Hundetraining in Lohberg
Schnüffler im Tierpark: Die Rettungshundestaffel aus dem Bayerwald

10.10.2022 | Stand 15.09.2023, 3:23 Uhr
Die Rettungshundestaffel Bayerwald demonstrierte im Bayerwald-Tierpark Lohberg ihre Aufgabenpalette. −Foto: Frisch

Als die 15 Hundeführer im Bayerwald-Tierpark eintrafen, setzte der vorhergesagte Regen ein. Dennoch war das angekündigte öffentliche Training vor Zuschauerkulisse nicht abgesagt worden, und jene Besucher, die der ungemütlichen Witterung trotzten, fanden es sehr interessant, sich Eindrücke von der Arbeit mit den Hunden zu verschaffen.

Der Grund des Aufenthalts der Rettungshundestaffel Bayerwald um Vorsitzende Susanne Melichar war der „Wolf-Hunde-Tag“. Die fachliche Leiterin des Tierparks, Claudia Schuh, hat den Aktionstag schon Jahre im Jahresprogramm, allerdings sorgte auch hier die Pandemie für Aussetzer 2020 und 2021. „Wir sind total froh, dass wir hier trainieren dürfen. Das ist keine Selbstverständlichkeit“, bedankte sich Susanne Melichar.

Suchpraktiken der Hunde

Die Rettungshundestaffel rückte mit beiden Einsatzbussen an, um die Besucher über ihr Equipment und insbesondere die einzelnen Suchsparten aufzuklären. Im Tierpark wurde sowohl mit den Flächensuchhunden als auch den Mantrailern gearbeitet.

Die Flächensucher hatten ihre Nase vorwiegend im Bereich um und oberhalb des Spielplatzes am Boden. „Dort versteckten wir Personen, die unsere Vierbeiner aufspüren mussten“, erklärte Melichar die Vorgehensweise dieser Sparte. Die Mantrailer waren auf den Wegen unterwegs, wobei sich eine Person entfernte. Die Freunde auf vier Pfoten erschnüffelten daraufhin deren Richtung und Aufenthaltsort aufgrund des sogenannten Individualgeruchs, der einem Fingerabdruck gleicht.

Natürlich waren einesteils die Menge an Spuren des vielbesuchten Bayerwald-Tierparks und andererseits die Ablenkung durch die Gehege- und Volierenbewohner eine Herausforderung. „Die Vierbeiner waren schon einen Augenblick irritiert, als bei der Spurensuche zum Beispiel die Kraniche schrien, oder sie plötzlich nahe beim Elch standen“, nannte die Fachkraft Beispiele. Aber trotz dieser „heftigen Ablenkung“ hatten sich die Hunde schnell gefangen und verrichteten ihren Job. „Dass ist für uns das Spannende, wie unsere Hunde mit solchen Situationen umgehen“, erläuterte die Oberstudienrätin.

Die Staffel Bayerwald hatte vom kleinen Dackel bis zum großen Jagdhund so ziemlich alles dabei. „Es ist eine bunte Mischung. Die kleinste ist heute die Dackelmixdame Amy“, stellten die Insider den interessierten Zuschauern ihr „Kontingent“ vor.

Auch der Ausbildungsstand war breit gefächert von Anfängern bis zu geprüften Hunden. „Ja, und wie lernen sie überhaupt, Abgängige zu suchen?“, lautete eine häufige Frage. Die Fachleute beginnen damit, dass sie ihrem „Lehrling“ spielerisch beibringen, dass sie an dem Fundort des Vermissten ihr Lieblingsleckerli oder -spielzeug erhalten. „Es wird dann immer schwieriger“, berichtete Susanne Melichar über die langsame Steigerung. Am Anfang sieht der Hund noch, wie die Person wegläuft, später muss er sie „auf eigene Faust“ aufspüren. Er habe stets sein Lieblingsleckerli in Aussicht, und das sporne ihn an. Durch die Belohnung bricht er im Training und Einsatz mit dieser Erwartungshaltung auf.

Dem Wolfsrudel nahe

Natürlich will man beim „Wolf-Hunde-Tag“ im Tierpark auch dem Wolfsrudel nahe sein, und das glückt am besten bei einer Wolfsfütterung, die Claudia Schuh kommentierte. Der Regen hatte inzwischen eine Pause eingelegt, dennoch hatte er etliche Besucher verscheucht. Jene, die geblieben waren, inklusive die Ehrenamtlichen der Rettungshundestaffel, bereuten es nicht.

In den Lohberger Gehegeanlagen lebt ein Rudel europäischer Grauwölfe. Wenn einer der Tierpfleger mit einem Eimer Rindfleischstücke anrückt, bleiben die Gehegebewohner beim Abholen der Brocken äußerst vorsichtig. Als erster traut sich der Rangniedrigste an die Futterausgabestelle. Nach und nach schleichen sich die Artgenossen an.

Der Wolf lebt im Unterschied zu anderen Raubtieren der hiesigen Fauna in sozial-organisierten Verbänden. „Rüden und Fähen haben getrennte Rangordnungen“, informierte die Tierärztin. Der Rang wird durch lebhaftes Mienenspiel, Knurren, Drohen und Imponieren demonstriert.

Durch Scheinbeißereien werden Rangordnungskämpfe gleichstarker Tiere begleitet. „Ernsthafte Verletzungen tragen sich allerdings selten zu“, beschrieb Claudia Schuh die oft fälschlich interpretierten Gebärden der Wölfe.

Auch wenn theoretisch mit einer Wiederansiedlung des Wolfes in Mitteleuropa zahlreiche wildbiologische Fragen eine günstigere Lösung erfahren könnten, erscheint ein solcher Plan bei der intensiven Besiedlung und Kultivierung der Landschaft heute wirklichkeitsfremd. Die Angst, Wölfe würden die Menschen als leichte Beute angreifen, sei freilich übertrieben. Ein gesunder Wolf sei keine Gefahr für den Menschen, betonte auch Claudia Schuh.

− kfl