Mit über 40 Stichen genäht
Beim Schwammerlsuchen im Lamer Winkel überrascht: Luchs verletzt Hund schwer

10.11.2022 | Stand 15.09.2023, 3:05 Uhr
Alois Dachs

Mit mehr als 40 Stichen musste der Magyar Viszla nach dem Angriff des Luchses in der Tierklinik genäht werden.

Ein mittelgroßer Hund, der am 25. September in einem Wald zwischen Schwarzeck und Kaitersberg seinen Besitzer beim Schwammerlsuchen begleitete, wäre beinahe durch den Angriff eines Luchses ums Leben gekommen.



Am Spätnachmittag stieß der in Rufweite seines Besitzers freilaufende Hund offensichtlich auf den Luchs, der in einem an einen alten Wanderweg angrenzenden Waldstück ein Reh gerissen hatte und seine Beute verteidigte. Roland Heigl, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting, rät deshalb dringend, Hunde im Wald an der Leine zu führen.

Luchs mit DNA identifiziert

Seit Wochen ist der Luchs-Angriff ein Thema in der Jägerschaft und bei Hundebesitzern. Der Luchskoordinator der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting, Heinrich Moser, wollte mit einer Veröffentlichung des Sachverhalts allerdings warten, bis die offizielle Bestätigung des Veterinärmedizinischen Instituts der Universität Wien vorliegt, die das Halsband des verletzten Hundes auf DNA-Spuren untersuchte. Im Befund der Forschungsstelle für Wildtierkunde und Ökologie vom 21. Oktober heißt es: „Die analysierte Probe enthält DNA, die eindeutig dem Luchs zugeordnet werden kann.“

Der Sachverhalt: Der Schwammerlsucher war am 21. September im dichten Wald der Kaitersberg-Region mit seinem Magyar Viszla unterwegs. Der Hund lief frei, aber in Sicht- und Rufweite des Besitzers, der auf den unbedingten Gehorsam seines Vierbeiners vertraute. Plötzlich vernahm der Hundebesitzer für eine halbe Minute lautes Jaulen seines Tieres. Er machte sich auf die Suche, konnte den Hund aber trotz mehrstündiger Suche bis zur Dunkelheit nicht finden. Am nächsten Tag zeigte ein Labrador, der mit seiner Halterin unterwegs war, an, dass er eine Witterung aufgenommen hatte. Unter kleinen Bäumen entdeckte die Frau den schwer verletzten und verängstigten Hund des Schwammerlsuchers 150 Meter vom mutmaßlichen Ort des Zusammenstoßes mit dem Luchs entfernt. Bereits in der Tierklinik wurde aufgrund der Verletzungen vermutet, dass es sich bei dem Kontrahenten um einen Luchs gehandelt haben könnte. Mit über 40 Stichen wurden die Wunden des Hundes im Brust- und Bauchbereich genäht.

Luchs sieht Hund als „Nahrungskonkurrenten“

Nachdem der Luchskoordinator der BJV-Kreisgruppe über den Vorfall informiert wurde, nahm er Kontakt mit dem Hundebesitzer und dem Jagdpächter auf. Er informierte außerdem die Untere Jagdbehörde beim Landratsamt Cham, die das Landesamt für Umwelt einschaltete.

Der Jagdausübungsberechtigte suchte die Umgebung an der Fundstelle des verletzten Hundes im Revier ab. Schnell wurde ein Riss von einem Reh gefunden.

Weil Jagdpächter und Luchs-koordinator Wildkameras am Riss aufgestellt hatten, konnte ein Luchs abgelichtet werden. Da das Reh eine Woche nach dem Vorfall bereits völlig vom Luchs verspeist war, ist davon auszugehen, dass dieser zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes einen frischen Riss hatte, der Hund in dessen Nähe kam und als „Nahrungskonkurrent“ vertrieben werden sollte.

Jäger warnen: Hunde unbedingt anleinen

Die Jäger weisen darauf hin, Hunde im Wald unbedingt angeleint zu führen. Im Bereich der BJV-Kreisgruppe Bad Kötzting sind mehrere Luchskatzen mit Jungtieren unterwegs, wie aus dem Luchsmonitoring bekannt ist. Für freilaufende Hunde im Wald besteht die Gefahr, mit Luchsen konfrontiert zu werden, sagt Kreisgruppenvorsitzender Roland Heigl.

Der Landesjagdverband Bayern übernahm die Kosten für die DNA-Untersuchung des Hundehalsbandes an der Uni Wien. Ungeklärt ist dagegen noch, wer die rund 900 Euro Tierarztkosten für die Behandlung des verletzten Vierbeiners in der Miltacher Tierklinik übernimmt.

Zuständig wäre nach Ansicht des BJV das Landesamt für Umwelt, das einen entsprechenden Ausgleichsfond für Schäden durch Große Beutegreifer wie Luchs und Wolf verwaltet.