Waldwirtschaft
Der Holzpreis liegt am Boden

Käferschäden und Windwürfe bringen ein Überangebot. Das niedrige Preisniveau beschäftigt auch die Waldbesitzer in Bad Kötzting.

28.09.2020 | Stand 16.09.2023, 4:32 Uhr
Alois Dachs
Nicht nur im Raum Bad Kötzting, auch bei Maxov in Tschechien – hier ein Kahlschlag bei Spalenec – wütet seit Monaten der Borkenkäfer. −Foto: Alois Dachs

„Die Moral bei den Sägern sucht man vergebens“, sagte Florian Weigl, stellvertretender Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Bad Kötzting, am Freitag beim Holzstammtisch im Gasthaus Graf in Wettzell. Zwar konnten die deutschen Holzexporte um über 80 Prozent gesteigert werden, die Waldbesitzer profitieren davon aber nicht, „denn die Schere zwischen dem Rundholz- und dem Schnittholzpreis war noch nie so groß“, stellte der Förster im Dienst der WBV fest.

Vor allem die Großsäger, die den Hauptanteil an Schnittholz liefern, diktieren den Holzpreis. So wurde nach dem Windwurf „Sabine“, der im Frühjahr rund 1,8 Millionen Festmeter Fichten auf den Boden brachte, einfach eine „Katastrophenklausel“ genutzt, die es den Holzaufkäufern ermöglichte, aus bestehenden Lieferverträgen auszusteigen. Die Stammholzpreise für Fichte liegen wegen des „Käferabschlags“ momentan zwischen 25 und 35 Euro pro Festmeter, für Papierholz (Schleifholz) werden aktuell nur 27 Euro pro Raummeter bezahlt.

Für Florian Weigl steht außer Frage, dass trotz der miserablen Preise die Aufarbeitung von „Käferbäumen“ unbedingt notwendig ist. „Wir müssen uns einfach wieder bewusst machen, wie wertvoll der Rohstoff Holz ist“, appellierte Weigl an die Waldbesitzer.

Weniger Borkenkäferbefall

Die hohen Gewinne, die vor allem Großsäger durch den Einkauf von billigen Fichten erwirtschaften, zwängen viele dazu, in ihre Anlagen zu investieren und die Betriebsflächen zu vergrößern. Teilweise werde auch versucht, Säge-Restholz und Sägespäne in neuen Pelletfertigungen zu nutzen. Ein wenig Hoffnung konnte Weigl den Waldbauern trotz der vielen Probleme machen: Wegen der häufigeren Regenfälle im Sommer 2020 und geringfügig niedrigerer Temperaturen wurden weniger Fichten vom Buchdrucker geschädigt, der neuerdings aber vermehrt in höheren Lagen die Fichtenbestände angreift.

Auf die Dienstleistungsangebote der Waldbesitzervereinigung Bad Kötzting bauen aktuell 1311 Mitglieder (100 mehr als im Vorjahr), die Eigentümer von 7400 Hektar Wald sind. Das extreme Überangebot an Stammholz – allein in Deutschland wurden 2019 laut Florian Weigl rund 71 Millionen Festmeter „Käferholz“ geschnitten – zwinge zur Zurückhaltung beim Einschlag von Frischholz. „Bei diesen Preisen wäre das auch Schwachsinn“, sagte Weigl, der den Waldbesitzern wenigstens für die nächste Zukunft Festmeterpreise um die 80 Euro wünschen würde.

Bedarf an Forstpflanzen

Der hohe Bedarf an Stammholz gebe zumindest Anlass zu der Hoffnung, dass sich Preise stabilisieren könnten. Momentan werden für Kiefernstämme um die 46 Euro pro Festmeter gezahlt, informierte Weigl. Er riet dazu, jeweils bei der WBV anzufragen, wenn bestimmte Sortimente, auch Laubholz, angeboten werden können. Kurzfristig könnten für bestimmte Sortimente immer wieder günstige Preise erzielt werden, wenn die Säger dafür einen Absatz haben.

Viele Waldbesitzer haben aktuell Bedarf für Forstpflanzen, wenn „Käferlöcher“ mit jungen Bäumen aufgeforstet werden sollen. Die WBV Bad Kötzting hat drei Lieferanten von Forstpflanzen, wobei eine Baumschule ausschließlich Containerpflanzen anbietet, die sehr gut anwachsen. Forstoberinspektor Joshija Späthe, der jeweils am Freitag Revierförster Hans Geiger im Raum Bad Kötzting unterstützt, gab Hinweise, wie ein Mischwald mit mindestens drei bis vier Baumarten begründet werden sollte.

Käferholz:Nachfrage:
Bereits 2019 waren rund 90 Prozent der 42 490 Festmeter Holz, die von der Waldbesitzervereinigung Bad Kötzting vermarktet wurden, vom Borkenkäfer befallen.Vereinzelt kaufen Sägewerke wieder Frischholz zu Preisen bis zu 70 Euro pro Festmeter. Geschäftsführer Florian Weigel rechnet für 2020 damit, dass bis zu 35 000 Festmeter Stammholz verkauft werden, überwiegend Borkenkäferholz und Bäume aus dem Windwurf „Sabine“ (kad)

Zuschüsse vom Staat

Bis zu 3,90 Euro pro Pflanze würden vom Staat als Zuschuss gewährt, wenn mindestens 30 Prozent der Nachpflanzung mit Laubbäumen erfolgt, nicht mehr als 20 Prozent Fichte in den Bestand kommt und fünf Jahre lang für Schutz und Pflege der Pflanzen gesorgt wird. Ziel ist es nach den Worten von Späthe, mindestens 80 Prozent der Pflanzen durchzubringen.

Den Förderantrag für Neupflanzungen fülle der zuständige Revierförster mit dem Waldbesitzer/der Waldbesitzerin aus. Dabei werde auch die Fläche begutachtet, auf dem ein zukunftsfähiger Mischwald begründet werden soll, wobei die für den Standort geeigneten Baumarten gemeinsam ausgesucht werden.