Vierbeiner
Grasfilzing hat eine neue Tierärztin

Nachdem Dr. Hugo Sigmund in Ruhestand gegangen ist, hat seine Nachfolgerin Ulrike Renner ihre neuen Räume eröffnet.

14.03.2019 | Stand 16.09.2023, 5:50 Uhr

Ulrike Renner freut sich, dass das Behandlungszimmer und auch die anderen Räume in der neuen Praxis nun fertig eingerichtet sind. Foto: Paleczek

Leicht zu finden ist sie nicht, aber idyllisch gelegen mitten im Wald, die neue Tierarztpraxis von Ulrike Renner. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten hat sie in Grasfilzing einen alten Hof übernommen und in den vergangenen zwei Jahren im Erdgeschoss Praxisräume eingerichtet. Seit Anfang Januar empfängt die 50-Jährige als Nachfolgerin des Further Tierarztes Dr. Hugo Sigmund dort vor allem Hunde und Katzen, gelegentlich aber auch Vögel, Meerschweinchen und Kaninchen.

Es läuft gut, sagt Renner, soweit sie es bislang beurteilen kann, sind die Kunden von Dr. Sigmund so ziemlich alle mit umgezogen an den neuen Standort. Und wer einmal da war, der findet uns dann ja auch immer wieder, sagt sie und lacht. Die Praxis ist zwar etwas abgelegen, dafür gibt es aber viele schöne Spaziermöglichkeiten für die Hundebesitzer, die gerade warten müssen.

Eine Riesenpython mit Legenot war der außergewöhnlichste Fall von Ulrike Renner

Mehr als 20 Jahre lang war die Arnschwangerin bis Ende 2018 halbtags beiDr. Sigmundbeschäftigt, nun hat sie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Mit der Praxis umzuziehen, war die logische Konsequenz daraus, dass sie und ihr Lebensgefährte einen alten Hof übernommen haben, der genügend Platz für die Behandlungsräume bietet – und irgendwann im ersten Stock auch eine Wohnung für die Tierärztin und ihre Familie.

Die Gerätschaften und einige Einrichtungsgegenstände hat sie mitgenommen aus Furth im Wald, erzählt Renner. Auch freut sie sich, dass die vier Mitarbeiter mit umgezogen sind. Sie kennen sich schon mit etwa Computer- und Karteikarten-System aus.

In der neuen Praxis gibt es nun auf 200 Quadratmetern unter anderem die Anmeldung, einen Warteraum, ein Behandlungszimmer, einen Vorbereitungsraum für Operationen, den Operationsraum, ein Röntgenzimmer, einen Raum, in dem die vierbeinigen Patienten übernachten können, und einen Scherraum mit kleiner Dusche. Das Telefon ist montags bis freitags von 8 bis 18, samstags von 10 bis 12 Uhr besetzt, Sprechzeiten sind montags bis freitags von 8.30 bis 12 und von 15 bis 17.30 Uhr; am Dienstagnachmittag ist geschlossen. Die Leute sollen unbedingt anrufen und Termine vereinbaren, rät die Tierärztin, sie arbeitet nur nach Terminen. Ihre Kundschaft kommt aus dem gesamten Landkreis, erzählt die 50-Jährige. In der Regel mit Hunden und Katzen, es sind aber auch mal andere Tiere unter den Patienten, Schildkröten etwa oder Chinchillas. Der außergewöhnlichste Fall, der ihr in ihrer Laufbahn bislang untergekommen ist, war eine Riesenpython mit Legenot, erinnert sich Renner. Sie hatte dem Besitzer damals empfohlen, in eine spezielle Reptilienklinik zu fahren, der wollte aber nicht. Also musste die 50-Jährige selber ran – mit Erfolg zum Glück. Sie konnte die Eier rausholen, und die Schlange hat den Eingriff ebenfalls überlebt.

Man erlebt in diesem Beruf schon das eine und andere mit der Zeit, sagt die Tierärztin. Weinende Kinder vor sich zu haben, die Mitleid mit ihren Vierbeinern haben, sei schon manchmal schwer. Die Mädchen und Buben steckten so etwas in der Regel aber schnell wieder weg. Wenn ein Tier tatsächlich eingeschläfert werden muss, tut ihr das jedes Mal selber weh, sagt Renner.

Die Tierärztin mag auch die Geschichten hinter den Tieren

Tierärztin wollte sie schon werden, seit sie denken kann, erzählt die Arnschwangerin. Ihre Mutter wollte ihr den Beruf zwar ausreden, weil sie ihn sich nicht für sie vorstellen konnte – aber ohne Erfolg. Sicher gibt es wie in jedem Job Sachen, die nicht so toll sind, sagt die 50-Jährige, in ihrem Fall etwa die oft unregelmäßigen Arbeitszeiten, aber sie würde sich heute wieder für den gleichen Beruf entscheiden. Das Schöne am Tierarzt-Job ist die Vielfältigkeit, erklärt Renner. Es ist immer spannend und nie geregelt. Da kommt ein Tier, man meint, das wird Routine, und dann läuft alles ganz anders – und umgekehrt. Lebewesen funktionierten nicht nach Lehrbuch.

Und es geht ja auch nicht nur um die kranken Tiere in ihrem Beruf, erzählt die Tierärztin. Meistens gibt es ja eine Geschichte Drumherum. Es geht um die Menschen, die sie kennenlernt und von denen sie viel mitbekommt. „Und oft kann ich helfen auf irgendeine Art“, freut sich die 50-Jährige.

Und dass das alles nun in neuen und eigenen Räumen passiert, mache natürlich umso mehr Spaß. Ende April/ Anfang Mai, wenn außen um das Gebäude alles schon ein wenig grün ist, plant die Tierärztin einen Tag der offenen Tür, bei dem sich Interessierte in der ganzen Praxis umschauen können.

Besuch von ihrem ehemaligen Chef hat die 50-Jährige bereits bekommen. Dr. Sigmund hat schon vorbeigeschaut, erzählt sie, und übernimmt auch noch die eine oder andere Operation. Er ist ein versierter Chirurg, sagt Renner. Und weil knochenchirurgische Angelegenheiten nicht ihr Steckenpferd sein, hilft er da gelegentlich aus.

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