Umwelt
Genossenschaft als Modell mit Zukunft

Josef Langgärtner zeigte in Arnschwang auf, wie Parksteins Bürger die Energiewende selber in die Hand nahmen.

13.04.2022 | Stand 15.09.2023, 5:48 Uhr
Stammtisch-Organisator Hans Christl (re.) mit dem Referenten Josef Langgärtner aus Parkstein −Foto: Johann Gruber

Beim 56. Energiewende-Stammtisch im Radl-Café in Arnschwang begrüßte Organisator Hans Christl den Vorstandsvorsitzenden der Genossenschaft Bürgerenergie Parkstein, Josef Langgärtner, als Referenten zum Thema Bürger-Energiegenossenschaften.

Langgärtner, auch 2. Bürgermeister von Parkstein im Landkreis Neustadt/Waldnaab, berichtete, dass sich dort im Januar 2021 parteiübergreifend eine Gruppe von 20 Bürgern mit dem Ziel zusammenfand, die Zukunft selber in die Hand zu nehmen und den Ausbau erneuerbarer Energien voranzubringen.

Am besten funktioniere so etwas in einer Genossenschaft, die zugleich die effektivste und demokratischste Form der Kapitalanlage sei. Das Ergebnis war die Gründung der Genossenschaft „Bürgerenergie Parkstein eG“ (www.be-parkstein.de).

Beitrag von 500 Euro

Mit einem Beitrag von 500 Euro können die Bürger Mitglied der „BEP eG“ werden. Aktuell hat die Genossenschaft 97 Mitglieder, die 230 000 Euro Grundkapital einzahlten. Sie ermöglichen damit den Ausbau der Erneuerbaren Energien und partizipieren von deren Erfolg. Angestrebt werden ähnliche Gewinne, wie sie die umliegenden Genossenschaften mit derzeit 2 Prozent erzielen. Der heimischen Wirtschaft werde geholfen, weil regionale Firmen zum Zug kommen sollen.

Als erste Projekte der neuen Genossenschaft nannte Langgärtner Ladesäulen für E-Autos und eine Photovoltaikanlage auf dem Schuldach. Für ein Großprojekt mit drei bis zu 250 Meter hohen Windrädern gaben die Parksteiner im Dezember in einem Bürgerentscheid grünes Licht. In einer Umfrage bei den 14- bis 17-Jährigen lag die Zustimmungsquote bei 74 Prozent.

Ausschlaggebend war, dass die Anlagen Strom für 9000 Haushalte dezentral und klimaneutral produzieren. Außerdem bleibe die Wertschöpfung in der Gemeinde, und die Bürger können sich am Ertrag der Windräder beteiligen. Die Gemeinde kann pro Jahr mit 75 000 Euro Fördermitteln aus der EEG-Umlage rechnen.

Der Referent wies darauf hin, dass Kommunen in ihrer Bauleitplanung Ausnahmen von der 10 H-Regel bestimmen können. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der bürokratische und kostspielige Aufwand von Erfolg gekrönt sein wird. Ein weiteres Energiewendeziel hat man mit zwei Photovoltaik-Freiflächenanlagen (PV-FFA) mit einer 100-prozentigen Bürgerbeteiligung mit jeweils 5 MWp im Visier. Hier werde ein gemeinschaftliches Projekt mit der „NEW eG“ angestrebt.

Zuschuss für PV-Anlagen

Wirkung zeigte ein vom Parksteiner Marktrat beschlossener Zuschuss von 1500 Euro für privat errichtete Photovoltaikanlagen mit Speicher, der bereits 55 Mal beantragt wurde. Derzeit sind Überlegungen im Gange, das Leitungsnetz der Gemeinde zurückzukaufen und 5 bis 6 Millionen Euro in ein Umspannwerk zu investieren.

Stammtischorganisator Christl gratulierte Langgärtner zu den Aktivitäten, bei denen die Bürger mitgenommen werden. Nach einer Diskussion appellierte Christl, in den Kommunen Bürger-Energiegenossenschaften zu gründen.

Die Beispiele von Parkstein und Fuchstal (www.bwk-fuchstal.de) zeigten, wie durch den Ausbau regenerativer Energien wirtschaftlicher Mehrwert und zusätzliche Kaufkraft in den Landkreis gebracht werden könnten. Derzeit zeige sich, wie den Regionen durch die Behinderung der Energiewende in den letzten 20 Jahren durch die Verantwortlichen auf allen politischen Ebenen Wohlstand und Kaufkraft entzogen worden sei.

Der nächste Energiewende-Stammtisch findet am Donnerstag, 21. April, um 19 Uhr im Radl-Café statt. Otto Reisig aus Riedenburg, stellt kalte und warme Nahwärmenetze sowie deren Vor- und Nachteile vor. (fer)