Menschen
Ein Hotelier, dem die Ideen nie ausgingen

Tony Schreindorfer feierte seinen 85. Geburtstag – Anlass genug für ihn, aus seinem erfolgreichen Leben zu erzählen.

20.06.2021 | Stand 16.09.2023, 2:17 Uhr
Der Jubilar Tony Schreindorfer −Foto: Jürgen Schamberger

Der Hotelier im Ruhestand, Tony Schreindorfer, hat am Samstag seinen 85. Geburtstag gefeiert. Den Tag nahm er zum Anlass, um auf sein Leben zurückzublicken.

Schreindorfer kam 1936 in Jägershof zur Welt. Einer seiner Grundsätze war schon immer: „Nie vergessen, wo du herkommst, und immer daran denken: Neid musst du dir erarbeiten , Mitleid bekommst du geschenkt.“

Er erinnert sich noch gut an den Krieg mit Leid und Tod. Dennoch hätten seine Eltern alles für ihn und seine Schwester Fanny getan. Im Winter 1940/41 zog man den Vater zum Militär ein. Die Mutter musste beim Bauern für Stube und Kammer arbeiten. Seine Schwester und der Tony waren bei der Großmutter in Warzenried untergebracht. „Den Umständen entsprechend hat uns unsere Großmutter recht gut versorgt. Es gab Erdäpfl, Milch, Sterz, Zeltn oder Äpflstrudl.“

1942 kam Tony Schreindorfer in die Volksschule von Jägershof, acht Jahrgänge in einem Raum. Zu dieser Zeit gab es nur Lehrerinnen, weil die Männer alle eingezogen wurden. Sein Vater kam 1947 ziemlich angeschlagen aus russischer Gefangenschaft heim. 1952 machte er eine Ausbildung zum Schuhmacher. 1955 folgte die Einstellungsprüfung beim Bundesgrenzschutz, dort tat er Dienst bis 1964. Dann ging Tony für eine Saison nach Berlin als Volontär.

Wie alles begann

Seine Eltern und seine Schwester betrieben ab 1961 ein kleines Café in Warzenried. Seine Frau Ingeborg lernte er kennen, als er Feriengäste von Berlin nach Achslach fuhr. Er heiratete sie, und sie zogen nach Warzenried und übernahmen 1966 das Lokal. Mit dem Anbau wurde daraus ein Tanzlokal, und so ging es weiter bis zum Gästehaus und der heutigen Hotelanlage Böhmerwald. Sie zogen zwei Söhne auf, die in seine Fußstapfen traten.

2016 musste Tony Schreindorfer einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen: Seine Frau Ingeborg, die ihn stets tatkräftig unterstützte, starb. Mittlerweile sind die fünf Enkel sein ganzer Stolz.

Tony Schreindorfer hatte eine Vision: Er wollte das kleine Dorf Warzenried und die Region als Urlaubsgebiet bekanntmachen. Er stellte bei der Bayerischen Staatsregierung Antrag auf Wappen und Siegel für die Gemeinde Warzenried. Am 19. Mai 1969 wurde vom Bayrischen Staatsministerium aufgrund des Antrags ein Hoheitszeichen – Wappen und Siegel –an Warzenried verliehen. Es wurde beim Heimatfest vom 4. bis 7. Juli vom damaligen Landrat Nemmer übergeben.

Neuer Begriff im Tourismus

Gleichzeitig wurde auf Initative Schreindorfers der Reit- und Schlittenweg ausgebaut. Von 1972 bis 1974 hatte er die Gemeinden Neukirchen b. hl. Blut, Vorderbuchberg, Stachesried, Warzenried, Eschlkam und Arnschwang aus Überzeugung dazu gebracht, dass sie sich als Region besser darstellen. So entstand ein Begriff für den Tourismus in der Region: der Hohenbogen-Winkel. 1972 wurde Schreindorfer erstmals als Gemeinderat tätig; daraus wurden 36 Jahre. Ab 1978 war er 18 Jahre im Kreistag. 20 Jahre war er Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands. 1979 wurde Schreindorfer zu einem Empfang bei Ministerpräsident Franz Josef Strauß eingeladen.

„In den 1990er-Jahren gab es für uns im Gastgewerbe kaum Personal“, so Schreindorfer. Bei einer Versammlung mit Wirtschaftsminister Gustl Lang in Kötzting habe er die Grenzgängerregelung ins Rollen gebracht. „Ich meldete mich zu Wort und schilderte die dramatische Personalsituation im Gastgewerbe. Darauf sagte spontan Wirtschaftsminister Lang im vollen Saal im Haus des Gastes: ‚Wir machen die Grenzgängerregelung.‘“

1991 wurde Schreindorfer das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, 1966 erhielt er in München die Medaille für besondere Verdienste um die bayerische Gastlichkeit, 1999 folgte die Bürgermedaille der Gemeinde Eschlkam. Zahlreiche weitere Auszeichnungen nahm er entgegen.

Und noch etwas ist Tony Schreindorfer gelungen: Er brachte die Einführung der Faschingsferien ins Rollen. Er nahm Kontakt zur damaligen Kultusministerin Monika Holmeier auf. Nach mehreren Gesprächen gab es im Jahr 2004 die ersten Faschingsferien. Erwähnenswert ist außerdem sein Engagement im Bereich des Ehrenamts.

Wegen der Corona-Pandemie fiel in diesem Jahr eine große Geburtstagsfeier aus. Aber Tony Schreindorfer wäre nicht Tony Schreindorfer, wenn das so bleiben würde: „Die Feier holen wir nach.“ (kjs)