Furth im Wald
Bauausschuss hat abgestimmt: Fünf gesunde Bäume müssen Bauprojekt weichen

27.01.2023 | Stand 15.09.2023, 1:52 Uhr

Was sich im Vorfeld der Bauausschuss-Sitzung am Donnerstagabend abzeichnete, ist jetzt fix. Das Gremium hat der Fällung von Bäumen, die durch die Baumschutzverordnung geschützt waren, zugestimmt (wir berichteten).

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Bei einigen Bäumen, die ganz offensichtlich so geschädigt sind, dass sie ohnehin eingehen und so zur Gefahr für Menschen und Sachen werden würden, bestand Einigkeit: Sie müssen weg.

Eine von drei Eichen muss weichen

Diskussionsbedarf gab es bei einem Eichen-Trio beim Freibad. Während die beiden äußeren Bäume in Ordnung sind, sieht Gärtnermeister Ege die Tage des mittleren Baumes gezählt. Er weise Schäden auf und wachse einseitig in Richtung Liegewiese des Freibades. Nach seiner Entfernung könnten sich die beiden anderen Bäume besser entwickeln. Das bezweifelte Ausschuss-Mitglied Stefan Zeller. Die Bäume stünden seit Jahrzehnten zusammen, nimmt man einen raus, werde das Gleichgewicht gestört. Auch die Windlast für die verbleibenden Bäume sei dann höher, die Entwicklung werde schlechter, nicht besser. Außerdem befinde sich der mittlere Baum ebenfalls in gutem Zustand. Deshalb sollte der Baum gekürzt, weitere Untersuchungen sollten gemacht werden. „Es besteht keine Eile, sofort zu handeln.“

Das sah sein Ausschuss-Kollegen Thomas Roßmann anders. Als Betriebsleiter bei den Stadtwerken auch für das Freibad zuständig, vertrat er die Ansicht, dass Gärtnermeister Ege den Zustand des Baum gut einschätzen kann. Auch Bauamtsleiter Alois Stoiber betonte, dass man großes Vertrauen in das Fachwissen des Gärtnermeisters setze. Der Baum spende viel Schatten, dementsprechend stark ist die Wiese darunter an heißen Tagen frequentiert. Fallendes Totholz berge einige Gefahr. Letztlich stellte sich auf Einwand von Oskar Mühlbauer heraus, dass sich die Eichen nicht auf dem Gebiet der Baumschutzverordnung befinden und somit ohne Beschluss gefällt werden kann.

An den fünf Bäumen in der Von-Müller-Straße in der ein neues Wohn- und Gewerbegebäude entstehen soll, schieden sich die Geister. Bürgermeister Sandro Bauer sagte, dass Bauherr und Stadtrat Günter Stelzer den Verbleib der Bäume intensiv habe prüfen lassen und sich bewusst sei, dass die Ersatzpflanzung mit hohen Kosten verbunden ist.

Michael Engl befand es für gut, dass die Stadt Furth im Wald - übrigens als einzige Kommune im Landkreis Cham, wie Bauer sagte - eine Baumschutzverordnung habe. Dies dürfe aber nicht dazu führen, dass Unternehmer unter Druck gesetzt werden um Bäume mit Gewalt zu erhalten: Wenn wirtschaftliche Zwänge bestehen, muss eine Fällung möglich sein. „Wegen ein paar Bäumen kann ich nicht sagen: Du darfst nicht bauen.“ Außerdem würde ja Ersatz geschaffen.

Stefan Zeller bezog sich auf das Urteil des Gärtnermeisters, die fünf Bäume seien gesund. Das angeführte Totholz sei ganz normal. „Das zu entfernen ist wie Haare schneiden bei uns.“ Zeller betonte zunächst, dass seine Fraktion der Grünen voll und ganz hinter dem Projekt stünde, aber es sei kein Widerspruch, die Bäume stehen zu lassen. Es gebe Beispiele auch in Furth im Wald, wo mit einem durch Bäume eingeschränktem Baufeld gearbeitet wurde. Er forderte ein Bauvertäglichkeitsgutachten und baubiologische Begleitung, „dann ist es möglich, alle oder einige Bäume zu erhalten.“

Bauer verwies auf das Ege-Gutachten, das neben der Vitalität der Bäume auch auf die Probleme hinweist. Unter anderem könnten die Wurzeln der Bäume beschädigt werden.

„Mich schmerzt es schon, dass gesunde Bäume weg sollen“, sagte Andrea Pohmer. Vielleicht könne man ja noch einmal Gespräche aufnehmen. Der Erhalt der Bäume könnte eine Herausforderung für einen Bauingenieur sein.

Oskar Mühlbauer: Eine Bürgschaft für Ersatzpflanzungen

In einem Zwiespalt befand sich Oskar Mühlbauer: „Ich bin ein Freund der Bäume, jeder alte Baum sollte erhalten werden.“ Vielleicht könne man ja wenigstens zwei davon erhalten. Andererseits handelt es sich bei dem Projekt in seinen Augen um eine absolut wichtige Maßnahme in der Stadt. Er könne sich dazu durchringen, zuzustimmen, wenn der Beschluss um einen Zusatz erweitert würde. Um höchst mögliche Sicherheit für die Ersatzpflanzungen zu haben, regte er eine Bürgschaft an, die Stelzer zu leisten habe. „Das hat nichts mit Vertrauen zu tun, aber so hat man Garantie, dass große Bäume gepflanzt werden.“

Bauer nahm den Vorschlag gerne auf, auch weil das ein besonderes Zeichen sei, dass es im Gremium keine Bevorteilung einzelner Mitglieder gebe.

Der Bauausschuss stimmte der Fällung der fünf Bäume, der damit verbundenen Befreiung von der Baumschutzverordnung und der in der Höhe noch festzulegenden Bürgschaft mit den Gegenstimmen von Pohmer und Zeller zu.

Robert Kurzmann, Chamer Kreisvorsitzender des Bund Naturschutzes, bedauert die Entscheidung. „Wenn gesunde Bäume entfernt werden, stört mich das.“ Klar sei das für einen Bauherren schwierig, aber es hätte die Möglichkeit gegeben, die Kronen zu stutzen, das schadet dem Baum nicht. „Kranke Bäume müssen sowieso weg, da sollten wir versuchen, die gesunden zu erhalten. Das sei in Zeiten von heißen Sommern und fortschreitender Flächenversiegelung in Städten auch Gesundheitsschutz. Das Problem sei, dass ein neu gepflanzter Baum rund 30 Jahre braucht, ehe er die Ökoleistung der Bäume bringt, die jetzt gefällt werden.