsam Gestalt an und unter Leitung von Max Schneider wurden 1981 die ersten Trommeln angeschafft und 1982 der erste Einsatz bei der Landkreisolympiade absolviert. Inzwischen ist der Fanfarenzug auf 42 Musiker angewachsen. Kein einziger Profi ist darunter, alle sind Hobbymusiker und mit Herz und Seele dabei. Dazu kommen noch einige Begleiter, so dass es insgesamt ungefähr 48 Aktive sind, erläutert Elke Tweedale, die seit 2007 sowohl Vorsitzende ist als auch die musikalische Leitung innehat – und somit so etwas wie die gute Seele des Fanfarenzugs ist.

Schon das Erscheinungsbild ist grandios. Erzielt wird dies durch die historischen Kostüme aus dem Jahr 1742 aus dem Trenckfestspiel nach dem Vorbild der Panduren. Und auch die Instrumente entsprechen der Zeit. So sind zum Beispiel die Querflöten aus Grenadierholz gefertigt. Fanfaren, inklusive einer Bassfanfare – eine richtige Rarität, die es nicht so oft gibt – Trommeln und eine große Kesselpauke vervollständigen die Gruppe.

Von Combourg bis Guteneck

Nicht nur beim Trenckfestspiel kommen die Musiker zum Einsatz. Festumzüge undVeranstaltungen in der Region– mitunter mit anderen Gruppen des Trenckvereins – gehören ebenfalls dazu. Besuche in Combourg, auf Schloss Emmeram oder auch Schloss Guteneck sind dabei immer Highlights.

So sind sie nicht nur durch ihren Auftritt, sondern auch durch das Verteilen von Flyern zu einem Werbeträger nicht nur für das Festspiel und auch die Stadt Waldmünchen geworden. „Wenn wir wieder einmal auf einer Veranstaltung waren, merkt man das sofort an den Buchungen für die Aufführungen“, sagt Tweedale. Der Nachwuchs kommt überwiegend aus den eigenen Reihen. Kinder aus sogenannten „Trenckfamilien“, aber auch Mitspieler, die noch einmal etwas anderes probieren wollen, gehören zur Mannschaft.

Doch manchmal reicht das nicht. Dann muss Elke Tweedale andere Wege gehen. So konnte man jetzt in der Zeitung lesen: „Es besteht die Möglichkeit für interessierte, neue Musiker sich über den Fanfarenzug und die Instrumente zu informieren…“

Solchermaßen animiert, fanden sich am Montagabend prompt auch einige Interessierte im Trenckhäusl ein. Eine bunt gemischte Gruppe, die wissen wollte, um was es ging. Allen voran der achtjährige Luca. Er trommelt zu Hause bereits, sagte er ganz schüchtern und fügte noch hinzu: Er ist regelmäßig dabei, wenn der Fanfarenzug zu sehen ist. Nicht nur die Trommeln, auch die bunten Kostüme sind es, die ihn begeistern.

Peter Fellner, Ausbilder für die Trommler, holte schnell die kleinste Trommel aus dem Fundus. Aber es zeigte sich, dass auch diese noch etwas zu groß für den kleinen Mann war. So einigte man sich, dass er, wenn er dann immer noch wolle, ab Mai im Kostüm mitmarschieren dürfe. Denn auch das Marschieren will gelernt sein und irgendwann ist er dann auch groß genug für eine Trommel.

Erfahrungen aus Kindertagen

Ganz anders sah es bei Heike und Andrea Buchwald aus. Als Frührentner sind sie zum Jahresanfang aus München zugezogen. Andrea hat schon als Kind das Trommeln gelernt und sich jetzt ganz spontan entschlossen, auf die Pauke zu hauen. In ihr hat Anton Weidner jetzt eine Nachfolgerin gefunden.

Heike Buchwald testete die Lyra. Die Erläuterungen waren einfach: „Denk an deine Kindheit, es ist wie das Xylophon, nur, dass du die Lyra tragen musst.“ Und dann ging es ganz schnell und eine neue Lyraspielerin kann den Fanfarenzug ergänzen.

Überhaupt keine Probleme hatte Yvonne Warnecke, die aus Fulda zugezogen ist und seit Januar 2017 an der Heiligenfeldklinik arbeitet. Als Teenie habe sie das Trommeln gelernt, berichtet sie, zudem ist sie bereits vor 20 Jahren in einem Spielmannszug mitmarschiert. Das merkte man, als sie sich die Trommel umhängte: Ein kurzer Test und dann ging es auch schon los. Peter Fellner konnte auch dazu nur zufrieden nicken.

Weitere Meldungen aus dem Landkreis Cham finden Sie hier.

Erhalten Sie täglich die aktuellsten Nachrichten bequem via WhatsApp auf Ihr Smartphone.Alle Infos dazu finden Sie hier.