Fernsehn
Die Nazi-Hinrichtung in Michelsneukirchen

Zentrales Thema im Film„Verbrechen Liebe“ von Thomas Muggenthaler ist die Erhängung eines polnischen Zwangsarbeiters.

28.05.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Die Geschichte des polnischen Zwangsarbeiters Julian Majka ist ein Schwerpunkt in dem Film. Er wurde am 18. April 1941 in Michelsneukirchen erhängt, weil er eine deutsche Frau liebte. −Foto: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Verbrechen Liebe“ heißt der Film, für den Thomas Muggenthaler mit dem Bayerischen Fernsehpreis in der Kategorie „Information“ ausgezeichnet wurde. Die Dokumentation, die in BR gesendet wurde, basiert auf dem gleichnamigen Buch, das 2010im lichtung Verlag erschienenist.

Ein bisher besonders tabuisiertes Kapitel der NS-Zeit wird hier aufgearbeitet. Thomas Muggenthaler stieß vor ein paar Jahren auf Akten, die die Hinrichtung von über 20 polnischen Zwangsarbeitern in Niederbayern und der Oberpfalz dokumentieren. Sie wurden 1941 bis 1943 in der Nähe des Arbeitsplatzes, an dem sie als „Ostarbeiter“ eingesetzt waren, erhängt, weil sie „verbotenen Umgang“ mit deutschen Frauen hatten.

Ein zentrales Thema der Dokumentation sind Fotos, die bei Recherchen der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg entdeckt wurden. Die Bilder dokumentieren die Hinrichtung des 28-jährigen polnischen Zwangsarbeiters Julian Majka am 18. April 1941. Der Ort der Tat war anfangs nicht bekannt. Recherchen von Thomas Muggenthaler deckten auf: Majka wurde in einem Wald bei Michelsneukirchen im Landkreis Cham erhängt. Sein „Verbrechen“: eine Liebesbeziehung mit einem deutschen Mädchen, das von ihm schwanger war.

Mehr als 130 polnische Frauen und Männer mussten sich den mitten im Wald bei Michelsneukirchen Erhängten ansehen, bevor er von einem provisorischen Galgen losgeschnitten und in einen Sarg gebettet wurde.

BR-Reporter Thomas Muggenthaler recherchierte schon seit Jahren für seine Reportage-Serie „Verbrechen Liebe“ in der Oberpfalz. In diesem Zusammenhang überließ ihm ein Zeitzeuge in diesem Frühjahr auch ein Foto von der Stelle, an der der Pole Julian Majka exekutiert worden sein soll – aufgenommen wenige Monate nach der Tat.

Muggenthaler ließ die Bilder von dem Forstsachverständigen Alois Schambeck aus Regensburg sowie von Anton Fischer, Professor auf dem Fachgebiet Geobotanik am Wissenschaftszentrum Weihenstephan, untersuchen. Bestimmte Merkmale an den Bäumen und die Giebelstruktur der Häuser am Ortseingang von Michelsneukirchen ließen keinen Zweifel offen: Hierin Michelsneukirchen war die Stelle, an der die erste Hinrichtung im Bereich der Gestapo-Stelle Regensburg durchgeführt wurde.