Menschen
Ein Neuanfang bei einer Bank in München

Hubert Ebertseder, Ex-Vorstand der Raiffeisenbank Chamer Land eG, hatte seinem Haus im Januar den Rücken gekehrt.

12.11.2015 | Stand 16.09.2023, 6:53 Uhr
Frank Betthausen
Hubert Ebertseder setzt seine Bank-Karriere in der Landeshauptstadt fort. −Foto: Archiv

Die Nachricht war damals aus heiterem Himmel gekommen: Zum Jahreswechsel 2014/2015 hatte sich Hubert Ebertsederals Vorstand der Raiffeisenbank Chamer Land eG aus dem Unternehmen zurückgezogen. Der 49-Jährige hatte seit 2008 an der Seite von Vorstandssprecher Herbert Eder gewirkt. Er galt als bestens vernetzt, genoss hohes gesellschaftliches Ansehen und war mit 41 Jahren als Hoffnungsträger und Führungskraft mit Zukunft zu dem Kreditinstitut gestoßen. Sein Abschied aus der Region kam für viele Außenstehende überraschend und gab Anlass zu allerlei Spekulationen. Bald ein Jahr später haben wir nachgefragt, was aus Ebertseder geworden ist.

Die Chemie stimmte

Der Niederbayer, der 1966 in Simbach am Inn auf die Welt kam, ist seiner Branche treugeblieben. Seit 1. Juli ist er beim privatenBankhaus Herzogpark AGim Münchner Stadtteil Bogenhausen tätig – als gleichberechtigter Vorstand an der Seite von Dr. Reiner Krieglmeier. „Sie haben einen Vorstand gesucht“, sagt Ebertseder. „Ich passte ins Anforderungsprofil – und die Chemie stimmte auf Anhieb.“ So endete zum 30. Juni sein bis dahin bestehendes Vertragsverhältnis bei der Raiffeisenbank, bei der ihn Anfang 2015 der Weidener Thomas Koch beerbt hatte.

In seiner Zwischenbilanz lässt Ebertseder, der verheiratet ist und drei Kinder hat, große Zufriedenheit durchblicken. „Es ist seine sehr, sehr interessante Tätigkeit – fernab meines bisherigen beruflichen Schaffens“, sagt er. Denn: Kernkompetenz des gerade einmal 25 Mitarbeiter starken Bankhauses Herzogpark – entstanden in der Finanzkrise 2009 – ist die Vermögensverwaltung für wohlhabende Privatkunden, Unternehmerfamilien und Stiftungen. Laut Ebertseder beläuft sich das Kundenanlagevolumen auf 1,7 Milliarden Euro.

Mit dieser Form der Vermögensverwaltung hatte Ebertseder in seiner Zeit bei den Genossenschaftsbanken mit ihrer klassischen Anlageberatung nie zu tun. Trotz allem sei das Unternehmen mit seiner eher konservativen Ausrichtung „sehr nah an der Genossenschaftsschiene“, stellt der Diplom-Bankbetriebswirt fest. Das Bankhaus sei mehrfach vom Elitereport ausgezeichnet und in diesem Jahr für den Bayerischen Mittelstandspreis nominiert worden.

Zu seinem unerwarteten Weggang aus Cham hatte sich der 49-Jährige öffentlich nie geäußert. Auch sein Vorstandskollege Herbert Eder und die Raiffeisenbank hatten sich in Zurückhaltung geübt. In einer Pressemitteilung war im Januar lediglich davon die Rede gewesen, dass der Vorstand das Haus im gegenseitigen Einvernehmen verlasse. Über den Rest hatte die Öffentlichkeit nur spekulieren können.

Auch mit einigem Abstand deutet Ebertseder die Hintergründe nur an. „Für mich ist die Sache abgeschlossen“, sagt er. Nachtreten – das ist nicht seine Art. „Es hat alles gut gepasst. Ich habe mich im Landkreis Cham sehr wohlgefühlt.“ Die Mitarbeiter, die Kunden und die Bevölkerung, das war sein Eindruck, hätten ihn sehr geschätzt. Waren es also „zwischenmenschliche Themen“, die ihn in Cham belasteten? Ebertseder beantwortet die Frage indirekt mit einem Einblick in sein Führungs- und Werteverständnis. „Es geht um Menschen. Die Menschen machen die Bilanz.“

Es sind Freundschaften entstanden

Die Zeit zwischen seinem Abschied aus Cham und dem Neuanfang in München verbrachte er vor allem mit der Familie – nicht zuletzt während eines vierwöchigen Aufenthalts in den USA. Darüber hinaus absolvierte er eine Banken-Fortbildung und ließ sich als Wirtschaftsmediator schulen.

Kontakte nach Cham unterhält Ebertseder, der unter der Woche in München lebt und am Wochenende in seine niederbayerische Heimat fährt, nach wie vor. „Es sind Freundschaften entstanden“, sagt er. Und: Auch weiterhin engagiert er sich als Schatzmeister beim Rotary Club oder als Aufsichtsrat bei den Behindertenwerkstätten.

Die Menschen, so viel steht fest, haben ihn nicht losgelassen.