Wirtschaft
Top Clean ist Vorzeigebetrieb

Staatsminister Hubert Aiwanger zeichnete die Wäscherei Top Clean als „Gestalter im Team Energiewende Bayern“ aus.

06.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:22 Uhr
Die Auszeichnung für die Wäscherei Top Clean nahm Geschäftsführer Marco Pongratz (re.) entgegen. −Foto: Johannes Bodensteiner

Die direkte Verleihung des Preises „Gestalter im Team Energiewende Bayern“ wäre bereits im November 2021 im Dorfstadl geplant gewesen. Sie musste jedoch wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Am Montag wurde die Auszeichnung nun über ein Webinar nachgeholt. Die Anerkennung verleiht das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie an Unternehmen und Personen oder Kommunen, die sich besonders um die dezentrale Energiewende verdient machen und diese aktiv vorantreiben.

„Die Verbrennung von Holz geriet immer wieder durch die Feinstaubdiskussion in Misskredit, wobei man dabei oft vergisst, dass sich die Technik sehr stark weiterentwickelt hat“, bedauerte Emanuel Schlosser, stellvertretender Leiter des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) in Straubing.

In Bayern verfüge man über sehr gute Zuwachszahlen von zehn Festmetern pro Hektar, sagte Staatsminister Hubert Aiwanger. Vor Jahrzehnten waren hier deutlich weniger zu verzeichnen. „Gerade in den letzten Wochen seit dem Ukrainekrieg melden die Ofenbauer eine erhöhte Nachfrage nach Pellet-/Scheitholzofen und Hackschnitzelheizungen“, teilte der Staatsminister mit. Bis vor wenigen Jahren habe es die Situation gegeben, dass selbst bei Waldbauern das Holz im Wald verfault sei, weil das Heizöl billiger war.

Günstiger als fossile Konkurrenz

Mit einem Ster Holz lassen sich in etwa an die 150 bis 200 Liter Heizöl ersetzen. Dies zeige das wirtschaftliche Potenzial der Holznutzung. Die Nachfrage nach Technik, Wissen und nach dem Energieträger Holz war lange nicht mehr so groß wie in den vergangenen Wochen. „Diesen Trend sollten wir ausnutzen und gezielt bedienen“, betonte der Staatsminister. Die Pelletpreise seien zwar gestiegen, zuletzt auf über 300 Euro pro Tonne, aber wenn eine Tonne rund 450 Liter Heizöl ersetzt, sei es immer noch günstiger als die fossile Konkurrenz.

„Wir dürfen uns auch nicht von immer mehr Stilllegungsfantasien verrückt machen lassen“, warnte Hubert Aiwanger. Jeder habe die Debatten um weitere Nationalparks in den vergangenen Jahren mit verfolgt. „Es wäre geradezu eine Sünde, unsere Buchenwälder unter Naturschutz zu stellen und parallel mit Öl die Wärme zu gewinnen“, so der Staatsminister.

Ein vorzeigbares Beispiel sei die Top Clean-Wäscherei in Lohberg, die ihre Firma mit Prozesswärme betreibt und damit 500 000 Liter Heizöl ersetzt. „Das sind täglich fast zwei Kubikmeter Heizöl, und das in einer einzigen Firma!“ Jedes Stück Holz, das fossile Energieträger verdrängt, spare das Ausstoßen von CO2. Es gebe eine natürliche Grenze beim Alter der Bäume. Dann fallen sie entweder dem Borkenkäfer oder dem Sturm zum Opfer. „Wir können ein sehr gutes Gewissen haben, wenn wir weiterhin Holz vermarkten“, ist der Staatsminister überzeugt. „Die Investition von Marco Pongratz hat uns sehr beeindruckt. Wir haben sie gerne unterstützt“, kommentierte Aiwanger.

Marco Pongratz ist Geschäftsführer und Inhaber der Top Clean-Wäscherei in der zweiten Generation. Das Unternehmen wurde 1984 von seinem Vater Helmut Pongratz gegründet. In der Zwischenzeit entwickelte man sich zum Vollversorger im Bereich Textilwesen. „Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt uns als Unternehmer seit jeher“, berichtete Marco Pongratz. Eine Wäscherei sei sehr energielastig in Sachen Strom und Wärme. „Natürlich war dies eine unserer größten Baustellen für die Zukunft“, erinnerte sich der Geschäftsführer. „Eine Pelletanlage in dieser Dimension mit zwei Megawatt Heizleistung wurde damals sehr kritisch betrachtet bzw. barg ein großes Risiko“, blickt Unternehmer Pongratz zurück.

Ein Wettbewerbsvorteil

„Es war ein Wagnis, das wir nie bereut haben!“ Top Clean spare der Umwelt je nach Auslastung zwischen 1,2 und 1,5 Tonnen CO2-Ausstoß jährlich und somit seit Inbetriebnahme über zehn Millionen Kilogramm CO2 im Vergleich zur vorherigen Heizölanlage. „Wir haben uns auf dem Markt als nachhaltige Wäscherei positioniert“, so Pongratz über den Wettbewerbsvorteil. Der Rohstoff stamme aus der Region, nämlich aus Deggendorf. „Kurze Transportwege waren uns wichtig“, betont der Geschäftsführer.

Die Anlage laufe jetzt im achten Jahr problemlos und ohne zusätzliche Kosten. „Die nachhaltige Energiewende ist nicht ein Thema für die Zukunft, sondern hätte schon lange besser vorangetrieben werden müssen. Wir sollten nicht warten, bis uns die fossilen Energieträger ausgehen oder uns jemand den Hahn abdreht, sondern regional und nachhaltig denken“, schloss der Unternehmer. (kfl)