Holzhäuser in Lam
Himmelreich-Chalets als Paradebeispiel der regionalen Wertschöpfung

19.11.2022 | Stand 15.09.2023, 2:50 Uhr
Maria Frisch
Beim Tag der offenen Ferienhöfe zeigte das Ehepaar Koller seine beiden Chalets im Himmelreich. −Foto: Fotos: Maria Frisch

Wer kann schon von sich behaupten, dass sich der verbaute Rohstoff im Hausnamen niederschlägt? Wolfgang und Johanna Koller steht das als Besitzer eines Fichten- und eines Tannenhauses im Lamer Ortsteil Himmelreich mit Fug und Recht zu.

Am Tag der offenen Familienhöfe am Sonntag konnten sich viele Besucher ein Bild von den zwei Chalets machen, und sie waren schlichtweg begeistert von diesem Paradebeispiel der regionalen Wertschöpfung aus dem Rohstoff Holz.

Die Herbstsonne, die einen malerischen Ausblick bescherte, spielte der Präsentation noch in die Karten. Vom Standort der beiden Chalets liegt einem der Lamer Winkel förmlich zu Füßen. Wolfgang Koller war es bei mehreren Führungen ein Herzensanliegen, die Hintergründe für den Bau der Holzhäuser aufzuzeigen.

Die Philosophie dahinter

Die Grundintention der Familie Koller war, das frisch gefällte Käferholz, das optisch und qualitätsmäßig keine Nachteile hat, nicht um 25 bis 30 Euro pro Festmeter zu verschleudern, als der Preis im Keller war. „Deshalb bauten wir ein Fichtenhaus in der Konstruktion Stehendblock“, so der Waldbesitzer. Seine Philosophie dabei lautete damals wie heute, „naturnah, nachhaltig, und baubiologisch einwandfrei“ vorzugehen. Das zweite Gebäude entstand aus wintergefälltem Tannen-Mondphasenholz. „Selbst das Mobilar wurde mit Holz aus unserem Wald geschreinert.“

Bei den restlichen Baustoffen stand die regionale Verfügbarkeit an oberster Stelle. Ein Beispiel ist die Küchenplatte aus Bayerwald-Granit. Die Häuser, die für je zwei Leute gedacht sind, werden seit einem Jahr mit einer guten Auslastung vermietet. In punkto Preislage orientierte sich die Familie in etwa in der Mitte vergleichbarer Objekte. Allerdings fand Wolfgang Koller nirgends eine so klare Philosophie dahinter wie bei den Himmelreich-Chalets.

Das Finanzielle ist für Wolfgang Koller nur ein Aspekt. Ihm geht es nach eigenen Worten darum, die Leute für den natürlichen Baustoff und Rohstoff Holz zu sensibilisieren und somit der Natur und den Wäldern im Lamer Winkel mehr Wertschätzung entgegenzubringen.

In seinem Element ist der Waldbesitzer insbesondere bei den Führungen im Tannenhaus. „Die Tanne kann man einfach für alles brauchen – auch für einen guten Fußboden“, schwärmte er regelmäßig dort. Die Optik und die Vorteile, nämlich, dass die Tanne beispielsweise nicht harzt, geben ihm Recht.

Etwas schwieriger gestaltete sich sein Vorhaben, das eigene Holz für die Sauna einzusetzen. Er brauchte einige Zeit, bis er einen Betrieb fand, der aus seinem Tannenholz die Sauna baute, obwohl der Unternehmer vorher nur Zirbe und sibirische Lärche verwendete.

„Ihn überzeugte die wintergefällte Tanne dermaßen, dass er aus seinem Portfolio die sibirischen Lärchen herausgenommen und durch Tannen aus dem Lamer Winkel ersetzt hat“, berichtete Wolfgang Koller mit einer gewissen Genugtuung. Wert legte er bei den Führungen auch darauf, dass von der Inneneinrichtung nichts behandelt bzw. gestrichen ist. „Alles Natur!“ Das gelte auch für die Isolierstoffe. Die Holzweichfaserplatten ließ er ebenfalls aus seinem Holz herstellen, und als sonstige Isolierung kam ausschließlich Hanf zum Einsatz.

Der Chalet-Standort

Wolfgang Koller begründete im Freien den gewählten Standort der beiden Chalets. Sein Vollerwerbsbetrieb – der Koppenhof – liegt nämlich am gegenüberliegenden Bergkamm, also auf der Nordseite. Dominanz habe die Forstwirtschaft mit 130 Hektar. „Wir sind seit 30 Jahren ein Naturlandbetrieb“, erzählte Koller den aufmerksamen Zuhörern. Die geerbte Hofstelle seiner Frau, auf der die Chalets errichtet wurden, liegt auf der Südseite. „Die Gäste haben hier die Sonne von früh bis spät.“ Wer in der heutigen Zeit verantwortungsbewusst baue, solle auch die nächsten Generationen im Blick haben und den Kindern keine Erblast hinterlassen.

„Das Resultat davon sind unsere beiden Häuser“, war sich Koller sicher. Seine Baumart ist die Tanne, weil sie waldbaulich und ökologisch dringend gebraucht werde, und sie mit ihrer Ästhetik besteche. Bei der angewandten Liegendblock-Konstruktion werde nur Balken auf Balken gelegt, ohne Isolierung, nur verbunden im Nut- und Federsystem.

Im Fichtenhaus sei innen das Käferholz komplett sichtbar und sehe picobello aus. „Dafür fast kein Geld zu bekommen, ist ein Unding“, äußerte Koller sein Unverständnis. Der Stehendblock soll eine Motivation für die Waldbesitzer sein, durch intensive Bohrmehlsuche ihr Käferholz früh genug aufzuspüren und zu ernten, um dafür noch einen akzeptablen Preis zu erzielen.