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YouTuber Weinfurtner: UNIMOG-Verrückt

Ludwig Weinfurtner aus Lohberg dreht YouTube-Videos über seinen UNIMOG und spricht dabei Dialekt. Sein Erfolg gibt ihm Recht.

06.01.2021 | Stand 16.09.2023, 4:30 Uhr
Ludwig Weinfurtner dreht YouTube-Videos über seinen UNIMOG und spricht dabei Dialekt. −Foto: Senger

Ludwig Weinfurtner findet UNIMOGs so umwerfend, er würde sich glatt von einem überfahren lassen. Gut, als stolzer Besitzer eines UNIMOG 411 weiß er, dass er bei einer Bodenfreiheit von rund 40 Zentimetern nur einen Windzug spüren würde. „Da kann man sogar eine richtige Wampe haben“, sagt er. Dabei liegt er schon unter dem Getriebe und deutet den noch zur Verfügung stehenden Platz über seinem Bauch an. Um die Vorzüge des UNIMOG zu demonstrieren, ist er, zwischen den hohen Reifen, unter der Stoßstange hindurch unter das Fahrzeug gekrochen.

20 000 Abonnenten auf YouTube

Weinfurtner ist es gewohnt, die Vorzüge von UNIMOGs aller Art vor der Kamera zur Schau zu Stellen. Rund einmal pro Woche präsentiert er auf seinem YouTube-Kanal tausenden Menschen Videos aus dem Kosmos der mobilen Landtechnik. „Bayerische Videoleidenschaft“ steht als Slogan unter seinem Kanal, den rund 20 000 Menschen abonniert haben. Daneben der Dreiklang: „Unimog. Landwirtschaft. Unterhaltung.“

In den Anfängen des Kanals habe noch letzteres dominiert. In einem frühen Video posiert er mit Trachtenhut und zeigt, wie er ein traditionelles Gericht aus seiner Heimat nachkocht: Kartoffelsterz. Mit gemischten Reaktionen. Manche Kommentare stören sich an seinem Dialekt, den Weinfurtner in seinen Videos kein Stück zurückfährt, auch wenn er weiß, dass er seine Zielgruppe damit einschränkt. „Preißn meine ich nicht abwertend, aber Saupreißn sind die, die mir sagen wollen, dass ich minderwertig bin, wenn ich Bayerisch rede“, sagt der 20-Jährige, angesprochen auf einen Kommentar unter einem seiner Videos.

„Der UNIMOG ist auf der ganzen Welt.“Ludwig Weinfurtner

Weinfurtner geht bewusst in die Nische. „Meine Zuschauer kommen von überall her, sogar von Übersee“, sagt er. All diejenigen, die UNIMOG-Content sehen wollen, haben wirklich Lust auf die Videos. Er sagt, dass den meisten der Dialekt egal sei: „Der UNIMOG ist auf der ganzen Welt.“

Weinfurtners Familie kommt aus Lohberg, „im tiefsten Bayerischen Wald“, wie Weinfurtner sagt. Er ist stolz auf seine Herkunft, schließlich habe der Ort im Landkreis Cham deutschlandweit die größte UNIMOG-Dichte pro Einwohner. Nach Trasching bei Roding sei die Familie gezogen, „weil wir Platz gebraucht haben“. Ludwig hat sieben Brüder und zwei Schwestern. „Und der UNIMOG ist irgendwann nachgekommen“.

Vor 35 Jahren habe sein Opa das „Universal-Motor-Gerät“ gekauft: „Der Opa ist schon die letzten 50 Jahre im Wald beschäftigt gewesen. Der hat mit Pferden angefangen, Holz zu reißen.“ Dann hat sich der Opa einen UNIMOG gekauft, einen 411.119, Baujahr Mitte der 1960er-Jahre, schätzt Weinfurtner. Die Geschichte des UNIMOG, den er vor ein paar Jahren von seinem Opa übernahm, will er bald für ein Video nacherzählen.

Seit Weinfurtner 12 Jahre alt ist schraubt er an dem Fahrzeug. Er habe schon länger gewusst, dass er das Fahrzeug mal übernimmt. „Aber ich bin Azubi, deswegen muss ich schon etwas arbeiten, damit sich der UNIMOG erhält.“ Dafür komme YouTube gerade recht, sagt er. Seit zwei Jahren macht Weinfurtner eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker für Rohrsystemtechnik. Die dabei erlernten Fähigkeiten helfen ihm bedingt bei der Arbeit am UNIMOG. „Schweißen muss man immer können, das ist nicht schlecht“, sagt er. „Aber es sind halt Flansche und keine Felgen“.

Die Schichten in der Ausbildung legt sich Weinfurtner früh in den Morgen, damit nachmittags noch Zeit für YouTube bleibt. Mindestens 20 Wochenstunden Arbeit müsse er in den Kanal investieren, um regelmäßig veröffentlichen zu können. Für die Reichweite sei das entscheidend. Weinfurtner glaubt, dass seine Videos erfolgreich sind, weil er die UNIMOGs im Einsatz zeige: „Die wenigsten trauen sich, mit den alten Fahrzeugen noch zu arbeiten. Die fahren die höchstens am Sonntag mal spazieren“, sagt er. „Weil das geht ja! Der ist klein, der ist wendig, im Wald ideal.“

Seit Erstellen des Kanals im März 2015 verbucht YouTube rund 7,5 Millionen Aufrufe auf seine Videos. Die dabei generierten Werbeeinahmen investiere er direkt wieder in seinen UNIMOG oder in seine Video-Ausstattung. Den Schnitt erledigt er in einer Dachbodenwohnung in Trasching. „Gelernt hab ich das nirgends“, sagt er, „ich mache es so, wie es mir auch gefallen würde.“

Ludwig Weinfurtner ist Protagonist der sechsten Folge der Reportage-Reihe Überpfalz.Abonnieren Sie hier den Kanal, um keine Folge zu verpassen.