Kirche
Woher hat der „Prangertag“ seinen Namen?

Frohleichnams-Bräuche im Landkreis Cham. Die Geschichte geht auf eine Vision der Nonne Juliane von Lüttich von 1209 zurück.

23.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Kinder ziehen mit Blumen in der Fronleichnamsprozession mit. −Foto: Archiv

Das Fronleichnamsfest wird auch von Brauchtum umrankt. Man nennt diesen Tag auch „Prangertag“ oder „Kranzltag“. Der Name Prangertag lässt sich leicht erklären, denn nicht nur die Natur prangert in ihrem herrlichsten Kleid, sondern auch die Mädchen ziehen die schönsten Kleider an.

Der Name Kranzltag kommt daher, dass die Mädchen Kränze auf ihrem Kopf tragen, oder vom Wetterkranzl, die an diesem Tag geweiht werden. Früher trugen die Ministranten überall in Körben kleine Kränze aus verschiedenen Kräutern mit, die hernach unterm First aufgehängt wurden, um den Blitz abzulenken.

Bräuche in den Dörfern

An vielen Orten fanden am Fronleichnamstag eigene Kräuterweihen statt, und die geweihten Kräuter wurden insbesondere als Wettersegen verwendet. Auch heute noch gilt das Grün der Birken, an denen das Allerheiligste vorbeigezogen ist, und Kräuter, Kränze und Blumenschmuck der Fronleichnamsaltäre als segenskräftig. Deshalb werden auf dem Land die Birkenstauden nach der Prozession von Frauen und Kindern gerupft und die Zweige zu einem Kranz gewunden. Das Birkenkranzl wurde in den Wohnungen und Ställen aufgehängt und sollte vor Blitzschlag schützen.

Der Fronleichnamsfeier, wenn der Pfarrer den Leib Christi in der Monstranz mit auf den Weg durch die Dörfer oder Städte nimmt, wird immer schon bei der Landbevölkerung ein besonderer Stellenwert zugewiesen. Die Häuser werden geschmückt, entlang des Prozessionsweges sind Birken aufgestellt, und Blumenteppiche schmücken häufig den Platz vor den Altären.

Die Vision der Juliane von 1209

Frauen sind es, die meistens schon frühmorgens mit dem Legen der Mosaike beginnen, regelrechter „Kleinkunstwerke“, für die es nur schade ist, dass sie dann höchstens einen halben Tag überstehen können.

Die heutige Bezeichnung von Fronleichnam lautet offiziell „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ (bezieht sich also auf das letzte Abendmahl). Dieses Fest ist eines der wenigen, welches keinen heidnischen oder jüdischen Ursprung hat.

Das Fest geht zurück auf eine Vision der Augustinernonne Juliane von Lüttich im Jahr 1209. Es wird berichtet, sie habe beim Beten den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt gewesen sei. Christus, so erzählte sie weiter, habe ihr erklärt, dass der Mond die Kirche bedeutet, der dunkle Fleck darin das Fehlen dieses Festes.

Bischof Robert von Lüttich führte auf Anregung Julianes das Fest 1246 in seinem Bistum ein. Papst Urban IV. legte 1264 fest, Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten zu feiern. Papst Johannes XXII. sorgte 1317 dafür, dass das Fest in der ganzen abendländischen Kirche begangen wird. Die erste Fronleichnamsprozession in Bayern fand 1273 in Benediktbeuern statt.

Mit einer Sakramentsprozession wurde das Fest erstmals 1279 in Köln begangen. In der Ewigen Stadt wurde diese Prozession erst um 1600 eingeführt. Die ersten Prozessionen hielten nicht an den Altären, sondern die Gläubigen zogen betend und singend durch die Straßen. Erst im 15. Jahrhundert wurde an vier Altären gehalten.

Neben der Ordensfrau Juliana von Lüttich war auch der heilige Franz von Assisi ein Impulsgeber für das spätere Fronleichnamsfest, so wie es heute gefeiert wird. Seinen Anweisungen nach sollte alles, was in Beziehung zur heiligen Eucharistie steht, kostbarste Ausführung haben.

Das Geheimnis des Franz von Assisi

Einmal wollte er Brüder mit edlen Gefäßen durch die Welt schicken, damit darin das Allerheiligste auch würdig verwahrt würde. Noch auf dem Sterbebett wünschte er sich, dass die Eucharistie in besonderer Weise in einem wertvollen Gefäß verehrt wird: „Ich will, dass diese heiligsten Geheimnisse über alles geehrt, angebetet und an kostbaren Stellen aufbewahrt werden“.

So bestätigte ausgerechnet Franz von Assisi, der alles, was er besaß, an die Armen verschenkte, der selber zum Armen wurde, das Tun an Fronleichnam. Er kannte das Fest noch nicht. Es entstand erst später, als man es kaum noch wagte, zur heiligen Kommunion zu gehen, als man sie bevorzugt nur anschaute und so verehrte. Franz von Assisi ging es aber noch mehr darum, dass Priester und Laien mit großer Ehrfurcht und Liebe die heiligen Geheimnisse feierten. Er forderte die Reinheit des Herzens, um den Herrn würdig mit den Händen zu berühren und mit Herz und Mund zu empfangen. (che)