Furth im Wald
Landrat diskutiert mit Jugendlichen: Die Zukunft braucht mehr Mobilität

01.02.2023 | Stand 15.09.2023, 1:48 Uhr
Landrat Franz Löffler im St. Georgssaal des Landestormuseums im Kreis von Jugendlichen aus verschiedenen Schulen in Furth im Wald. −Foto: Fotos: Frimberger

Wie die Zukunft im Landkreis Cham aussehen wird, muss sich vor allem auch an der Jugend orientieren. Deswegen hört sich Landrat Franz Löffler die Sorgen und Nöte junger Menschen an. In Furth im Wald drückt der Schuh vor allem im Bereich der Mobilität.

Schüler der Mittel- und Realschule, des Pädagogischen Bildungszentrums (PBZ) und der Berufsschule waren in den St. Georgssaal im Landestormuseum Furth im Wald gekommen, um Löffler von ihren Sorgen zu berichten. „Zukunft geht uns alle, vor allem auch die Jugend an“, sagte der Landrat und ergänzte: „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, das wirkt sich später aus.“

Furth im Wald: Zugverbindungen für Berufsschüler schlecht

Theo, Schüler an der Berufsschule, pendelt aus dem Landkreis Sulzbach-Rosenberg nach Furth im Wald ein. Er bezeichnete die Zugverbindungen als Katastrophe. Häufig gebe es Verspätungen, wobei man dann die Anschlusszüge verpasst und ewig warten muss, manchmal fielen Züge ganz aus. Anna, Schülerin am PBZ sagte: „Für uns wäre es überhaupt nicht möglich die Schule ohne Auto rechtzeitig zu erreichen.“ Und Daniela, ebenfalls am PBZ, ergänzte, ihre Tochter müsse um halb sechs Uhr morgens aufstehen, um den Bus rechtzeitig zu erreichen und sei dann viel zu früh an der Schule. Ebenfalls Schul-Verbindungsprobleme hat Realschülerin Christina. Sie hockt nach dem Nachmittagsunterricht eine Stunde rum, bevor sie nach Hause fahren kann. „Wenn Züge nicht pünktlich sind, ist das auch für mich ein Ärgernis“, bestätigte Löffler. Eine höhere Taktung, also mehr Züge, in kürzeren Abständen, seien kaum möglich. Dafür habe man derzeit zu wenig Gleise. Eine Elektrifizierung der Bahn und mehr Gleise seien aber in Planung.

Verbindungsprobleme drücken die Jugendlichen auch im Bereich Freizeit: Realschülerin Alina kritisierte, dass in Furth im Wald nichts los sei: Wenn man etwas unternehmen wolle, müsse man raus aus der Stadt. Spät abends stelle sich dann die Frage, wie wieder heim kommen. Emelie, Schülerin am PBZ, wünschte sich einen Treffpunkt in Furth im Wald. „Wenn du etwas machen willst, irgendwo hingehen, da gibt es nix.“ Angebote seien eben auch immer nur so gut, wie die Nachfrage, so der Landrat.

Im Bereich der Busverbindungen verwies Löffler darauf, dass Cham flächenmäßig der fünft größte Landkreis in Bayern und dazu nicht so dicht besiedelt sei. „Da ist es schwierig den ÖPNV zu organisieren.“ Er warb um Verständnis und verwies auch auf Rufbusse, die seit drei bis vier Jahren bestellt werden könnten. 15 Strecken habe man da inzwischen etabliert. Auch die App „Wohin-Du-willst“ könnte gute Dienste leisten. Aber es sei auch klar, dass es ohne Auto in unserer ländlichen Region kaum gehen wird. Er brachte den E-Scooter ins Spiel, mit dem man kürzere Strecken überwinden könne. Dementsprechend eindeutig die Aussage der jungen Leute möglichst schnell den Führerschein zu machen. Vermehrt den ÖPNV würden sie in Zukunft nur dann nutzen, wenn das Angebot wesentlich verbessert würde.

Die meisten der anwesenden Jugendlichen engagieren sich in Vereinen. Das gefiel Löffler. Leider sei das Angebot häufig nicht so transparent, merkte Christina an, die Tischtennis im Verein spielt. Für Außenstehende ist häufig nicht nachvollziehbar, wann und wo Training angeboten wird. Begeistert aufgenommen hat Löffler in diesem Zusammenhang den Vorschlag eine Plattform zu gestalten, auf der die Vereine im Landkreis die Möglichkeit haben, sich vorzustellen.

Lob und Kritik für digitales Angebot an Schulen

Lob und Kritik gab es für den Bereich digitales Leben. Von Top aufgestellt (Theo) über „das Angebot an Tablets ist seit Corona an Schulen besser geworden“ (Leonie), bis hin zu, die Schulen seien zwar gut ausgestattet, das Angebot werde aber nicht gut genutzt, weil einige Lehrer nicht damit umgehen könnten, war alles dabei. Kritisiert wurde auch, dass es Lücken im Mobilfunk gebe. Löffler brach im Gegenzug eine Lanze für Lehrer, die sich gerade während der Corona-Pandemie maximal bemüht hätten. Es sei ein Prozess, der in Zukunft weitergeführt werden müsse. „Und wenn Mobilfunk lückenlos funktionieren soll, dann brauchen wir auch Sendemasten, die sind aber häufig nicht so gewollt.“

Einen weiteren Kritikpunkt führte Berufsschüler Theo an: Seine Schule befindet sich zum Teil in einem sehr schlechten Zustand. Das Problem sei bekannt, antwortete Löffler, man arbeite an einer Lösung auch wenn eine „Generalsanierung nicht sofort gehen wird.“

Gefragt nach dem, was ihnen in und um Furth im Wald besonders gut gefällt fielen spontan die Schlagworte: Natur, Brauchtum, Drachenstich und die entspannte Lebensweise.

Auffällig war, dass viele Schüler bereits konkrete Zukunftspläne oder schon einen Ausbildungsplatz in Aussicht haben. In einer Zeit in der Fachkräftemangel herrscht, „seit ihr die Nadel im Heuhaufen. Besonders freut es mich zu sehen, dass auch Pflegeberufe gewählt werden.“