Erziehung
Abenteuer Waldkindergarten

20 Knirpse besuchen derzeit den BRK-Hort am Dachsnplatzl in Arrach. Jeder Tag dort ist spannend und birgt Neues.

01.07.2021 | Stand 16.09.2023, 2:11 Uhr
Mit der Zubereitung einer Brennnesselsuppe aus der Wildküche wurde aus dem Vollen geschöpft. Kita-Leiterin Christine Zach und „BuFDine“ Laura Späth waren gerne beim Austeilen an die Kinder behilflich. Foto: Regina Pfeffer −Foto: Regina Pfeffer

Jeden Tag draußen unterwegs sein – ganz egal, ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint: Natur- und Waldkindergärten haben ein Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.

Das Konzept hinter den naturnahen Kindergärten basiert auf der Erkenntnis, dass sich Kinder in der Natur besser bewegen, spielen und lernen können. Seit nunmehr neun Jahren sind die Kinder des BRK-Waldkindergartens Gut Kless am Dachsnplatzl in Arrach zu Gast im Lebensraum Wald und werden mittels der besonderen Pädagogik auf die Schule und das Leben vorbereitet. Nach der langen Corona-Pause freuen sich 20 Kinder und ihre Erzieherinnen, dass alle wieder da sind und den Wald erobern können.

Derzeit genießen sie den Frühsommer. Im Wald verhält es sich ein bisschen anders mit den Temperaturen. Während man außerhalb des Waldes bereits schwitzt, sind die Waldkinder durchaus am Morgen noch für eine langärmelige leichte Jacke dankbar. Zwischen dem umgebenden hohen Baumbestand dauert es ein wenig länger, bis die Morgensonne ihre ganze Pracht und Wärme entfalten kann. Umgeben von natürlichem Schatten lässt es sich sehr gut auch bei 30 Grad und mehr aushalten.

Die „Zwiebelschichten“ werden, wenn laue Lüfte wehen, zwar weniger, dennoch darf das sommerliche Outfit wegen der Sonneneinstrahlung, dem Schutz vor Zecken, Mücken und sonstigen kleinen Tieren sowie als Schutz vor Verletzungen etwa durch Äste oder Dornen nicht zu gewagt sein. Langärmelige Oberteile, lange Hosen und eine Kopfbedeckung sind beim Gang ins Gehölz Pflicht.

Der Wald gilt als toller Lehrmeister. Er trainiert die Geschicklichkeit, indem sich die Kleinen beim Balancieren, Klettern, Springen, Wippen auf Ästen oder Schaukeln üben können. Die Tatsache, dass hauptsächlich Naturmaterialien zum Spielen zur Verfügung stehen, führt dazu, dass bei den Kindern Kreativität und Fantasie gefördert werden.

Immer an der frischen Luft

Wegen des ständigen Aufenthalts an der frischen Luft sind die Kinder gesünder, und das Immunsystem wird gestärkt. Das Unterwegssein in der Natur fördert bereits in jungen Jahren ein Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge.

Im Jahreskreislauf der Natur begegnen die Kinder einer bunten Vielfalt an Möglichkeiten der Sinneserfahrung: Wir lauschen dem Wind. Wie riecht der Sommer? Wie fühlt sich der Regen auf unserer Haut an? Wie schmecken Wild- und Wiesenkräuter? Vor kurzem galt das besondere Kinder-Augenmerk der Brennnessel.

Kita-Leiterin Christine Zach wusste viel Interessantes über das eher unbeliebte Wildkraut zu berichten, das aber für mehr als 50 Schmetterlingsarten eine wichtige Futterpflanze ist. Fast jeder der kleine Entdecker hatte bereits einmal Kontakt mit den Brennhaaren der Pflanze. Aber auch hier wusste die Naturexpertin Abhilfe. Sie verriet, wie man Blätter zupft, ohne dass es brennt: Einfach die Blätter von unten nach oben streichend pflücken. Wenige Wagemutige machten es ihr nach und halfen mit bei der Ernte der jungen Triebe, aus denen die Kinder mithilfe ihrer Betreuerinnen eine schmackhafte Suppe zubereiteten.

Weil der alte Sandkasten nach neun Jahren ausgedient hatte, wurde er von Bauhofmitarbeitern erneuert, um das Doppelte vergrößert und mit 14 Tonnen Sand befüllt. Er bildet einen beliebten Treffpunkt zum Spielen für die 14 Mädchen und sechs Buben.

Lockere Kleiderordnung

Nach dem vormittäglichen Waldspaziergang werden die Kleidervorschriften gelockert, und die Kinder dürfen in der Mittagshitze auch barfuß und mit kurzer Hose ihrer Beschäftigung nachgehen. Da wird geschaufelt, werden Löcher gegraben, Stauseen gemauert und wieder geflutet und Wasserleitungen auf Stelzen errichtet. Eine Ableitung des Klesser Bachs sorgt für eine immerwährende Frischwasserzufuhr, die ideal für Sandgebilde und weitere Ideen der Kinder ist.

Für die vier angehenden Schulkinder wird der Abschied bald ernst. Mit Spannung erwarten sie die schon traditionelle Übernachtung im Waldhaus. Zusammen mit den Erzieherinnen wird gegrillt und bei einem Nachtspaziergang der dunkle Wald erkundet. Erst am nächsten Morgen werden die stolzen Kinder wieder von ihren Eltern abgeholt. Den Höhepunkt ihrer Waldkindergarten-Zeit bildet vor den Ferien die Abschiedsfeier am letzten Kindergartentag mit dem obligatorischen Rausschmiss übers Bacherl: „Zu groß, zu alt, zu schlau für hier – raus mit dir!“ (krp)