Wissenschaft
Wettzell als Hightech-Standort

Das Geodätische Observatorium wird auch zum Bildungsstandort und als attraktiver Arbeitgeber im Bayerwald ausgebaut.

13.01.2021 | Stand 16.09.2023, 4:23 Uhr
Die neuen Mitarbeiter des GOW vor dem Übungsteleskop (v. l.): Michael Seegerer, Willi Probst, Florian Karl, Daniel Amberger, Dr. Eva Schroth, Theresa Lobinger, Robert Wildenauer, Johann Eckl und Dr. Sebastian Mühlbauer −Foto: Thomas Klügel

Das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat und das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie haben es sich zum Ziel gesetzt, das Geodätische Observatorium Wettzell (GOW) zum Hightech- und Bildungsstandort im Bereich der Geodäsie und als attraktiven Arbeitgeber im Bayerischen Wald auszubauen. Der Betrieb der bisher vorhandenen Messsysteme wird erweitert, und weitere Systeme und Aufgaben kommen hinzu.

Ein wichtiges Verfahren der Geodäsie ist die Very Long Baseline Interferometry (Langbasis-Interferometrie), mit dessen Hilfe Abstände zwischen Radioteleskopen abgeleitet werden. Diese können z.B. dazu benutzt werden, die Orientierung der Erde im Raum zu bestimmen. Für dieses Verfahren gibt es drei Radioteleskope in Wettzell, deren Betrieb ausgeweitet wird. Außerdem wurde ein Rechenzentrum (Korrelator) angeschafft, das nun für die direkte Analyse der Messdaten eingerichtet wird. Für diese Aufgaben wurden Robert Wildenauer, Willi Probst und Michael Seegerer eingestellt.

Laser-Entfernungsmessung

Ein weiteres Standbein der geodätischen Messverfahren ist die Laser-Entfernungsmessung. Dabei wird von einer Messstation Laserlicht ausgesendet, an einem Satelliten oder Reflektoren auf dem Mond reflektiert und an der Messstation wieder detektiert. Aus der Laufzeit des Lichts kann die Entfernung des reflektierenden Objekts von der Messstation bestimmt werden. Auch diese Messdaten dienen z.B. dazu die Orientierung der Erde abzuleiten.

Am GOW werden insbesondere Entfernungsmessungen zum Mond intensiviert. Dafür ist Johann Eckl verantwortlich. Er wird außerdem die Zeitsysteme, die für exakte Laufzeitmessungen essenziell sind, auf optischer Basis (Signalübertragung mit Hilfe von Licht z.B. über Glasfaser) weiterentwickeln.

Globale Satellitennavigationssysteme spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle, weshalb verschiedene Empfänger am Observatorium und an anderen, ausländischen Standorten betrieben werden. Der Betrieb der Stationen und die Analyse der Daten wird ausgeweitet. Zusätzlich erfolgt die Einrichtung einer Beobachtungsstation am GOW für den verschlüsselten Dienst des europäischen Galileo-Systems, der autorisierten Nutzern, z.B. Behörden, zugänglich ist.

Die Vorstellungsgespräche für die dazugehörige Stelle fanden vor Weihnachten statt. Aufgrund des Aufbaus dieser Beobachtungsstation muss das Observatorium entsprechende Sicherheitsstandards erfüllen, die von Florian Karl und Dr. Mühlbauer umgesetzt werden.

Geodätische Messsysteme sind verschiedenen Störeinflüssen ausgesetzt, u.a. Weltraumwetterphänomenen, wie Sonnenstürmen. Um deren Einfluss auf die Instrumente am GOW zu bestimmen, wird ein Radioteleskop zur Messung der Sonnenaktivität angeschafft. Es wurde von Daniel Amberger konzipiert und wird voraussichtlich im Januar 2021 installiert.

Übungsteleskop wird installiert

Außerdem wird sich Theresa Lobinger um Zollabwicklung und technische Unterstützung kümmern, um die Mitarbeiter zu entlasten, die dies bisher zusätzlich zu ihren eigentlichen Aufgaben übernommen haben und nun wieder mehr in anderen Bereichen eingesetzt werden können.

Für die Öffentlichkeitsarbeit und Förderung der Ausbildung von Studierenden sowie Schülerinnen und Schülern wird das Kompetenzzentrum Satellitengeodäsie eingerichtet. Damit ist Dr. Eva Schroth beschäftigt.

Ein Übungsteleskop wurde für das Kompetenzzentrum angeschafft, dessen Aufbau begonnen hat. Nach der abschließenden Installation und einer Testphase wird es wahrscheinlich ab Sommer 2021 für Experimente von Schülerinnen, Schülern und Studierenden zur Verfügung stehen.