Pfleglinge in Lohberg
„Willi Wiesel II“ und Marder-Kind sind neu im Tierpark

25.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:41 Uhr
Maria Frisch

Das Marderkind „Dori“ erhält noch regelmäßig ihr Fläschchen.

Die fachliche Leiterin des Bayerwald-Tierparks, Claudia Schuh, lässt bei den Kindernachmittagen in den Gehegeanlagen gerne einen erzieherischen Aspekt einfließen. Beim Aktionsnachmittag in der vergangenen Woche hatte sie gerade zwei neue Pfleglinge erhalten, die sie in den Fokus rückte, und für die die jungen Teilnehmer auf Anhieb Feuer und Flamme waren.

Zum einen war das ein Marderkind, das sich noch im Flaschenalter befindet, so dass die Buben und Mädchen zusehen konnten, wie die kleine „Dori“ genüsslich ihre Mahlzeit trank und dann zu einem Schläfchen wieder in ihren Korb wollte.

Claudia Schuh hatte aber noch ein zweites „Raubtier“ in ihrer Obhut, das ungefähr zehn Wochen alt war, aber wegen seiner geringen Körpergröße so gar nicht wie ein Raubtier anmutete. Es handelte sich dabei um ein Wiesel, das wegen seines fortgeschrittenen Alters bereits Küken verzehrt. Da die fachliche Leiterin erst vor rund einem Jahr ein Wiesel aufgepäppelt und dann ausgewildert hatte, das den Namen „Willi“ trug, „taufte“ sie ihren neuerlichen Pflegling kurzerhand „Willi Wiesel II“.

Das quirlige Tierchen tauschte am Mittwoch erstmals seinen Korb mit einem Gehege. Das hatten die Kinder nach seinen Bedürfnissen beim Hochmoor vorbereitet. Die Einrichtung war schon eine kleine Herausforderung, und es wurde überlegt, welche natürliche Umgebung dem Bewohner gerecht würde. Die Inbesitznahme durch das Wiesel war für die Buben und Mädchen besonders interessant und verbunden mit einer Portion Selbstbestätigung. Scheinbar gefiel dem Winzling sein neuer Lebensraum. „Wenn er auf Dauer imstande ist, feste Nahrung zu sich zu nehmen, ziehen wir in Betracht, ihn bei guter körperlicher Verfassung freizulassen“, sagte Claudia Schuh. Sie wolle sich erst sicher sein, dass „ihr Gast auf Zeit“ es schafft, völlig auf sich gestellt zu sein.

Die Fachfrau aus Furth im Wald unterhält einige Kontakte zu Auffangstationen und wurde im Falle des Wiesels um Unterstützung gebeten. „Willi Wiesel II“ hatte somit eine Chance erhalten, ohne seine Tiereltern ins Leben zu finden. Ein ausgewachsenes Wiesel frisst hauptsächlich Mäuse, ist also doch ein kleines Raubtier.

Die Veterinärin vermittelte einiges Wissen über das Wildtier und die Art und Weise, wie man dem Gestrandeten helfen könne. Die Kinder hatten Ideen, wie das Quartier des Fellträgers aussehen sollte. Gleichzeitig hingen ihre Augen beständig an dem Zwerg, den sie sehr süß fanden. Die Tierliebe war geweckt. Claudia Schuh legte Wert auf Eindrücke wie Fühlen und Riechen. Nebenbei wurde die Lebensweise besprochen, was wahrscheinlich einprägsamer als so manche Biologiestunde war.

„Natürlich macht es Freude, wenn die Aufzucht gelingt, aber dazu bedarf es grundlegender Kenntnisse und viel Einfühlungsvermögen“, ließ sie durchblicken, was ihr die Buben und Mädchen durch die gewonnenen Erfahrungen ohne Weiteres abnahmen.

Die Fortschritte des Zöglings machen freilich den Aufwand wett. Natürlich sollte klar sein, dass der oder die Waise nur eine gewisse Zeit der Hilfe bedarf und dann zweckmäßigerweise zu den wilden Artgenossen zurückkehrt.