Tiere
Warten auf Luchs-Nachwuchs in Lohberg

Auf den letzten Fotos war Katze Bonnie noch trächtig. Eine Bachelorarbeit untersucht das Zusammenspiel von Reh und Luchs.

29.09.2019 | Stand 16.09.2023, 5:18 Uhr

Vielleicht gibt es schon Jungluchse im Lamer Winkel, vielleicht noch nicht. Der Luchs-Koordinator wartet noch auf Beweisbilder. Foto: Maria Frisch

Luchskoordinator Heinrich Moser und die Jäger im Lamer Winkel führen das Luchsmonitoring fort. Vor Kurzem vereinbarte Moser eine wichtige Zusammenarbeit mit Game Conservancy Deutschland. Im Zuge dieser Zusammenarbeit wird eine Bachelorarbeit erstellt, die sich mit der Population des Rehwilds bei Anwesenheit des Luchses befasst.

Zudem ist es in diesem Jahr zum ersten Mal gelungen, eineDokumentation und einen Luchsnachweismit der Katze Bonnie von der Paarungszeit bis zur Aufzucht ihrer mindestens zwei Jungen festzuhalten, erklärt Heinrich Moser. Schon lange wartet er auf erste Aufnahmen vom Nachwuchs der Luchsin Bonnie, welche seit über einem Jahr „ihr“ Revier rund um die Dörfer im Lamer Winkel hat.

Warten auf weitere Bilder

Auf Fotos von Wildkameras war Bonnie in der zweiten Maiwoche deutlich „dick“ zu sehen. Schon damals vermutete man, dass sie Nachwuchs bekommen würde.

Hat man in den letzten Jahren den Nachwuchs meistens schon im August gesichtet, dauert es heuer einen Monat länger. Man wartet nun auf weitere Bilder, da die Luchsin mit ihren Jungen weiterziehen muss, weil dort, wo sie die Jungen wochenlang aufgezogen hat, keine Nahrungsquelle mehr vorhanden ist. Beim letzten Riss vor drei Wochen, nahe der Ortschaft Schwarzenbach, wurde sie noch ohne Junge mit Bildern und Videos aufgezeichnet.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich eine Verschiebung einzelner Reviere im Lamer Winkel entgegen den Uhrzeigersinn abzeichnet. Die Katze Marie ist längst 15 Kilometer Richtung Nordwesten abgewandert, die beiden Kuder Kristof und Gregor, die früher noch im Lamer Winkel waren, hielten sich ebenfalls Richtung Tschechien auf und – sofern die Informationen stimmen – sind beide in Tschechien gänzlich verschwunden. Auf der Suche nach Experten in Sachen Wildforschung wurde Heinrich Moser bei Game Conservancy Deutschland fündig. Die Organisation befasst sich unter anderem mit der nachhaltigen Bewirtschaftung von Wäldern in Mitteleuropa, internationalem Wildlife-Management und ökosystemgerechter Jagd. Der Geschäftsführer von Conservancy Deutschland, Dr. Daniel Hoffmann, besuchte bereits Luchskoordinator Heinrich Moser und ließ sich in die Situation vor Ort einweisen.

Begleitet wurde Dr. Daniel Hoffmann von einem Studenten aus Hamburg. Dieser wird eine Bachelorarbeit zum Thema „Populationsentwicklung und Veränderungen des Raum-Zeit-Verhaltens von Rehen bei Anwesenheit des Luchses“ erarbeiten. Die Revierkarte der Gemeinde wird im Zuge der Bachelorarbeit digitalisiert. In der Karte werden auch alle Kamerastandorte eingetragen und gekennzeichnet. Insgesamt wurden im Luchsjahr 2018/19 38 Luchsrisse im Lamer Winkel gefunden. Diese und alle anderen dokumentierten Risse werden in der Bachelorarbeit kurz beschrieben und ebenfalls digital im GIS erfasst.

1996 bis 20002000 bis 2005:2003: Seit 2006Seit 2012:Seit 2012:Seit 2013:
: Studium der Biogeographie an der Universität des Saarlandeswissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Trier, Institut für Angewandte BiogeografieDissertation am Institut für Biogeografie: Populationsdynamik und -entwicklung des Feldhasen in Schleswig-Holstein im Beziehungsgefüge von Klima, Prädation und Lebensraum.: wissenschaftlicher Mitarbeiter (Teilzeit) Universität Kiel, Institut für Natur- und RessourcenschutzInhaber Institut für Artenschutz und WildtierforschungLandesjägermeister der Vereinigung der Jäger des Saarlandes KdöRgeschäftsführender Direktor der Game Conservancy Deutschland (kfl)

Heinrich Moser fand auch eine alte Karte (Feller 1909) des Lamer Winkels, in dem die dreiseitig geschlossene Tallage deutlich wird. Vergleichend mit Daten von Heinrich Haller, wäre eine Ausrottung des Rehwildes durch den Luchs aufgrund der besonderen geografischen Lage denkbar. Gegebenenfalls könnte hier ein digitales Höhenmodell eingesetzt werden – falls das Ganze für die Bachelorarbeit nicht zu aufwendig wird.

Räumliche und zeitliche Analyse

Das Netz an Wildkameras ist erfasst und wird in einem geografischen Informationssystem dargestellt, so dass räumlich und zeitliche Analysen durchgeführt werden können. Neben den Nachweisen des Rehwildes auf den Kameras kann zur Komplementierung auf reviergenaue Jagdstreckendaten zurückgegriffen werden. Derzeit ist anhand reduzierter Abschusszahlen in den vergangenen Jahren von einer deutlichen Reduktion der Rehwildpopulation auszugehen. Ziel der Arbeit ist die Darstellung der Luchs- und Rehwildpopulationen und die jeweilige Dynamik in der Region anhand der Kameradaten. Es sollen die räumlich-zeitlichen Interaktionen beider Tierarten dargestellt und analysiert werden.

Unterdessen werden die Zahlen des Luchskoordinators bereits ausgewertet. Interessant ist, dass die Luchse tagaktiver werden. Den Luchsen reiche die Zeit in der Nacht nicht mehr, um genügend Nahrung zu finden, sagt Moser. Die Aktivität der Luchse halte sich mit Tag und Nacht in etwa die Waage.